PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Muensterlingen (2/2025 bis 5/2025)

Station(en)
C3/4, C5/6, Notfall
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich versuche ich mal einen groben Einblick ins Leben als PJler hier zu geben, weil ich es nicht haben kann, wenn man etwas schlecht bewertet, das dann aber nicht rechtfertigt :D

Erst einmal was zum Gesamteindruck: Kurz gesagt: Wenn du (gute) Chirurgie erlernen willst und neben Theorie auch Handwerk beigebracht bekommen möchtest, bist du hier vollkommen falsch. Das liegt nicht unbedingt an den Leuten (die meisten sind oberflächlich nett, hintenrum wird trotzdem recht viel gelästert und du als PJler dann doch einfach für die Drecksarbeit ausgenutzt, auf die keiner Bock hat), aber insgesamt wird hier Lehre nicht gross geschrieben. Die Lehre, die wir bekommen haben, haben wir uns sehr aktiv eingefordert. Das waren dann i.d.R. kurze Teachings zu irgendeinem Krankheitsbild, die auch meistens ganz solide waren, aber von sich aus käme keiner mal auf die Idee irgendwas zu erklären - vor allem nicht im OP. Ich selbst will zwar sicher keine Chirurgie machen, würde mich insgesamt aber sehr motiviert und begeisterungsfähig einschätzen. Ich hatte mir zumindest erhofft, dass man die Basics zu chirurgischen Krankheitsbildern erlernt. Das passiert aber nur, wenn man die ganze Zeit aktiv fragt oder sich das eben selbst mit Amboss oder so beibringt. Im OP ist man nur selten (da haben Assistenzärzte Vorrang), man ist in der Regel nur bei kleinen Eingriffen (Atherome, Pilonidalsinus, Lipome, Metallentfernung). Währenddessen wir dim Grunde auch nichts erklärt, ausser man überwindet sich eben und stellt fragen, die meistens aber auch nur sehr kurz angebunden beantwortet wurden. Dabei gibt es natürlich Oberarzt-abhängige Ausnahmen, ich will da nichts pauschalisieren, aber mein Gesamteindruck nach 4 Monaten ist eben, dass sich hier nur ein bruchteil um eine gute Lehre bemüht (aber motivierte Oberärzte gibt es natürlich auch). Montags ist immer eine Fortbildung intern, die von Assistenzärzten gehalten wird (qualitativ sehr heterogen). Die wesentlich besseren Fortbildungen (m. M. nach) haben tatsächlich wir als PJler gemacht: Wir mussten dienstags immer den Journal Club halten.

Kurz zur Tagesstruktur: Dienstbeginn ist um 7:30 Uhr mit dem Morgenrapport, wo die Bildgebungen besprochen werden. Danach gehen eigentlich alle zusammen einen Kaffee trinken. Im Anschluss ist man auf Station und kümmert sich um die Neuafnahmen (Eintritte), bei denen man Anamnese und Status erhebt, dokumentiert und die OP-Stelle markiert. Wenn man will, kann man mit auf Visite, hier sagt dir aber niemand aktiv Bescheid, du musst halt schauen, ob die Assistenten schon begonnen haben. Wenn man dann nicht im OP eingeteilt ist, hat man im Grunde nicht wirklich was zu tun, man wird in die Behandlung nicht aktiv eingebunden, ausser man zeigt eben tagtäglich Eigeninitiative und wir haben uns dann eigentlich immer versucht selbst zu teachen oder sind Fälle/Patientenakten durchgegangen. Man kann natürlich in jeder OP einfach dazu zum Zuschauen, ein paar Eingriffe habe ich mir angeschaut, aber unsteril auf den Bildschirm zu starren und nichts an Lehre zu bekommen, habe ich mir dann irgendwann nicht mehr angetan. An sich war die Stimmung im OP immer recht human. Es gibt einen Arzt, mit dem ich persönlich einfach nicht zurecht kam (mir wurde lautstark gesagt, dass ich im OP nicht "schlafen" solle, mich "zusammenreissen" solle, aufhören solle zu zittern und solche Sticheleien), der auch auf meine Fragen hin sagte: "Jetzt operiere ich. Der ist sozusagen noch von der "alten Schule", aber solche Leute gibt es eben auch und man ist nun mal das letzte Glied der Nahrungskette. Damit habe ich mich dann abgefunden :D Zwischen 15:30 und 15:45 Uhr beginnt die Nachmittagsbesprechung, die meistens so 20-30 Minuten dauert. Das hat bei uns inoffiziell den Feierabend eingeläutet und wir haben uns aus dem Staub gemacht (natürlich kommt es auch mal vor, dass man noch länger im OP steht, aber meistens konnte man so um die Zeit in etwa gehen). Wir haben dann halt ausgemacht, dass der Bereitschaftsdienst eben diese längeren Sachen übernimmt, sodass wir jetzt beim nächsten Thema angelangt sind.

