Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Das Tertial in der Neurologie am CBF war mein erstes Tertial und insgesamt ein sehr guter Einstieg.
Begonnen hat das ganze um 8 Uhr beim Sekretariat. Vorab wurde man per Mail für Unterlagen kontaktiert, wo und wann ich den ersten Tag antreten sollte musste ich allerdings selber erfragen. Wir waren zwei PJler und wurden erstmal aufgeteilt. Es gab auch in der ersten Woche ein Gespräch mit der Leitung der Lehre, dort wurde uns erklärt, dass man die Zeitaufteilung auf die verschiedenen Stellen uns selber überlässt und wir je nach Interesse entscheiden können. Das gibt einem auf der einen Seite gute Flexibilität, auf der anderen Seite ist es manchmal schwierig dann auf einen gemeinsamen Nenner mit anderen Studenten zu kommen, da man nicht zur selben Zeit auf einer Station sein sollte.
Für mich ging es zuerst auf der Stroke-Unit 4b los. Da ist um Punkt 8 Uhr die OA-Visite mit Übergabe des Nachtdienstes. Kleidung gibt es auf Station, aber nur solange der Vorrat reicht. Theoretisch gibt es auch eine Wäscheausgabe im Keller, diese hat allerdings nur eingeschränkte Öffnungszeiten und es war daher nicht sehr praktisch, dort ständig runterzugehen. Arztkittel gab es allerdings nur dort zu holen, ansonsten musste man sich mit Kasack und Hose begnügen. Umkleiden und Schränke gibt es nicht, man kann sich im Arztzimmer hinter einem Vorhang umziehen, so machen das alle dort.
Die Stroke-Unit hat insgesamt 12 Betten mit 2 Assistenzärzten zur Überwachung und noch zusätzlich eine Peripherie, wo die Patienten für weitere Diagnostik nach der Überwachung verlegt werden konnten. Montags findet die Röntgenbesprechung um 9.45 Uhr, ansonsten immer um 9 Uhr (außer mittwochs) statt, danach ging es zurück auf Station. Je nach OA/OÄ hatte man nochmal die Möglichkeit Rücksprache zum weiteren Vorgehen zu halten (manche OA/OÄ sind sehr involviert auf Station, andere lassen mehr Freiraum und kommen zu einem späteren Zeitpunkt nochmal vorbei). Insgesamt hat man hier aber immer eine tolle Unterstützung und kann auch jederzeit Fragen stellen. Im Anschluss haben die Assistenzärzte dann in der Regel nochmal eine eigene Visite ihrer Patienten durchgeführt. Bis 13 Uhr hatte man dann Zeit für alles weitere: Untersuchungen, Anmeldungen, Arztbriefe, BEs (diese halten sich aber echt in Grenzen, da sie meistens in der Früh noch vom Nachtdienst gemacht wurden), EKGs usw. Um 13 Uhr ist dann eine Mittagsbesprechung zusammen mit der Pflege, wie es denn Patienten geht, was sie eventuell noch benötigen könnten und wie es auch in Bezug bspw. auf Frühreha, Gerireha etc. weitergehen soll. Um 14 Uhr kommt dann der Spätdienst zur Übergabe. Je nachdem was los war, hat man im Anschluss noch Dinge erledigt und konnte dann aber auch nach Hause, länger als 16 Uhr bin ich in der Regel nicht geblieben. Es ist auch einem selbst überlassen, wie lange man bleiben möchte, keiner erwartet von einem, seine Zeit einfach absitzen, wenn es nichts zu tun gibt.
Auf der Peripherie ist ein Assistenzarzt für alle Patienten zuständig. Dort findet um 8.20 Uhr gemeinsam mit der Allgemeinstation und Pflege eine Morgenbesprechung statt. Dort wird dann auch festgelegt, um wieviel Uhr dann die Visite an diesem Tag stattfinden soll. Dienstags ist auf der Seite der Stroke+Peripherie dann immer Chefarztvisite. Auch finden dienstags nach der Röntgenbesprechung immer online Fortbildungen statt, die man sich mit anschauen kann. Dafür kann einem das Sekretariat auf Wunsch die Links schicken, bzw. man kann auch die Ärzte darum bitten.
