PJ-Tertial Kardiologie in Staedtisches Klinikum St. Georg (1/2025 bis 3/2025)

Station(en)
6.1
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ich verbrachte die zweite Hälfte meines ersten Tertials in der Kardiologie am St. Georg. Entgegen einiger schlechter Bewertungen empfand ich meine Zeit dort als sehr lehrreich und bereichernd. Ich habe mich wohlgefühlt, war in meiner Funktion als PJlerin anerkannt und habe viel Dank für meine Hilfe erhalten. Das Team besteht aus vielen sehr jungen Assistenzärzt:innen, da dort viele Berufsanfänger:innen eingesetzt werden. Diese Perspektive mitzuerleben war sehr spannend, weil mein eigener Berufsstart ja in erreichbarer Nähe liegt und ich hier einen Einblick bekam, welche Fragen und Herausforderungen auf mich zukommen werden, wie sich die jungen Ärzt:innen strukturieren und wie sie lernen, den Stationsalltag zu managen. Dabei habe ich die Unterstützung durch die Oberärzt:innen als ziemlich zuverlässig und gut erlebt und sie zeigten Präsenz und ein offenes Ohr für alle Fragen. Das Team hat sehr gut zusammengearbeitet und es herrschte eine sehr freundliche Atmosphäre.
Der Tag begann um 7:00 Uhr mit der Übergabe der Pflege und den anstehenden Blutentnahmen und pVKs. Immerhin lernt man dort wirklich, wie man sicher mit Venenpunktionen wird, an einzelnen Tagen häuften sich die Entnahmen aber etwas. Da ist es hilfreich, wenn man zu zweit oder sogar zu dritt als PJler:innen auf Station ist, was auch meistens der Fall war. Die Station ist relativ groß mit ca. 25-30 Betten, die unter drei Ärzt:innen aufgeteilt sind. Gegen 7:30 Uhr begann die Kurvenvisite mit der betreuenden Oberärztin/Oberarzt, danach der Rundgang durch die Zimmer. Dabei musste man manchmal etwas durchsetzen, dass man auf Visite mitgehen konnte, auch wenn noch nicht alle Blutentnahmen erledigt waren. Es ist wichtig zu lernen, für seine Interessen einzustehen und anzusprechen, was man sich im PJ erhofft. Meist gab es einige Blutentnahmen, die nicht ganz so eilig waren, und mit einer guten Absprache mit der Pflege war es dann gar kein Problem, diese auf den späteren Vormittag zu schieben.
Auf der Kardiologie liegenüberwiegend sehr alte Patient:innen mit den typischen Herzerkrankungen. Vorherrschend war die dekompensierte Herzinsuffizienz und das Vorhofflimmern. Was auch zur Realität gehört, sind sehr kranke und auch sterbende Patient:innen. Mir war das (vielleicht naiverweise) vorher nicht ganz so bewusst und daher war ich beim ersten Todesfall emotional nicht besonders gut vorbereitet. Geholfen hat mir aber, mich mit den Ärzt:innen und den anderen PJs darüber auszutauschen.
Oft wurde ich mit dem mobilen Stations-Ultraschall durch die Zimmer geschickt und durfte untersuchen, ob Patient:innen Pleuraergüsse, Aszites, Harnstau oder Blasenentleerungsstörugnen haben. Bei geduldigen Patient:innen konnte ich dann direkt auch noch üben, die anderen Organe zu schallen. Große Pleuraergüsse durfte ich dann oft auch unter Anleitung und Aufsicht punktieren und entlasten.
Man konnte auch immer bei den Aufnahmen der elektiven Patient:innen dabei sein, die Aufnahmeuntersuchung durchführen und unter Aufsicht für die geplanten Eingriffe aufklären.
Das Haus hat ein eigenes Katheterlabor, in dem Herzkatetheteruntersuchungen, Pulmonalvenenisolationen und andere Ablationen, kathetergestützte Klappeninterventionen und Lungenemboliebehandlungen durchgeführt werden. Wenn es einen besonders spannenden Fall gab oder auf Station mal etwas ruhiger war, konnte man auch kurzfristig dorthin gehen und zuschauen. Oft erklärten die Oberärzte dann auch gerne etwas zu den Eingriffen. Auch im Herzecho, TEE und bei den Elektrokardioversionen konnte man immer zuschauen und interessante Dinge lernen.
Fest eingeplant in das Kardio-Tertial sind außerdem zwei Wochen in der Kardio-IMC oder ITS. Dort gibt es keine typischen PJ-Aufgaben, jedoch kann man bei einzelnen Blutentnahmen oder Visiteneinträgen unter die Arme greifen. Dort läuft man eher mit und sieht die kritischeren Fälle. So habe ich dort einmal bei einer notfallmäßigen Perikardpunktion zuschauen können.
Mittagspause war gegen 12:30 Uhr und es wurde darauf geachtet, dass wir immer zum Mittagessen gingen. Nachmittags haben wir dann meist noch einige Briefe angefangen, soweit wir sie schreiben konnten. Oft gab es dann aber nicht mehr so viel zu tun, sodass wir etwas früher nach Hause geschickt wurden.
Immer montags gab es einen sehr gut strukturierten EKG-Kurs, bei dem alle PJler:innen teilnehmen konnten.
Den Kontakt zur Pflege empfand ich als angenehm, aber ich bemühte mich auch, mich in ihre etablierten Strukturen gut einzugliedern. Dazu gehört Höflichkeit, eine kurze Vorstellung bei jedem und jeder, die man noch nicht gesehen hat genauso wie ein unhierarchisches Verhalten und die Anerkennung der pflegerischen Expertise. Das wurde auch positiv aufgefasst und leider nicht als Selbstverständlichkeit angesehen. Daher hier mein Apell, ein gutes Arbeitsverhältnis mit den Kolleg:innen von der Pflege anzustreben, damit macht man sich das Leben einfacher.

