PJ-Tertial Unfallchirurgie in Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (7/2015 bis 9/2015)

Station(en)
Notaufnahme, diverse Stationen
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Die Tertialhälfte mit einer Note zu belegen, fällt mir sehr schwer. Was vor allem während der ganzen Zeit dominiert hat, war das Gefühl, eine billige Arbeitskraft zu sein.
Wie ist das PJ hier aufgebaut?
Zu Beginn des Zeitraumes trafen sich alle PJ-ler mit dem Lehrbeauftragten der Unfallchirurgie. Dort erhielten wir einen Wochenplan, bei dem wir alle 2 Wochen die Stationen wechseln sollten. Wichtig sollte vor allem sein, dass wir eine gewisse Zeit in der Notaufnahme verbringen. Außerdem erhielt jeder PJ-ler ein persönliches Cordless.

Der "Stationsalltag" sieht für PJ-ler so aus. Morgens um 7 beginnt die Visite. Direkt danach wäre die Frühbesprechung, man ist aber an nahezu allen Tagen in einem OP-Saal eingeteilt. Allerdings nicht bei den Operationen der dazugehörigen Station, sondern völlig wahllos in irgendeinem Saal. Dort ist man billiger Bein- und Extremitätenhalter. Das Personal ist an sich freundlich (ich wurde nie blöd angemacht), man wird aber fast immer als "studentische Hilfskraft" angesprochen. Die arbeiten dort auch im OP, haben im Gegensatz zu uns kein Examen, bekommen aber mehr Geld. Von Lehre kann hierbei keine Rede sein. Einige Operateure erklären, was sie machen, man sollte aber gezielt nachfragen. Wenn man sich nicht ganz doof anstellt und penetrant nachfragt, darf man die Hautnaht machen oder Drainagen anknoten. Aber selbst das ist häufig aus Zeitgründen nicht möglich. Pausen gibt es an den OP-Tagen nicht. Als Student muss man immer beim Lagern vor den OPs und beim Ausschleusen der Patienten danach helfen. Dazwischen sind höchstens 5 Minuten Pause. Man hat Glück, wenn man es schafft eine Brezel zu essen (liegen im Aufenthaltsraum kostenlos aus) oder auf Toilette zu gehen. Beides schafft man in der Regel nicht. Das Mittagessen gibt es theoretisch umsonst, man hat aber keine Zeit, dies auch zu nutzen.
Ist man mal einen Tag nicht im OP eingeteilt, macht man auf Station gar nichts. Die Ärzte sind selber im OP oder an bestimmten Tagen in der Sprechstunde. Die wäre theoretisch spannend, ich habe aber keine einzige Miterlebt, da ich an diesen seltenen Tagen selber in irgendeinem Saal eingeteilt war. Wenn ich nicht auf dem OP-Plan stand, bin ich mal mit den Physiotherapeuten mitgegangen oder habe irgendwo Blut abnehmen können. Langweilig wird einem trotzdem nicht, denn es kommt i.d.R. recht bald ein Anruf auf das persönliche Cordless, ob man nicht bei einer OP aushelfen könne. Dann bleibt man für den Rest des Tages in diesem Saal. Briefe kann man auch nicht diktieren, weil es keiner zeigt. Aufnahmeuntersuchungen gibt es auch nicht. Die werden in der Sprechstunde oder Notaufnahme gemacht. Die Patienten sind einfach irgendwann da...

Die Notaufnahme ist theoretisch spannend. Zwar ist dort immer Stress, aber man kann Patienten untersuchen, Procedere/Diagnostik einleiten und das Personal ist sehr freundlich. Man hat sogar Zeit zum Mittagessen. Theoretisch! In der Praxis kommt an jedem Tag ein Anruf auf das persönliche Cordless und man muss doch in den OP. Ich habe nur dann etwas wirklich gelernt, wenn ich freiwillig am Wochenende dazugekommen bin. Sonst war ich fast immer im OP.

PJ-Unterricht gibt es nicht. Nur einmal pro Woche für alle PJ-ler in chirurgischen Fächern. Der PJ-Beauftragte der Unfallchirurgie hatte zwar am Anfang des Tertials groß angekündigt, speziell für uns eigenen Unterricht zu machen, der hat aber nicht ein einziges Mal stattgefunden.

Aber es gibt nicht nur negatives zu berichten. Ich fand nahezu alle Ärzte und auch das OP-Personal sehr freundlich. Ich kann mich jetzt sicher im OP bewegen, weiß wann ich rede und wann ich besser die Klappe halte. Auch hat sich ein Facharzt relativ am Anfang der Zeit mit mir für eine gute Stunde zusammengesetzt und hat mir einen persönlichen Naht- und Knotenkurs gegeben. Ich fühle mich hierin jetzt wirklich sicher. Nähen kann ich jetzt auch. Allerdings nur, weil ich immer bei OP-Ende gebettelt habe. Insgesamt habe ich also vor allem Rüstzeug für eine spätere Tätigkeit als Operateur mitbekommen. Allein wegen dieser Punkte gebe ich keine 6, aber insgesamt war es echt schlecht. Ich empfehle hier kein PJ!!!
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Braunülen legen
Blut abnehmen
Mitoperieren
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
350

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
6
Station / Einrichtung
6
Gesamtnote
4

Durchschnitt 4.53