PJ-Tertial Radiologie in Universitaetsklinik Homburg (6/2020 bis 10/2020)

Station(en)
Röntgen, CT, MRT, Neuroradiologie
Einsatzbereiche
Diagnostik
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Ich habe in der Radiologie in Homburg mein Wahlfach absolviert. Der Ruf der sehr einhornreichen Abteilung, in der „noch Hochleistungsmedizin betrieben wird“ ist gut, aber es gibt noch recht wenige Bewertungen hier, das will ich hiermit ändern.
Die Organisation läuft recht unproblematisch ab. Man muss nur für die Aufwandsentschädigung einige Formulare ausfüllen, aber dafür kann die Radiologie nichts dafür, ist halt vom Uniklinikum so gewollt.
Los geht’s am ersten Tag in der Frühbesprechung, danach spricht man beim Chef vor, der einem kurz die Abläufe erläutert, dann verteilt man sich auf die verschiedenen Bereiche. Der Chef stellt es einem frei, wie lange man in welchem Bereich verweilt, wir sollen das unter uns ausmachen und wir dürfen auch Famulanten „verscheuchen“. ^^ Es gibt die Röntgenabteilung mit Durchleuchtung, das CT, das MRT, Angiologie (Interventionen), Sonografie und die Neuroradiologie, das komplette bildgebende Spektrum wird einem also angeboten. Anschließend erhält man noch Zugänge für den PC. Jeden Tag kann man sich neue blaue OP-Kleidung holen.
Der Tag beginnt morgens um 7:45 Uhr mit der Frühbesprechung. Hier bereitet ein Assistent einen Fall vor, den ein anderer Assistent dann mit Hilfe der Oberärzte etc lösen muss. Meistens stellt aber der Chef die Fragen an den Assistenten. Der Fall beginnt mit einem Röntgenbild, eventuell kommt noch ein CT. Es kommt schon mal vor, dass der Chef die Assistenten, wenn sie unwissend sind, etwas grillt, was dann schon mal unangenehm werden kann, aber es bleibt im Rahmen und es ist auch lehrreich für alle Beteiligten. Mittwochs wird ab und zu ein Quiz veranstaltet, das sich auf kürzlich vergangene Fortbildungen (finden Montag Nachmittag statt) bezieht. Das Quiz erfolgt per App, natürlich anonym, die selbst gewählten Namen der Teilnehmer sorgen nicht selten für großen Unterhaltungswert. Freitags muss/darf/soll ein Pjler oder auch ein Famulant nach vorne und einen Fall lösen. Gegrillt wird man dabei zum Glück nicht, die Ärzte helfen einem wirklich gut und sind nachsichtig, was Unwissenheit/Blindheit angeht.. Trotzdem bleibts ein bisschen unangenehm, aber ich empfehle trotzdem, sich nicht davor zu drücken, denn wenn ihr den Chef im Examen habt, ist das eine gute Vorbereitung. Nachdem der Fall gelöst wurde, berichtet der Nachtdienst und zeigt die Cts.
Anschließend rotiert man in die Bereiche, die ich nun getrennt voneinander bewerten möchte.
Röntgen:
Wie überall kann man sich einen eigenen PC ergattern, an dem man dann Röntgenbilder wie ein Assistenzarzt befunden darf. Ich empfehle generell, erst mal alte Befunde anzuschauen, damit man weiß, auf was man achten soll. Unterstützt wird man vom Assistenzarzt, der aber noch relativ neu ist, aber trotzdem sein bestes versucht, einem was beizubringen. Mit ihm habe ich mich sehr gut verstanden. Mit ihm kann man auch in die Durchleuchtung gehen und zuschauen. Es gibt noch einen Facharzt, mit dem man aber erst mal warm werden muss. Am Anfang läuft es etwas distanziert ab, aber mit der Zeit habe ich mich immer besser mit ihm verstanden. Er ist etwas eigenwillig, was die Befundung der Röntgenbilder angeht, die Befunde sind öfters nicht nachvollziehbar, auch für andere Radiologen... Dennoch verfügt er über ein enormes Wissen und versucht auch zu helfen, wenn man selber mal nicht weiter weiß. Für ausführliches Teaching haben die beiden Ärzte leider keine Zeit, dafür ist die Menge an Röntgenbilder einfach zu viel. Aber da man als Pjler sich Zeit lassen kann, macht man schnell Fortschritte (learning by doing). Befunde schickt man an den Facharzt, der diese aber einfach umschreibt und nur selten was dazu sagt. Einfach mit Humor nehmen. ;)
MRT:
Definitiv am anspruchsvollsten. Hier bin ich am Anfang oft nur neben dran gesessen. Je nachdem, an welchen Assistenzart man gerät, bekommt man unterschiedlich viel erklärt. Manch einer kommt zwar etwas brummelig daher (zumindest zu den männlichen Pjlern), aber man bekommt teilweise echt viel erklärt und wird auch selber abgefragt. Mit der Zeit kann man auch einfache MRTs selber befunden, ich hab da immer die vom Oberbauch gemacht. Anschließend kann man die durchsprechen, wo man eigentlich immer gutes Feedback bekommt. Man kann auch bei MRT-gesteuerten Prostatabiopsien und bei Arthrografien dabei sein. Es kann sein, dass einem die Assistenzärzte ein paar Aufklärungen machen lassen, da kann man noch mal seine kommunikativen Fähigkeiten verbessern, ferner kann man nochmal etwas Nadeln legen üben. Das ganze hielt sich allerdings voll im Rahmen, man wurde nie zum Aufklärungs-Sklave degradiert.