Freitags findet um 15 Uhr eine Übergabe für das Wochenende im Arztzimmer der Stroke-Unit mit allen gemeinsam statt, der Spätdienst bringt dann auch immer Eis für alle mit. Insgesamt bin ich 5 Wochen auf der Stroke geblieben, im Nachhinein hätte auch weniger ausgereicht. Man kommt ziemlich schnell in die Abläufe hinein und da es sich hier immer um Strokes handelt, weiß man relativ zügig, wie das weitere Vorgehen sein sollte, was alles immer mit untersucht wird, wie die weitere Therapie sein sollte etc. Da mit mir gemeinsam viele Assistenzärzte neu angefangen haben und sich selber noch einfinden mussten, konnte ich hier nicht wirklich selbständig arbeiten und eigene Patienten betreuen. Auch liegen die meisten Patienten hier nur in der Regel 24 Stunden, bevor es für sie weiter geht, sodass alles schnell erledigt werden musste. Ich habe hier aber schon angefangen neurologisch körperlich zu Untersuchen und auch Arztbriefe zu schreiben.
Weiter ging es dann für mich in der ZNA. Dort gibt es ein sogenanntes Kernteam aus Internisten und Neurologen. Theoretisch sollen Patienten hier interdiziplinär behandelt werden, meist teilt man allerdings je nach Kapazität die Patienten schon nach neurologisch oder internistisch auf. Um 7.30 Uhr gibt es hier eine Frühvisite gemeinsam mit den Internisten, von mir hat man aber nicht erwartet, daran teilzunehmen (es sind auch zu 90% internistische Patienten und für die Neurologie eher weniger interessant). Ich war in der Regel auch um 8 Uhr am Start. Im Verlaufe des Tages kamen dann die Patienten, die vorab farbcodiert triagiert wurden. Grüne und auch manchmal gelbe Patienten durfte ich mir aufrufen und in ein Behandlungszimmer gehen. Es erfolgte dann Anamnese, körperliche Untersuchung, Viggo legen und BEs abnehmen. Im Anschluss hat die Pflege dann auch noch ein EKG geschrieben. Danach konnte man im Arztzimmer alles dokumentieren und besprechen. Generell hat man einen PC- und SAP-Zugang, allerdings nicht in der ZNA. Dort läuft ein anderes Programm, auf die die Studenten keinen Zugriff haben. Ich musste mir also immer von jemanden den Zugang holen, das war aber kein Problem. Je nach Fragestellung konnte auch noch in der ZNA ein CT erfolgen, alles weiter wurde dann mit OA/OÄ besprochen. Im Schockraum durfte ich immer mit und zugucken. Um 12 Uhr kam dann der Zwischendienst und 14 Uhr noch der Spätdienst. Wie lange ich geblieben bin, hing auch hier wieder von mir selber ab, ich war in der Regel aber schon bis mindestens 16 Uhr, manchmal auch länger da. Es gab hier wesentlich mehr für mich zu tun und diese Chance wollte ich dann eben nutzen. Man hat auch ingesamt immer die Möglichkeit auch mal einen Spät- oder Wochenenddienst mitzumachen. Auch hier verbrachte ich insgesamt fünf Wochen, es hat sehr Spaß gemacht und ich konnte viel körperliche Untersuchung üben.
Zum Schluss war ich dann noch auf der Allgemeinstation 4a. Dienstbeginn war auch hier 8 Uhr, allerdings musste man anders als auf der Stroke-Unit nicht um Punkt da sein, da die Besprechung erst um 8.20 Uhr losgeht. Wie schon erwähnt, findet diese gemeinsam mit der Stroke-Peripherie statt. Hier sind 3 Assistenzärzte vorhanden, die sich die Station in Vorne, Mitte und Hinten einteilen. Jeder legt selber fest, wann die Visite mit der Pflege stattfindet, mittwochs findet die Chefarztvisite statt. Es erfolgte ein ähnlicher Ablauf wie auf der Stoke, nach der Röntgenbesprechung hatte man die Möglichkeit je nach OA/OÄ Rücksprache zu halten und alles weitere durchzuführen. Auf dieser Seite gab es auch deutlich mehr BEs und LPs durchzuführen, die man unter Supervision auch selber machen konnte. Auf der Allgemeinstation hatte ich dann auch meine eigenen Patienten zum Betreuen, die ich auch in der Chefarztvisite präsentieren durfte. Hier gab es eine deutlich größere Vielfalt an Krankheitsbildern und super viel zu sehen. Eine Mittagsbesprechung mit der Pflege oder Übergabe für den Spätdienst gibt es hier nicht. Mindestens einmal am Tag kommt dann der/die OA/OÄ, um sich selber auch nochmal alle neuen Patienten anzuschauen, telefonisch sind sie aber jederzeit zu erreichen. Auch hier war ich in der Regel bis mindestens 16 Uhr da aber es waren alle total locker und an ruhigen Tagen konnte ich auch deutlich früher gehen.
