Für mein letztes Tertial war ich in der Neurologie des Albertinen-Krankenhauses. Die Organisation war sehr unkompliziert. Vor Beginn erhält man alle nötigen Informationen und am ersten Tag eine kleine Einführung. Jeder erhält ein eigenes Telefon und Schließfach (!) sowie die Essensgutscheine. Danach wurde jeder zu seiner jeweiligen Abteilung gebracht. Für die Neurologie gab es einen Rotationsplan für das gesamte Tertial, was ich sehr positiv fand.
Normalstation:
Dort wurde ich sehr herzlich aufgenommen und in die Abläufe eingearbeitet. Morgens half ich bei Blutentnahmen und Zugängen, wobei die Stationssekretärinnen viel Unterstützung leisteten, sodass ich regelmäßig an den Visiten teilnehmen konnte. Oberärzte und Assistenzärzte nahmen sich stets Zeit, Dinge zu erklären. Auf der Normalstation erlebt man ein breites Spektrum neurologischer Erkrankungen: Stroke-Patienten, Demenzabklärungen, Parkinson-Patienten in der Parkinson-Komplex-Behandlung, entzündliche Erkrankungen (MS-Abklärung, Meningitiden, Borreliose-Abklärung), etc. Eigenständige Aufgaben wie Patientenaufnahmen, Röntgensprechstunden, Therapieanmeldungen und Briefschreiben sind möglich und sehr lehrreich. Auch MOCA, Schellong, Riechtests oder UPDRS gehören dazu – alles in einem Rahmen, der Spaß macht. Es gab auch viele Gelegenheiten Lumbalpunktionen zu machen.
Frührehabilitation:
Hier bekommt man Einblicke in schwer betroffene neurologische Patienten und die interdisziplinäre Arbeit von Pflege, Ergo-, Physio- und Logopädie. Man durfte jederzeit mitlaufen und an Wochenzielbesprechungen teilnehmen. Die Atmosphäre war sehr herzlich, da viele Patient:innen lange dort bleiben und alle Teams gut zusammenarbeiten.
Stroke:
Auf der Stroke konnte ich die praktische Behandlung von Schlaganfällen erleben, einschließlich täglicher Oberarztvisiten mit immer wieder eingebauten kurzen Lehreinheiten, regelmäßiger Therapiesitzungen und eigenständiger Untersuchungen/Score-Erhebungen. Neben ischämischen Schlaganfällen wurden unter anderem auch Patient:innen mit Hirnblutungen überwacht, sodass man ein breites Spektrum akuter neurologischer Notfälle kennenlernt. Bei freier Zeit bestand jederzeit die Möglichkeit, in Diagnostikbereiche wie Neurosonografie, Elektrophysiologie (EEG, EMG, ENG, VEP, SEP,..) oder Sprechstunden hineinzuschauen. Die Station zeichnet sich durch eine herzliche Atmosphäre und einen sehr guten Umgang mit Patient:innen aus, und ich habe die Zeit dort sehr genossen.
Notaufnahme:
Hier konnte ich besonders selbstständig arbeiten: Patient:innen anamnestizieren, untersuchen und ein Konzept erstellen. Das war vor dem M3 sehr hilfreich, da man viele typische Leitsymptome (Schwindel, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen mit neurologischen Ausfällen etc.) sieht und einschätzen muss. Die Abläufe bei akuten Schlaganfallsymptomatiken ("Zeitfenster") sind sehr strukturiert und man bekommt Einblicke in Bildgebung, Lyse-Therapien und Thrombektomien.
Unterricht und Fortbildungen:
Täglich gibt es eine Teambesprechung und Röntgenvisite mit anschließendem gemeinsamen Mittagessen oder Kaffee, was immer sehr nett war. Zusätzlich gibt es normalerweise einmal die Woche donnerstags nachmittags eine Fortbildung, die leider oft zeitgleich mit unserem Pflicht-Wahlfachunterricht stattfand – hier könnte man noch Verbesserungen einbringen. Zudem gab es freitags einen Journalclub vor der Mittagsbesprechung.
Daneben hat die Klinik an vier Nachmittagen pro Woche PJ-Unterricht angeboten:
Montags: Chirurgie (leider oft ausgefallen)
Dienstags: Innere – hier war bei Bedside-Unterricht auf Station erwünscht, dass nur die Studierenden der Inneren teilnehmen. Die Unterrichte, an denen ich teilnehmen konnte (Nephro, Gastro am Patienten im Sono, Kardio), waren sehr gut.
Mittwochs: Mein absolutes Highlight – der interdisziplinäre Unterricht bei Dr. Janneck (Nephrologe, u. a. bekannt aus Amboss- Podcasts). Der Unterricht war meist fallbezogen und sehr interaktiv aufgebaut und behandelte neben wichtigen Themen wie Management von AKIs, Elektrolytstörungen, aHT-Einstellung, Volumenmanagement auch speziellere Themen wie Denkfehler (Biases) in der Medizin oder „wie man Diagnosen von unbekannten Krankheiten stellt“. Von diesem Unterricht habe ich unglaublich viel für die spätere Arbeit mitgenommen.
Donnerstags: Pflichtunterricht für alle, die ihr Wahlfach am Albertinen machen. Das Fach rotiert jede Woche (Gyn, Anästhesie, Neuro, Geri, Labormedizin, Radiologie etc.). Hier ist ein kleiner Nachteil: Für ein ganzes Tertial ist nur zweimal Unterricht für die Neuro vorgesehen – verständlich, da ich teilweise die einzige PJlerin auf der Neuro war, aber trotzdem schade.
Fazit:
Insgesamt herrscht im Haus und speziell in der Neuro eine sehr angenehme, familiäre, aber fachlich anspruchsvolle Atmosphäre. Weiterbildung wird großgeschrieben, und PJ-Studierende werden aktiv in die medizinische Arbeit eingebunden. Einziger Nachteil ist das Fehlen einer Vergütung und der etwas zu seltene Neuro-Unterricht.
Zusammenfassung:
- Wertschätzende Atmosphäre gegenüber Studierenden
- Viel und qualitativ guter Unterricht, auch interdisziplinär
- Möglichkeit zum eigenständigen arbeiten
- Rotationsplan mit Einblick in alle Bereiche der neurologischen Abteilung