Kurz und Knapp: Das PJ in der MED II, speziell auf der Station Martini A, ist ziemlich enttäuschend, vor allem für eine Uniklinik.
Die Innere Medizin des UKB interessiert sich leider nicht besonders für PJler. Während unseres Tertials fand bis auf die letzten zwei Wochen kein einziges Mal Lehre statt (Sommerpause wurde das offiziell genannt, für Blockpraktika waren aber Dozierende da und auch Oberärzte waren darüber verwundert). In den Wochen wo sie stattfand fielen 3 von 4 Terminen aus. Trotz mehrmaliger Nachfrage waren weder das PJ-Sekretariat noch die für die Klinik verantwortliche Koordinatorin in der Lage oder Willens uns zu unterstützen.
Ihr kriegt zwar eine Aufwandsentschädigung von 520€ im Monat, bei uns erhielt die komplette Kohorte (alle Studierende unserer Kohorte, egal ob Innere, Chirurgie, etc...) die ersten 6 Wochen kein Gehalt, erst nachdem mehrmals Druck gemacht haben kam Ende Juli langsam Bewegung in die Sache und wir haben dann eine Nachzahlung erhalten.
Was gut ist, ist dass ihr pro Tag ein Budget von 5€ für die Mensa habt. Das ist tatsächlich fair, ihr kriegt ein vernünftiges Mittagessen und es gibt gute vegetarische Optionen.
Das Tertial ist in zwei Teile unterteilt: Eine sechswöchige Rotation durch verschiedene Rotationen (2 Wochen ZNA, jeweils 1 Woche Intensiv, Echolabor, Pneumoambulanz und Angiologie), sowie der Rest auf einer festen Station. Es ist nicht vorgesehen, dass ihr zwei Stationen geschweige denn Fachrichtungen (bspw. Kardiologie und Gastro) seht, außer ihr nehmt das selber in die Hand.
ZNA: Noch die beste Rotation, ihr dürft selbstständig Patienten Erstuntersuchen, Anamnese erheben und Aufnehmen. Tatsächlich auch recht viel selbstständig und mit Supervision durch die Ärzte. Bei kritischen Patienten könnt ihr überall dabei sein, vom Schockraum über CT, Herzkatheter und was dann noch so kommt. Manchmal ist es ein bisschen stressig aber es sind alle nett und wenn ihr auch nur zwei Patienten am Tag übernehmt wird das geschätzt.
Beginn ist gegen 8, Ende je nach Betrieb um 16:00 (aber eigentlich bestimmt ihr das)
Intensiv: Eine Woche ist hier ein bisschen nutzlos. In der Zeit habt ihr euch gerade allen vorgestellt bzw. aufgrund des Schichtsystems gerade einmal alle gesehen. Wenig Chancen hier richtig was zu lernen, weil auch viele neue Assistenzärzte natürlich Vorrang haben.
Beginn ist etwa 07:30 nachdem der Chef da war, Ende nach eurem Belieben.
Echolabor: Hier gabs TTEs und TEEs in Masse. Interessant zu sehen, aber es fehlt die Zeit dass ihr das Vernünftig üben könnt, da pro Tag etwa 50 TTEs und 20 TEEs anstehen sodass die Ärzte da nur rotieren. Ansonsten steht ihr nur dabei und schaut zu was natürlich interessant und gut erklärt ist aber ansonsten kaum Mehrwert hat.
Beginn 8:00, Ende ca. 15:00
Pneumoambulanz: Ihr sitzt eine Woche bei Gesprächen mit Asthmatikern und COPDlern über ihre inhalative Therapie. Es ist tatsächlich etwas weniger aufregend als es sich anhört. Wenn ihr Glück habt seht ihr eine Bronchoskopie.
Beginn: 09:00 Ende meistens 14:00
Angiologie: Hier lernt ihr tatsächlich cAVK und pAVK in ihren Grundlagen zu schallen. Auch TVT-Ausschluss könnt ihr mal Versuchen.
Beginn 9:00, Ende 14:00
Insgesamt sind alle Ärzte in den Rotationen sehr freundlich, erklären viel und wollen euch was beibringen. Allerdings ist vor allem im Echo Fließbandarbeit angesagt, weshalb eure praktische Ausbildung da zu kurz kommt. Da alle PJler einmal durch die Rotation sollen ist es außerdem schwierig sich extra Zeit z.B. auf Intensiv oder in der ZNA zu organisieren. Insgesamt kommen vor allem diese beiden Stationen deutlich zu kurz.
Zur Station Martini A (Chefarztstation):
Die guten Nachrichten sind ihr seid kein Blutentnahmedienst (höchstens 2-3 grüne Viggos legen und ab und zu mal was nachbestimmen aber wirklich selten) und die Stationsärzte sind wirklich sehr nett und sich eurer Situation bewusst. Auch sie sind überfordert und frustriert mit der vom Chef vorgegebenen Arbeitsweise, wollen euch aber helfen so gut es geht und dass ihr was lernt. Ihr könnt immer Fragen stellen und wenn mal was nicht klappt ist es wirklich nicht schlimm. Zwar gibt es keine Studientage aber Fehltage werden sehr entgegenkommend behandelt.