Es gibt auch die Möglichkeit an den Spezialsprechstunden teilzunehmen oder auch auf die Station der Frühreha mit Parkinson-Schwerpunkt zu gehen, dort war ich aber nicht. Man kann auch jederzeit den Wunsch äußern, bei Untersuchungen wie EEG, EMG usw. zuzuschauen, vor allem wenn es die eigenen Patienten sind.
Man hat einen Studientag pro Woche, diesen konnte man sich legen wie man wollte oder auch sammeln. Es soll allerdings erwähnt sein, dass wenn man sich eine Woche Fehlzeit nehmen möchte ohne Studientage zu sammeln, das Sekretariat einem nicht den Studientag berechnet, sprich, dass das dann nicht 4 Fehltage plus 1 Studientag, sondern eben 5 Fehltage sind (so wurde mir das zumindest mal erklärt von einer anderen Studentin, ich selber habe mir im ersten Tertial keine Fehlzeiten genommen und weiß es daher nicht zu 100%). Auch habe ich gehört, dass in Wochen mit Feiertagen die Studientage einem auch nicht berechnet werden, da in meinem Tertial aber keine Feiertage waren, kann ich dazu nichts sagen. Auf Station sind alle aber super entspannt und nach Rücksprache mit denen, kann man immer was organisieren. Ich würde einfach eher mit den Ärzten selber die Dinge klären als mit dem Sekretariat. Dadurch das die Assistenz auch rotiert, hat sowieso niemand wirklich einen Überblick wer wann da war und die Anwesenheit wird nicht notiert. Solange man nicht mit seinen Fehltagen bzw Studientagen übertreibt, sollte es keine Probleme geben.
Gleich am Anfang wurde uns gesagt, dass man mit dem PJ-Unterricht warten wolle, bis die nächste Rotation an PJler kommt, damit man nicht nur zu zweit am Unterricht teilnimmt. Diese sind allerdings nicht erschienen, sodass wir am Ende dann doch zu zweit waren. Der Unterricht hat dann im Block stattgefunden über einen Monat verteilt, in der Regel von 13 bis 14 Uhr. Zum Ende hin sind dann zwei Einheiten leider ausgefallen, der Rest hat allerdings stattgefunden.
Zum Thema Lehre soll gesagt sein, dass es hier etwas nach dem Motto "Learning by Doing" geht. Wer erwartet, dass man regelmäßig von OA/OÄ zur Seite genommen wird und Themen durchspricht, wird etwas enttäuscht sein. Das soll nicht heißen, dass generell nicht die Möglichkeit besteht, sondern nur, dass man aktiv selber danach fragen muss. Da braucht man aber auch nicht schüchtern zu sein, alle sind super offen und freundlich alles mit einem zu besprechen, solange man eben fragt.
Man bekommt an der Charité keine Vergütung, dessen muss man sich bewusst sein. Man kriegt innerhalb der ersten Woche Essensmarken jeweils im Wert für 7 Euro zugeschickt, die auch datiert sind (dadurch konnte ich die ersten Tage nicht die Mensa nutzen). In der Regel reichen 7 Euro auch vollkommen aus, ansonsten kann man die Differenz auch mit Karte zahlen (aber drauf achten, dass das wirklich nur die Differenz ist, mir ist es einmal schon passiert, dass ich den Vollbetrag bezahlt habe. Ich habe dann aber vom Service das Geld wiederbekommen). Die Marken können entweder für die Mensa oder die Cafeteria genutzt werden. Es gibt im Vergleich zu anderen Krankenhäusern eine ziemlich große Auswahl und auch immer was vegetarisches zum Essen. Die Mensa hat von 11.30 bis 15 Uhr geöffnet, die meisten gehen im Zeitraum von 12 bis 12.30/13 Uhr essen. Zum Ende kann es manchmal vorkommen, dass nicht mehr soviel übrig ist, v.a. an der Salatbar. Ich hatte in der Regel immer die Möglichkeit in die Mensa zu gehen, man kann sich aber auch das Essen einpacken lassen. Dafür hat die Charité die Vytal App, die man sich aufs Handy vorab herunterladen sollte. Dort wird der Barcode der Verpackungen gescannt, die man dann auch wieder in der Mensa abgibt. Ansonsten muss man für einmal Verpackungen 1 Euro draufzahlen.
