PJ-Tertial Chirurgie in Liechtensteinisches Landesspital (9/2023 bis 12/2023)

Station(en)
Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Traumatologie
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich kann ein PJ im LLS in der Chirurgie klar empfehlen.

Warum?
- Sehr gute Organisation seitens des Sekretariats, des HR und der IT: Gleich am ersten Tag bekommt man Zugänge zu den PCs und Programme, die man braucht sowie eine Einführung und Rundgang im Spital.
- Flache Hierarchien und Du-Kultur in einem familiären Umfeld: Man wird von Beginn an direkt ins Team integriert und freundlich empfangen. Man kann jederzeit zu den Ober- und Chefärzten gehen und Fragen stellen, was auch für die Innere Medizin gilt. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen und bekommt jederzeit Hilfe, wenn man diese braucht.
- Breites chirurgisches Spektrum in einem kleinen Spital. Das LLS bietet neben der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Orthopädie und Traumatologie auch urologische, gynäkologische, neurochirurgische und plastische Eingriffe an, die von den jeweiligen Belegärzten durchgeführt werden. Man darf bei diesen OPs (in Absprache mit den anderen Unterassistenten/Assistenzärzten) ebenfalls assistieren und kann somit aus relativ vielen Disziplinen Einblicke und Erfahrungen sammeln.
- Interdisziplinäres Arbeiten: Die Zusammenarbeit zwischen Chirurgie und Innerer Medizin und Akutgeriatrie ist sehr eng. Besonders in der Notaufnahme sieht man, wie gut das läuft und man ist herzlich willkommen seitens der Pflege und Ärzten, dort mitzuarbeiten. Man kann dort selbstständig Patienten behandeln oder sich den Ärzten dort anschliessen. Die Fortbildungen sind ebenfalls interdisziplinär; sei es ein Sono-Teaching, der Journal Club oder Vorträge / lockere „Gespräche“ von den Kaderärzten oder Ärzten aus dem Partnerspital mit verschiedenen Themen aus der Angiologie, Endokrinologie oder Gastroenterologie.
- „Anfängerfreundlichkeit“: Die Atmosphäre zwischen den Ärzten und der OP-Pflege und den Unterassistenten ist sehr kollegial und warmherzig. Man wird gut in den OP eingearbeitet und bekommt die Abläufe Schritt für Schritt erklärt. Die Ärzte dort erklären gerne bei den OPs und man darf auch nicht nur danebenstehen und/oder Haken halten, sondern je nach Vorerfahrung mehr machen und assistieren. Selbst wenn man noch gar keine Erfahrung im OP hat, bekommt man in Ruhe (!) bspw. verschiedene Nahttechniken gezeigt und darf dann selber machen.
- Attraktive Konditionen: Das Gehalt ist für deutsche Verhältnisse sehr gut (ca. 1130 Franken pro Monat abzüglich 150 Franken Miete), für UA ist das Essen an einem Büffet vergünstigt (4 Franken) und die Unterkunft ist gut und nah gelegen (vermietet durch vogt appartments). Des weiteren ist man Unfall- und Haftpflichtversichert. Man hat bei 4 Monaten Praktikumsvertrag knapp 8 Tage Urlaubsanspruch. 24-Stunden oder Nachtdienste gibt es für die Chirurgie nicht, die Arbeitszeiten sind regulär von 07:15 – 16:45 Uhr inkl. Mittagspause. Einmal im Monat wird man gebeten, am Wochenende zu diesen Zeiten zu arbeiten und man bekommt folglich zwei Kompensationstage frei.

Organisation
- Ich habe mich 1,5 Jahre vorher beworben und eine Absage bekommen über 2 Jahre hinaus sowohl auf der Inneren als auch Chirurgie. Das Spital stellt i.d.R. je 2 UA pro Abteilung ein. Ich habe mich dann ein knappes halbes Jahr nochmal beworben bzw. nachgefragt und dann gab es (wieder) Plätze. Wenn ihr also trotz frühzeitigen Fragen (was ich empfehlen würde) keinen Platz bekommen habt, fragt nochmals wenige Monate/ Wochen davor nochmal nach, ob jemand abgesagt hat. In meinem Fall hat sich das definitiv gelohnt!
- Man bekommt eine Kurzaufenthaltsbewilligung für die Zeit vom Passamt ausgestellt. Um diese zu bekommen, muss man ein paar Formulare ausfüllen mit Passbild, die vom Spital aus zugeschickt werden. Außerdem muss man einen Banknachweis erbringen mit 1500 FR pro Anstellungsmonat (7500 FR bei 4 Monaten) als Sicherheit. In den ersten Tagen vor Ort muss man sich dann noch bei der Gemeinde (Einwohnerkontrolle und Steueramt) anmelden (und wieder abmelden, bevor man wieder geht!). Als UA braucht man noch keine Krankenversicherung aus der Schweiz oder Liechtenstein, daher reicht eine „normale“ Auslandsreisekrankenversicherung z.B. über den Marburger Bund. Man muss allerdings in eine Pensionskasse einzahlen, kann das Geld aber im Nachtrag wieder zurückerstatten lassen aufgrund der Geringfügigkeit. Steuern werden keine bezahlt bzw. abgezogen.
- Je nach LPA und Heimatuni muss man im Nachgang das Tertial noch gesondert anerkennen lassen (z.B. die Äquivalenzbescheinigung, die die Uni Zürich ausstellt).

Freizeit
- In Liechtenstein selbst kann man Wandern und Ski fahren sowie die üblichen „Touri-Dinge“ machen (z.B. Museen, Restaurants etc.). Das Land ist sehr klein und ruhig, unmittelbar vor Ort hat man aber doch in kurzer Zeit ziemlich schnell das meiste gesehen. Man ist aber (zumindest mit dem Auto, was ich sehr empfehlen würde) sehr schnell in der Schweiz und Österreich und kann am Wochenende und den freien Tagen dort sich Sachen anschauen oder unternehmen. Gerade in den Sommermonaten bleibt abends meist noch Zeit, um an einen See zu fahren oder ein bisschen die Natur zu genießen.

Fazit: Wer lieber in der anonymen Masse schwimmt, primär Urlaub machen will oder sehr spezielle Eingriffe/OPs sehen möchte, sollte sich lieber ein anderes Spital/Krankenhaus suchen. Wer dahingegen ein lehrreiches Tertial in der Chirurgie zu fairen Konditionen und guten Bedingungen in einem kleinen, familiären Spital in einem anderen (deutschsprachigen) Gesundheitssystem kennenlernen möchte und sich offen, zugewandt und tatkräftig im Team einbringt und engagiert, wird ein tolles Tertial in Liechtenstein verbringen, mit vielen netten Kollegen und interessanten Erfahrungen und Einblicken.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
EKGs
Mitoperieren
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Punktionen
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Rehas anmelden
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
1130 Franken
Gebühren in EUR
Keine (abgesehen von 15 Franken Anmeldegebühr in der Gemeinde)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13