Krankenhaus, Organisatorisches:
Die PJ-Organisation durch Herrn Ziegler ist sehr gut. Wenn man spezielle Rotationswünsche hat, sollte man sich sofort nach der Wahl im PJ-Portal bei ihm melden und er versucht, allen ihre Wünsche zu erfüllen. Besonders beliebt im Innere-Tertial sind Nephro, Infektio und und die Notaufnahme. Das PJ beginnt mit einem Einführungstag, an dem einem alles erklärt wird, uns das Gelände gezeigt wird und man seine Schlüssel erhält. Man bekommt inzwischen eine Aufwandsentschädigung von 400€ und ein kostenloses Mittagessen, bei dem fast immer auch vegetarische Optionen vorhanden waren. Vegan war eher schwierig. Richtig schön fand ich immer das gemeinsame Mittagessen mit den anderen PJler:innen, bei dem man immer jemanden traf und über den Tag reden konnte. Die Gemeinschaft war sehr gut und es haben sich einige Freundschaften gebildet. Es gibt 3 Studientage, die man jederzeit nehmen kann.
Ausgezeichnet fand ich auch die Lehre in Form der 2Days4you, was ich bisher in keinem anderen Krankenhaus so erlebt habe. Zwei Tage pro Monat waren für PJ-Unterricht reserviert, davon war der erste Tag gefüllt mit Seminaren im Vorlesungsstil und der zweite Tag war praktischer. So bekamen wir einen Nahtkurs an echten Schweinefüßen, durften Thoraxdrainagen in Schweinebäuche legen, bekamen eine Führung durch die Pathologie und das Zentrallabor oder übten Koniotomieren an Puppen.

Fazit
Ich kann ein halbes Tertial in der Kardiologie am Sankt Georg sehr empfehlen.
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Nahtkurs
EKG
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
EKGs
Blut abnehmen
Braunülen legen
Punktionen
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27