Das CBF ist von allen Campi das wahrscheinlich am schlechtesten mit den Öffis zu erreichende. Dadurch das es sich hier allerdings um Berlin handelt, gibt es aber dennoch Busverbindungen, die direkt vor dem Campus zum Stehen kommen und auch alle 10 Minuten fahren. Die nächstgelegene S-Bahnstation ist Rathaus Steglitz. Es gibt auch Parkplätze auf dem Campus, ob man als PJler eine Ermäßigung bekommt habe ich allerdings nicht erfragt. Dadurch dass das CBF etwas abgelegener ist und von Wohnorten umringt ist, findet man aber immer kostenfreie Parkmöglichkeiten.
Ich hätte mir am Anfang eine bessere Eingliederung gewünscht. Es gab keinen Einführungstag für alle PJler am CBF, so wie es den wohl an den Campi in Mitte und Virchow geben soll. Es fand lediglich eine Hygieneschulung statt, für die man im Vorfeld online an einem Modul teilnehmen musste. Man wird nicht mit dem Computer-Programm vertraut gemacht, sondern muss alles selber irgendwie erlernen. Einiges war mir am Ende immer noch ein Rätsel. Man wird quasi am ersten Tag einfach hineingeworfen und muss sich zurecht finden. Das empfand ich als etwas störend aber es gibt auch schlimmeres. Auch hat man nicht mal ein Namensschild bekommen, ich lief die ganze Zeit mit einem selbstgebastelten herum, die PJler der Inneren hatten dieses Problem allerdings nicht, sodass es wohl eher vom Sekretariat der Fachabteilung als von der Charité selber abhängig ist.
Von Seiten des Teams her kann ich nur sagen, dass alle total nett und freundlich waren. Von Chefarzt über die OA/OÄ bis hin zur Assistenz und Pflege gab es niemanden, mit dem ich irgendwelche Probleme hatte. Die Hierarchie empfand ich als relativ flach und ich habe mich jederzeit total wohl gefühlt. Man wird nicht wie in manch anderen Häusern einfach als die olle Studentin wahrgenommen und alle waren über jede Art von Hilfe echt dankbar. Das hängt wahrscheinlich auch ein bisschen von einem selber ab, wie sehr man sich integriert aber die Türen dafür stehen einem definitiv offen. Es hat super viel Spaß gemacht und ich war sehr gerne dort arbeiten, die Zeit ist dementsprechend sehr schnell vergangen. Man kann sich am Ende wenn man möchte für ein Abschlussgespräch mit dem Chef einen Termin geben lassen, das Gespräch war eine Mischung aus Zukunftsplänen sowie bisherigen Werdegang aber in einem total lockeren Setting. Auch empfand ich den Chef allgemein immer sehr interessiert gegenüber seinen Mitmenschen, sei es dem Kollegium gegenüber oder den Patienten (das habe ich auch schon mal ganz anders erlebt). Falls man sich wünscht dort anzufangen, ist eine Doktorarbeit definitiv erwünscht, am besten sogar schon im Studium abgeschlossen. Es gibt aber auch die Möglichkeit noch als Assistenz eine zu mache. Es ist eben ein Uniklinikum, welches sehr viel Wert auf Forschung legt, das sollte man im Kopf behalten. Viele aus der Assistenz sind auch 50/50 eingestellt, früher oder später muss man sich an Forschung beteiligen.
Ich wollte das Tertial in der Neurologie verbringen um zu sehen, ob es etwas für mich sein könnte und nach diesem Tertial denke ich jetzt definitiv ja. Nicht nur ist das Fach äußert interessant, sondern das Arbeitsumfeld war auch sehr gelungen. Dadurch kann man meiner Meinung nach auch stressigere Zeiten gut überstehen, vor allem wenn man von Seiten der OA/OÄ auch stets betreut wird. Der Arbeitsumfang ist eben an einer Uniklinik größer als in manch anderen Häusern, man hat aber immer jemanden für Rückfragen da, auch aus anderen Fachabteilungen. Natürlich gibt es hier und da organisatorische Probleme, das wird aber denke ich an anderen Krankenhäusern nicht anders sein. Aber auch mit anderen Dienstleistungen wie zum Beispiel dem Patientenmanagment oder dem Sozialdienst hatte man stets einen freundlichen Umgang. Ich habe im Vorfeld leider viel schlechtes über die Charité gehört aber zumindest hier im CBF in der Neurologie hat sich das nicht bestätigt. Wer die Neurologie gerne mal in einem größeren Umfeld mit vielen Forschungsaspekten sehen möchte und etwas Eigenmotivation zeigt, ist hier gut aufgehoben (wenn man auf den finanziellen Aspekt verzichten kann). Die Neurologie am CBF ist ein bisschen mehr auf Akuttherapie ausgerichtet, die in Mitte und Virchow eher auf Immunologie und Bewegungsstörungen, man bekommt aber definitiv von allem was zu sehen.