Als PJler muss man jeden Tag einen Bereitschaftsdienst abdecken - das ist in der Schweiz normal, meiner Meinung nach aber einfach unverschämt, weil wir so billige Arbeitskräfte sind und eben nachts rausgeklingelt werden OHNE JEGLICHE KOMPENSATION. Natürlich ist das nicht immer der Fall, zumal auch immer ein Assistenzarzt als Pikett eingeteilt ist. Wenn das aber mal mitten in der Nacht ist (oder wenn eben der AA/dei AÄ keinen Bock hat), dann darf der blöde, billige PJler ran. Dafür gibt's auch keine Kompensation, das ist einfach dein "Pech", wenn du nachts rausgeklingelt wirst, du aber dann am nächsten Morgen wieder um 7:30 antanzen musst. Natürlich sagen manche Oberärzte dann von sich aus, dass man später zur Arbeit kommen darf, aber hier auch eben wieder nur ein Bruchteil. Zumal ich davon überzeugt bin, dass die Assistenzärzte für den Pikett wesentlich besser bezahlt werden als wir. Der Bereitschaftsdienst muss auch am Wochenende und an Feirtagen abgedeckt werden. Uns wurde gesagt, dass während der Wiehnachtsfeiertage und SIlvester eben immer einer der Depp war, der dann dort sein musste. Also macht das (wenn ihr Weihnachten mit der Familie feiern wollt) nicht im Wintertertial. Der Bereitschaftsdienst am WE und an Feiertage ist ein unterbezahlter PJler, der am Samstag und Sonntag (bzw. am Feiertag) jeweils von 10:00 bis 16:30 Uhr in der Notaufnahme arbeitet und gleichzeitig über das komplette Wochenende den Bereitschaftsdienst für den OP abdeckt. Die anderen PJler haben erzählt, dass man für 2 Tage, die man am Wochenende arbeitet, immer nur 1 Tag unter der Woche freibekommen hat (als Kompensation), bis sich ein PJler vor einem halben Jahr beschwert hat. Seitdem bekommt man wohl für 2 Tage Wochenenddienst auch 2 Tage unter der Woche frei. Insgesamt zur Info für eure Ferienplanung: Man darf die Ferientage nicht geballt am Ende nehmen.

An jedem normalen Werktag ist auch ein PJler in der Notaufnahme eingeteilt. Das ist dann ein Dienst von 13:00 Uhr bis 21:00 Uhr. Je nach Assistenzarzt, mit dem eingeteilt ist, wird man als Schreibkraft (Medilisten eintragen, CTs anmelden, Wundversorgungsset richten) missbraucht oder darf Patienten unter oberärztlicher Supervision eigenständig betreuen. Das ist einfach abhängig davon wie viel eben los ist, mit wem du arbeitest (etc.) und wie viel Eigeninitiative du zeigst. Hier kansnt du auch Wunden versorgen, ernst Lokale setzen, kannst dich ein bisschen mit Einzelknopfnähten austoben.

Natürlich habe ich auch von Freunden in Deutschland gehört, dass das chirurgischen Quartal alles andere als schön ist. Hier fallen immerhin die ganzen Blutentnahmen weg und es ist an sich sehr chillig, dafür lernt man halt gefühlt nichts. Wahrscheinlich hört sich das jetzt alles auch negativer an als es war, die Zeit mit den anderen PJlern war schon cool und eine Erfahrung wert, ich möchte auch nichts relativieren - für mich dominiert einfach das Gefühl, dass ich wirklich keine Lehre bekommen habe dafür, dass ich da als Idiot jeden Tag hingegangen bin. Aber irgendwann ist der Mist auch vorbei. Wenn ihr dort seid und das immer noch so ist, dass man nach einem Pikett nicht später kommen kann/frei hat oder es keine Richtlinien gibt, dass man nicht länger als 12h am Stück als PJler arbeiten darf oder so, dann sprecht das auch an. Wenn wir nichts sagen, wird sich auch nie etwas ändern.

Die Gegend hat meine Stimmung wieder aufgehellt, auch wenn es im Winter sehr verregnet und nebelig ist. Aber man ist recht fix an schönen Orten, kann sein hart verdientes Geld in Konstanz ausgeben und die Zeit im Sommer in der Natur geniessen (wenn man eben gut besetzt ist und nciht täglich èberstunden macht). Ich muss sagen, dass ich auf dem Notfall schon meistens 1-2h länger war, aber irgendwann auch gesagt habe, dass ich jetzt gehen würde, weil ich so viele Überstunden gesammelt habe. Meistens war das dann kein Problem, aber das ist eben auch Assistenten-abhängig.

Ich habe zwar keine chirurgische Erfahrung in anderen Häusern, aber ich würde es ausdrücklich nicht empfehlen, hier für's PJ herzukommen, wenn man chirurgische Skills lernen will. Da ist man einfach Fehl am Platz, frustriert und stumpft einfach ab. Wie so oft habe ich dieses ganze Gesundheitsystem und das Krankenhaus als Institution infrage gestellt, bei dem Bockmist, der überall abgeht. Aber das ist wohl an vielen Orten so.
Grüsse gehen raus, ich hoffe, ich vermiese niemandem zu sehr die Stimmung.
Bewerbung
2 Jahre beim Chefarztsekretariat
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1300 CHF brutto, für Pikett 3 CHF/h (wenn nicht gerufen), 6 CHF/h (wenn gerufen)

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.93