Ich habe mein Innere-Tertial an der SRH-Klinik Heidelberg absolviert. Leider überwiegen die negativen Erfahrungen deutlich, weshalb ich das Tertial dort nur eingeschränkt weiterempfehlen kann.
Der Alltag auf Station war geprägt von einer sehr hohen Belastung der PJler. Es gab extrem viele Blutentnahmen, die häufig ohne medizinische Notwendigkeit täglich durchgeführt wurden – meist aus Unsicherheit der Ärzte. Auch die täglichen Injektionen von Lasix mussten von den PJlern übernommen werden.
Darüber hinaus mussten wir alle Aufnahmen neuer Patienten vollständig selbst durchführen, ohne dass ein Arzt die Patienten im Anschluss sah. Dadurch trug man als PJler faktisch die alleinige Verantwortung für die Ersteinschätzung, was fachlich wie rechtlich bedenklich ist. Aufklärungen über invasive Eingriffe (z. B. Herzkatheter) wurden ebenfalls an uns delegiert – obwohl dies laut Gesetz eine nicht-delegierbare ärztliche Aufgabe ist.
Ein früheres Gehen war strikt untersagt. Der Chefarztstellvertreter hatte allen Ärzten ausdrücklich verboten, PJler vor 16:45 Uhr gehen zu lassen – was konsequent durchgesetzt wurde. Pausen waren zwar meist möglich, jedoch endete der Tag nahezu immer spät.
Leider waren die Möglichkeiten, etwas zu lernen oder in diagnostische Bereiche zu rotieren, stark eingeschränkt. Der Zugang zu interessanten Untersuchungen (z. B. Herzecho) wurde uns verwehrt, das Ultraschallgerät durften wir nicht selbst verwenden. Auch Rotationen auf die Neuro-Intensivstation oder in die Funktionsdiagnostik wurden häufig kurzfristig verweigert, da die Stationen auf die Arbeitskraft der PJler angewiesen waren.
Der PJ-Unterricht fand einmal wöchentlich statt – stets von 16:00 bis 16:45 Uhr, also unmittelbar vor Feierabend. Inhaltlich war er sehr einseitig (fast ausschließlich Kardiologie) und leider wenig interaktiv. Vorschläge, auch andere internistische Themen zu behandeln, wurden abgelehnt.
Das Arbeitsklima war stark abhängig vom jeweiligen Team. Während die Pflege überwiegend freundlich war und der Kaffee in der Stationsküche als kleine Motivation diente, war der Umgangston vieler Ärzte problematisch. Insbesondere eine Oberärztin fiel durch cholerisches und respektloses Verhalten gegenüber Ärzten, PJlern und sogar Patienten auf. Auch der Chefarztstellvertreter vermittelte den Eindruck, dass die PJler als Ersatz für die zahlreichen fehlenden Ärzte genutzt werden. Durch die hohe Fluktuation und den massiven Personalmangel bestand das ärztliche Team fast ausschließlich aus überforderten Assistenzärzten, was die Ausbildung zusätzlich erschwerte.
Die Vergütung betrug 600 € im Monat; das Essen in der Kantine („Cube“) war zwar gut, aber kostenpflichtig und nicht günstig. Bei Krankheit wurde keinerlei Rücksicht genommen – selbst bei offensichtlicher Erkrankung wurde verlangt, regulär zu arbeiten oder die Zeit nachzuholen. Fehltage werden von Dr. E. sehr streng gehandhabt; als Ausgleich kann man unentgeltliche Blutentnahmedienste übernehmen, die meist kürzer als ein normaler Arbeitstag dauern.
Ein kleiner organisatorischer Minuspunkt: Vor Beginn des Tertials wurden wir zu einem Anprobetermin für die Dienstkleidung gebeten – tatsächlich wurde jedoch nichts angepasst.
Positive Aspekte
* Freundliches Pflegeteam
* Gute Erfahrung auf der Neuro-Intensivstation (engagiertes, nettes Team)
* Tägliche Pausen meist möglich
* Kostenloser und sehr guter Kaffee
Fazit
Das PJ-Tertial an der SRH-Klinik Heidelberg war leider in weiten Teilen keine lehrreiche oder angenehme Erfahrung. Der Fokus lag nicht auf Ausbildung, sondern auf der Aufrechterhaltung des Stationsbetriebs durch PJler. Wer vor allem praktische Routine in Blutabnahmen und administrativen Tätigkeiten sucht, wird hier fündig – wer jedoch Wert auf fundiertes Lernen, ärztliche Anleitung und respektvollen Umgang legt, sollte sich besser für eine andere Klinik entscheiden.