Ich kann das PJ-Tertial in der Gynäkologie am Klinikum Großhadern nicht empfehlen.
Positiv hervorzuheben ist die Organisation im Vorfeld: Es gibt einen Rotationsplan, aus dem hervorgeht, wann man auf welcher Station bzw. in welcher Abteilung eingeteilt ist, und die zuständige Sekretärin ist bei organisatorischen Fragen sehr engagiert und hilfsbereit.
Im klinischen Alltag zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Trotz festgelegter Rotationen kommt es häufig vor, dass PJ-Studierende für Blutentnahmen, Patientenfahrdienste oder ähnliche Tätigkeiten von geplanten Einsätzen (z. B. Polyklinik) abgezogen werden. Dadurch gehen wichtige Lernmöglichkeiten verloren.
Zwar sind die meisten Ärztinnen und Ärzte im Umgang freundlich und wertschätzend, dies ändert jedoch leider nichts daran, dass PJ-Studierende überwiegend für nicht-ärztliche bzw. nicht-klinische Aufgaben eingesetzt werden. Auf Nachfrage wurde dies mit dem Hinweis begründet, dass dies an einer Universitätsklinik halt so sei und man daran nichts ändern kann.
Auf Station besteht der Aufgabenbereich größtenteils aus Blutentnahmen, dem Legen von Zugängen, Botengängen, Telefondiensten sowie Patientenfahrdiensten. Eigene Patienten zu betreuen oder regelmäßig an Visiten teilzunehmen ist kaum möglich, da die unzähligen Blutentnahmen frühmorgens direkt erledigt werden müssen, damit man dann für den OP zur Verfügung steht. Strukturierte Lehre oder Teaching auf Station findet nicht statt, und ein vertieftes Kennenlernen gynäkologischer Krankheitsbilder ist unter diesen Umständen nicht möglich gewesen.
Hinzu kommt, dass im betrachteten Tertial zu wenige PJ-Studierende eingesetzt waren. Teilweise sollte ein einzelner PJ-Studierender gleichzeitig zwei Stationen sowie mehrere OP-Säle abdecken, was zu einer hohen Belastung und ständigen Unterbrechungen führte. Zudem wurde erwartet, dass PJ-Studierende selbst Blockpraktikanten organisieren, um Aufgaben zu delegieren, was nicht als Aufgabe von PJlern gesehen werden sollte. Die Erfahrungen im OP sind sehr unterschiedlich. Teilweise erklären die operierenden Ärztinnen und Ärzte viel und beantworten Fragen. Häufig wird man jedoch insbesondere bei Mammaoperationen hauptsächlich für logistische Tätigkeiten eingesetzt (z. B. Transport von Präparaten zur Radiologie und Zurückbringen der Befunde), was den Lernwert deutlich einschränkt.
Der PJ-Unterricht in der Gynäkologie ist theoretisch einmal wöchentlich vorgesehen, fällt jedoch auch mal ersatzlos aus. Bei Einsatz auf operativen Stationen war eine Teilnahme oft nicht möglich, da OP-Tätigkeiten priorisiert wurden und auf Unterrichtstermine trotz vorherigem Bescheid geben oft keine Rücksicht genommen wurde. Die Teilnahme an PJ-Unterricht anderer Fachrichtungen (Reanimationskurs etc.) ist nicht gewünscht/zeitlich nicht möglich.
Positiv hervorzuheben sind die Rotationen in die Geburtshilfe in der Innenstadt (Wochenbettstation und Kreißsaal), das Kinderwunschzentrum in Großhadern sowie die Polyklinik. In diesen Bereichen herrschte eine deutlich bessere Arbeitsatmosphäre, man durfte aktiv mitarbeiten, und es wurde Wert auf Lehre gelegt.
Zusammenfassend hängt die Qualität des PJ-Tertials stark von der jeweiligen Abteilung und den betreuenden Ärztinnen und Ärzten ab. Insgesamt überwiegen jedoch sehr stark Tätigkeiten, die wenig mit den eigentlichen Lernzielen des Praktischen Jahres zu tun haben. Wer nicht zwingend auf die 500Euro angewiesen ist, sollte sich daher überlegen, ein kleineres Haus zu wählen, in dem PJ-Studierende stärker in klinische Abläufe eingebunden werden und strukturierte Lehre stattfindet.