PJ-Tertial Kardiologie in Herzzentrum Leipzig (5/2015 bis 7/2015)

Station(en)
verschiedene, am schlimmsten war die ISKA
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Offenbar existieren sehr unterschiedliche Ansichten über das Herzzentrum in Leipzig, ich jedenfalls gehöre zur Fraktion, der es überhaupt nicht gefallen hat. Ich halte mich für eine wirklich anpassungsfähige Person, die relativ umgänglich ist und der auch Kritik nichts ausmacht, solange sie sachlich und konstruktiv bleibt.

Insgesamt ist das grösste Manko der Kardiologie am Herzzentrum meiner Meinung nach die Arbeitsatmosphäre, vor allem auch die Arbeitsbedingungen auf der ISKA (Intensivstationen). Horror. Der Chefarzt Prof. Schuler kommt täglich mit auf die Visite, man hat die Möglichkeit, einen Patienten vorab zu untersuchen und dann vorzustellen. Ob das gut läuft, hängt aber sowohl von der Laune des Chefs als auch dem Geschlecht des PJ'lers ab. Frauen sind nunmal zu doof! Dasselbe gilt für die Fallvorstellung per PowerPoint in der Mittagsbesprechung (die PJ'ler müssen täglich, in selbst organisierter Reihenfolge, einen Patienten vorstellen, den sie im Rahmen der Visite lehrreich oder interessant fanden). Aber Obacht! Bloss keine komplizierten Fälle, nichts, was dem Chef zu konfus erscheinen könnte, bloss nicht zuviel Text etc. - im Wesentlichen geht es darum, die Vorlieben des Chefs zu erfühlen und passgenau zu bedienen.
Die Patienten werden weder gefragt, ob sie an der Lehrvisite teilhaben wollen, noch werden sie begrüßt oder überhaupt während der Visite adressiert. Ich habe Situationen erlebt, in denen am Bett eines wachen, aber tracheotomierten und daher nicht sprechfähigen Patienten über eine neu entdeckte Krebsdiagnose fabuliert wurde, ohne den Patienten auch nur eines Blickes zu würdigen. Auch die Monologe des Chefarztes auf dem vollbelegten Gang über die "fehlende Prognose vieler Patienten" fügte sich tadellos ins Bild. Hinzu kommen noch in schöner Regelmässigkeit passiv-aggressive Verhaltensauffälligkeiten, zB das Vorführen und Demütigen von Patienten, PJ'lern oder Assistenzärzten.

Insgesamt ist die Ausbildung sehr verschult. Vielen gefällt das, weil sie sagen, dass dadurch sehr viel Lehre stattfindet, in meinen Augen ist aber das PJ eher die Zeit, um sich vor allem klinisch-praktische Fertigkeiten anzueignen, vom Führen einer Kladde bis zum Legen eines ZVK. Praktische Arbeit findet aber so gut wie gar nicht statt. Wie auch? alle zwei Wochen rotiert man auf eine andere Station oder Funktionseinheit, so dass man nirgendwo routinemässig eingebunden werden kann. im Wesentlichen folgt also auf die morgendliche Iska-Visite...die Stationsvisite. Dann ist Mittag, und dann Mittagsbesprechung mit Fallvorstellung, anschliessend PJ-Unterricht.

Insgesamt kann man nur hoffen, dass sich nach der nahenden Berentung von Prof. Schuler die Verhältnisse ändern. Für ein Haus von internationalem Rang ist der Status Quo in meinen Augen eine Katastrophe. Fachlich mag das alles hinhauen, menschlich gesehen für mich ein Totalausfall. Das die Kardiologie unter chronischem Mitarbeitermangel leidet, ist da nicht verwunderlich...

Ich kann dieses Haus niemandem empfehlen. Leider. Es gibt nämlich auch einige nette Ärzte dort.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
370 Euro, aus unerfindlichen Gründen variierte das aber von PJ'ler zu PJ'ler
Gebühren in EUR
Pfand für Essenskarte und Spind, sofern vorhanden

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
5
Unterricht
2
Betreuung
5
Freizeit
1
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.87