Ein PJ-Tertial an der Schön-Klinik kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ich hatte ich das Gefühl hier wirklich gut auf das spätere Berufsleben vorbereitet zu werden und (immer super begleitet) Einblicke in die Tätigkeiten zu erhalten, die mich im späteren Berufsleben erwarten. Nebenbei habe ich mich jeden Tag auf die Arbeit gefreut, was zum Einen an der bereichernden Arbeit und zum Anderen an dem angenehmen und wertschätzenden Klima lag.
Die Organisation des Tertials war super, wir hatten von Tag eins an alle Orbis-Zugänge, Telefone und Schlüssel und konnten schon in einem Vorgespräch per Zoom mit Frau Schennach besprechen, auf welcher Station wir gerne eingesetzt würden. Ich verbrachte meine erste Woche überbrückend auf der C1, einer Station für Patient*innen mit PTBS, weil meine spätere Station, die G2, in meiner zweiten PJ-Woche neu eröffnet wurde. Falls sich die Situation ergeben sollte, kann ich Euch empfehlen auf eine neu eröffnende Station zu gehen, da ich von Anfang Teil des Teams war und die Verläufe aller Patient*innen von Anfang an mitbekommen habe. Außerdem war es sehr spannend mal mitzuerleben, wie eine Station neu eröffnet wird. Während der Hochfahr-Phase führte ich selbstständig (aber natürlich unter Supervision) medizinische Aufnahmen durch und lernte so einige Patient*innen schon gut kennen. Die G2 ist eine gemischte Station mit verschiedenen Krankheitsbildern und einem Zwangsschwerpunkt, der aber erst gegen Ende meines Tertials aufgebaut wurde, sodass ich hierzu nur wenig sagen kann. Ich fand es für mich persönlich sehr lehrreich auf einer gemischten Station zu sein und so verschiedene Krankheitsbilder kennen zu lernen. Nach den ersten 1-2 Wochen kehrte dann Stationsroutine ein. Als regelmäßige Termine gibt es jede Woche mehrere Team-Zeiten, in denen die Patient*innen vom ganzen Team besprochen werden. Auf meiner Station gab es als Gruppentherapien ein Mal die Woche eine allgemeine Gruppe, in der Patient*innen eigene Themen einbringen konnten, ein Mal die Woche ACT-Therapie (Acceptance & Commitment Therapy) nach einem Manual und ein Mal die Woche GSK (Gruppe sozialer Kompetenz).
Als PJler*in kann man zu allen Gruppen- und Einzeltherapien mitgehen, was super lehrreich ist, weil man so auch Einblicke in verschiedene Therapiestile bei verschiedenen Therapeut*innen erhalten kann. Im Verlauf durfte ich dann die GSK-Gruppe selbstständig leiten und auch in der ACT-Gruppe immer wieder Stunden übernehmen, nachdem ich sie zuvor ein Mal begleitet hatte. Nach einigen Wochen, sobald ich die Patient*innen und das Team besser kannte, konnte ich auch bei Patient*innen zusätzliche Einzelkontakte durchführen, zum Beispiel zu Biografiearbeit, Skills oder Psychoedukation. Diese zusätzlichen Einzelkontakte ergaben sich oft aus Einzeltherapien, bei denen ich dabei war, sodass ich euch empfehlen kann viel in Einzeltherapien mitzugehen, wenn ihr Interesse daran habt zusätzliche Einzelkontakte durchzuführen. Ich empfand diese zusätzlichen Einzelkontakte als sehr sehr lehrreich, weil ich hier direkt anwenden konnte, was ich während des Hospitierens gelernt hatte. Hier wurde ich von den Psycholog*innen/Ärzt*innen auf meiner Station super betreut und konnte immer zu Vor- und Nachbesprechungen vorbeikommen.
Neben dem Stationsleben gibt es Indikativgruppen, die für Patient*innen von verschiedenen Stationen zu einem übergeordneten Thema/Symptom angeboten werden. Bei den Indikativgruppen fand ich es gut auch nochmal Themen auszuwählen, die ich von Station weniger kannte. Auch Expotage kann ich wärmstes empfehlen, um zu lernen und zu üben, wie Expos ablaufen.
Super wertvoll ist außerdem das ziemlich facettenreiche Fortbildungsangebot der Klinik. Die Fortbildungen sind immer offen für alle, sodass man sich einfach reinsetzen kann, wenn einen ein Thema interessiert.
Was ich persönlich als sehr bereichernd erlebt habe, ist, dass man an der Schön-Klinik sowohl Einblicke in die Behandlung von Erwachsenen als auch in die Behandlung von Jugendlichen bekommen kann, was ansonsten selten möglich ist.
Die letzten drei Wochen meines Tertials verbrachte ich auf der Komplex-Station, auf der Patient*innen mit Esstörung behandelt werden, die einen BMI unter 13,5 haben. Auch, wenn mir die Trennung von der G2 sehr schwer fiel, kann ich eine Rotation auf die A0 empfehlen, da das Behandlungskonzept sich deutlich von den anderen Stationen unterscheidet und es in Deutschland wenige Kliniken gibt, die Patient*innen mit BMI unter 13,5 behandeln. Hier ging es auch öfters um somatische/internistische Auswirkungen von Esstörungen.
Insgesamt bin ich unglaublich dankbar für die lehrreiche Zeit in Prien und hatte das Gefühl, dass wir Praktis alle irgendwann eher das Problem hatten nicht mehr alle Dinge unterzubringen, die wir gerne sehen würden. Auch das Miteinander mit den PJler*innen und den Psychologiestudierenden empfand ich als sehr angenehm und wir sind uns alle häufig im Studierenden-Shared-Office über den Weg gelaufen.
Zuletzt noch ein paar praktische Tipps: am Anfang haben wir alle zwei/drei Wochen gebraucht, um uns einzuleben, weil die Arbeit schon sehr anders war, als wir es aus unseren vorherigen Praktika kannten. Aber das gibt sich von Woche zu Woche und am Ende waren alle super begeistert und integriert. Ich fand es sehr hilfreich jeden Freitag schon mal einen groben Plan für die Termine der nächsten Woche zu machen - das hilft, um am Montag nicht ohne Programm da zu stehen :)
Für die Wohnungssuche kann ich empfehlen eine Gesuch-Anzeige auf Ebay-Kleinanzeigen zu stellen, hier habe ich gleich mehrere Rückmeldungen erhalten. Hier ein Kontakt zu einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Bad Endorf, mit sehr netten Vermietern, die gerne PJ-Studierende nehmen (E-Mail: [email protected]). Die Wohnung ist aber eher für zwei Personen geeignet, das heißt man müsste sich evtl zusammen tun… Wenn ihr vor Ort wohnt, ist ein Fahrrad echt Gold wert, das würde ich also auf jeden Fall mitnehmen! Und ein ganz toller Ort in Rosenheim ist das Affekt-Café mit viel kulturellem Programm!