Mein Innere-Tertial in Rabenstein war eine sehr lehrreiche, kollegiale, schöne, aber auch anstrengende Zeit.
Es ist eine kleinere Innere Klinik mit zwei Stationen mit insgesamt 44 Betten. Die 1a (auf der ich mich den Großteil der Zeit aufgehalten habe) ist eher kardiologisch/infektiologisch orientiert und Station 2 eher gastroenterologisch, aber das ist auch nur eine sehr lose Einteilung. Außerdem gibt es eine Funktionsabteilung mit Sono/Echo/Schrittmacherabfrage und eine Endoskopie.
Das Team war wirklich unfassbar lieb, sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch die Pflege (außer vielleicht Einzelne in der Notaufnahme). Ich wurde mit offenen Armen empfangen und super integriert. Aber: Es war Winter, es war Erkältungs- und Influenzazeit und teilweise waren wir wirklich sehr dünn besetzt. Dadurch kam in mehreren Phasen des Tertials wirklich keine Langeweile auf - ich habe unfassbar viel darüber gelernt, was es bedeutet, Assistenzärztin zu sein, im positiven und negativen Sinne.
Der größte Nachteil meines Erachtens war aber, dass ich keinen eigenen Computerzugang hatte und immer über das Konto eines/einer anderen angemeldet sein musste. Trotz mehrerer Nachfragen in der IT gab es keine Rückmeldung und irgendwann hatte ich dann einfach resigniert. Mittagessen und Kleidung bekommt man aber kostenlos ohne Probleme und, wenn man braucht, auch einen Parkplatz. Ein Bus hält aber auch direkt vor der Tür.
Was man ebenfalls wissen sollte: Man hat einen Transponder, mit dem man sich Ein- und Auschippen muss. Die Personalabteilung achtet da auch am Ende drauf, dass man nicht im Minus rauskommt. Ich hatte durch o.g. Personalmangel aber genug Plusstunden gesammelt, dass ich freitags auch gern mal eher gegangen bin und mir schlussendlich ein gesamter Fehltag erlassen wurde.
Zum Tagesablauf:
Start ist um 07:30 mit der Dienstübergabe. Um 8 Uhr schließt sich dann die Röntgenbesprechung an. Danach ging es für mich auf Station um die Blutentnahmen zu erledigen. Es gab zu meiner Zeit eine MFA, die die andere Station übernommen hat, weswegen es meistens so 3-10 BEs waren. Flexülen waren auch immer dran, wenn welche angefallen sind.
Danach habe ich meistens noch Untersuchungen angemeldet, Aufklärungen gemacht und ähnlichen Orga-Kram und vor der Visite war meistens erstmal Frühstück. Die Oberärztin hat sehr darauf geachtet, dass es Pausen gibt und so haben wir oft gemeinsam mit der Pflege oder anderen OÄ gegessen. So gegen 09:30 begann dann die Visite. Da auf meiner Station wegen des genannten Personalmangels assistenzärztlich selten jemand sein konnte, haben diese entweder die Oberärztin und ich geführt... oder nur ich. Natürlich in engem oberärztlichen Austausch bzgl. Untersuchungsbefunden und Medikationen etc. und sie hat schlussendlich auch alle mal besucht, aber das in Ruhe Von-Zimmer-zu-Zimmer-Gehen, Befragen und Dokumentieren war nach einigen Wochen oft meine Aufgabe. Einmal pro Woche gab es noch Chefvisite. Der Chef stellt manchmal wilde Fragen, aber kann auch viel erklären, wenn man nachfragt.
Geplante Patient*innen habe ich auch aufgenommen, sofern welche kamen.
Danach ging es auch oft schon an die Mittagszeit, wo gemeinsam in der Kantine gegessen wurde. (Leider gab es nicht immer eine vegetarische Option.) Angeschlossen haben sich dann je nach Auslastung noch Entlassbriefe, Reha-Anträge oder wenn organisatorisch nichts mehr zutun war, bin ich mit in die Notaufnahme gegangen. Da konnte ich Patient*innen immer selber vor-anamnestizieren und untersuchen und dann alles übergeben und bei Bedarf dann schon die stationäre Aufnahme vorbereiten, Medis eingeben etc.
Auch die Endoskopie und die Funktionsabteilung habe ich mal mit besucht und habe zugesehen oder bei Ultraschall oder bspw. Pleurapunktionen auch mal selber Hand angelegt. Auf die (interdisziplinäre) Intensivstation kann man auch mal rotieren, wenn man möchte.
Um 15:00 gibt es dann noch eine Nachmittagsbesprechung und offizieller Dienstschluss ist 16:15. Oft war ich pünktlich raus, aber in Influenza-Stoßzeiten oder bei massivem Personalausfall mussten eben doch mal noch 3 Flexülen gelegt werden und es wurde später.
Meine medizinischen Fragen wurden mir immer beantwortet, gerade wurde sich Zeit genommen, mir EKG-Auswertung oder Medikamentenanpassungen zu erklären. Trotzdem war manchmal auch kein Platz für ausführliche Lehre und PJ-Unterricht gab es leider aufgrund der Größe des Hauses auch nicht.
Was die Krankheitsbilder angeht: Die Basics der Inneren Medizin kann man wirklich super lernen und ich habe mich am Ende auch sicher gefühlt, diese unter Supervision eigenständig zu managen. Außergewöhnliche Fälle sieht man aber jetzt nicht jeden Tag.
Jetzt komme ich wirklich zum Ende: Es kann auch sein, dass sich das alles bald ändert, da ein Chefarztwechsel ansteht. Außerdem gab es während meiner Zeit eine Computersystem-Umstellung, die viel Unruhe reingebracht hat. Vielleicht funktioniert es danach ja auch mit dem Zugang.. Trotzdem kann ich das Innere-Tertial in Rabenstein wirklich empfehlen, wenn man gern in einem kleinen Haus und familiären Team arbeiten will. Ich habe so unfassbar viel Wertschätzung erhalten und musste mir am letzten Tag einige Tränchen verdrücken.