Die Stationsärzte gehen gegen 7:00 auf Visite, wenn ihr es wie ich nicht schafft ist das kein Problem, Hauptsache ihr seid bis 8:00 zur Frühbesprechung da. Feierabend ist meistens nachdem der Chef zur Visite war. Meistens kommt er zwischen 14:00 und 16:00, manchmal aber auch schon um 13:30 oder erst um 17:00. Ich bin meistens bis 15:30 geblieben und dann gegangen auch wenn er noch nicht da war
Eure Aufgaben sind leider recht überschaubar. Zwar könnt ihr hier täglich 2-3 Patienten betreuen, was vom Chef auch so gewünscht ist. Zwar erfolgt die Aufnahme in der Regel über einen Assistenzarzt, nach dem Eingriff übernehmt ihr die Patienten aber von Intensiv bis zur Entlassung und seid dann für die Nachuntersuchungen, Befundsichtungen und den Brief zuständig. Das ist an sich schon interessant, allerdings sind alles Privatpatienten von denen 85% für eine neue Klappe kommen. Da fast alles elektive Eingriffe sind, sind so gut wie alle Patienten den Umständen entsprechend fit, sodass seltenst ein ZVK gelegt oder etwas punktiert wird. Und selbst wenn es so weit kommt dürft ihr es nicht machen, weil es Privatpatienten sind. Zudem ist das Therapiekonzept einer neuen Klappe bzw. Reparatur einer nativen nach ein paar Tagen schon recht gut verstanden. Dass wirklich mal jemand schwer krank kommt oder ein neues Therapiekonzept erhält kommt eigentlich nicht vor. Der Lernerfolg ist daher leider begrenzt. Ansonsten macht ihr Pleurasonos oder helft bei ECVs.
Zudem gibt der Chef eine strikte Arbeitsweise vor, die sich leider auch auf das Klima auswirkt. Es ist schade zu sehen, dass die Stationsärzte nur für die Chefarztvisite am Nachmittag arbeiten, damit da alle glatt läuft und sie nicht vom Chefarzt angeschnauzt werden. Das passiert schonmal, wenn die Ärzte nicht alle Werte ihrer Patienten im Kopf haben, nicht wissen woher sie verlegt wurden, Angehörige die falschen Fragen stellen, Patienten sich gegen Eingriffe entscheiden oder irgendwas nicht gelaufen ist. Das ganze ist nicht so schlimm wie die Erzählungen aber ein angenehmes und konstruktives Arbeitsklima fühlt sich anders an.
Von euch PJlern erwartet der Chef dass ihr die wichtigsten Dinge über eure Patienten auswendig wisst. Bei einer Klappe bspw. Welche Prothese, die TTE-Werte nach Intervention und eventuell auffällige Laborwerte. Insgesamt etwa 5 Daten pro Patient. Manchmal stellt er Rückfragen wenn ihn was interessiert oder er was nicht kennt, das solltet ihr vorher auf dem Schirm haben bzw. keine Flanken öffnen. Ansonsten interessiert er sich nicht weiter für euch, fragt nur ab und zu etwas um seinen Teil zur Lehre beizutragen aber das kam bei mir nur zweimal vor.
Habt einfach die wichtigsten Daten für eure Patienten auf dem Schirm und überlegt euch kurz ob es was gäbe es er Fragen könnte (bei einem Patienten mit Carboanhydrasehemmer war er sehr interessiert warum er den einnahm) und lasst euch von ihm nicht aus der Ruhe bringen. Wenn er merkt dass ihr verunsichert seit geht er darauf ein.
Wundert euch nicht, zu Beginn erhaltet ihr eine Übersicht mit einem Mentor der euch zugeteilt und für euch verantwortlich ist. Das ist Quatsch. Ich habe meinen nie gesehen, bzw. Kontakt mit ihm gehabt und kenne keinen bei dem das anders war. Dieses Programm existiert leider nur auf dem Papier.
Insgesamt ist es sehr schade wie mein Tertial ablief. Eigentlich finde ich Kardiologie ein spannendes Fach und habe mir von dem Tertial, vor allem von einer Uniklinik, deutlich mehr erhofft. Besonders frustrierend fand ich die schlechte Kommunikation und nicht vorhandene Unterstützung von Seiten des PJ-Büros und der Lehrkoordinatorin. Wir alle aus unserer Kohorte haben mehrfach Kontakt aufgenommen, leider ohne Erfolg. Die Probleme mit der Gehaltszahlung kamen dann noch dazu.
Ich drück die Daumen, dass es für zukünftige Kohorten besser wird.