Mittags erfolgt die legendäre MRT-Besprechung, in der die Assistenten dem Phakomatosen-liebenden Oberarzt die MRT-Bilder vorstellen. Anschließend sagt er seine Meinung dazu, das ganze garniert mit teils sehr derben Humor. Es wird dabei immer viel gelacht, die Stimmung ist super. Trotzdem gibt’s auch Teaching. Die Studenten werden immer wieder von ihm befragt, teilweise zu recht abgefahrenen Themen (IPMN, Nephroblastomatose, synoviale Chondromatose, Synchondrosis ischiotubica), aber es ist nicht so schlimm, wenn mans dann nicht weiß. Es empfiehlt sich, aufzupassen, die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn im Staatsexamen kriegt, ist recht hoch, man profitiert davon, wenn man in der MRT-Besprechung aufpasst. Diese ging meistens so bis 14:30 – 15 Uhr und danach durfte man auch nach Hause gehen.
CT:
auch hier kann man selber befunden und die Befunde anschließend mit einem Assistenzarzt/Oberazt durchsprechen. Alle sind daran interessiert, dem Pjler was beizubringen. Das Feedback ist immer konstruktiv gewesen. Man kann auch einem anderen beim Befunden zuschauen. Hier ist aber auch die stressigste Abteilung, weil der Schockraum auch mitversorgt wird. Es kann vorkommen, dass gewisse Assistenzärtinnen gestresst und gereizt reagieren, aber ich bin mir absolut sicher, dass das nicht böse gemeint ist.
Angio und Sono habe ich nicht besucht. Zur Sonografie kann ich sagen, dass es sich aber lohnt, wenn man etwas Engagement zeigt. Der Oberarzt ist eine echte Koryphäe und erklärt gerne und viel, er fordert aber auch einen. Er hat auch mal Teaching für die Pjler und für die Famulanten gemacht. Auch wenn er manchmal etwas schwierig ist und zerstreut rüberkommt, werde ich ihn trotzdem sehr positiv in Erinnerung behalten.
Neuroradiologie:
Eine Rotation hier hin ist kein Problem. Ich empfehle es allerdings nur, wenn man an Interventionen interessiert ist, ansonsten ist es doch recht langweilig. Selber befunden geht hier nicht, aber immerhin sind die Ärzte nett und erklären einem was, der eine mehr, der andere weniger. Ich fands eher langweilig, v.a. Wenn man neben einem saß, der nicht so viel erklärt hat. Immerhin hat sich ein Arzt Zeit genommen, um uns die Sonografie der Halsgefäße zu zeigen, ferner konnten wir einer Myelografie beiwohnen. Die Tage hier gingen länger wie in der „Körperradiologie“, man kam erst um 16:30 Uhr raus, das hat sich teilweise ganz schön gezogen. Ich will die Abteilung jetzt nicht schlecht machen, die sind wirklich gut dort, aber es hat mir da halt nicht soo gut gefallen, was aber wohl an meinem eher gering ausgeprägten Interesse für Interventionen lag.
Weitere Punkte/Allgemeines:
Generell war ich mit meinem Tertial sehr zufrieden. Die Stimmung in der ganzen Abteilung ist durchweg gut, alle haben ihren Humor nicht verloren (einfach mal die Zettel/Bilder an den Wänden anschauen...). Es geht eigentlich immer lustig zu, Pjler werden respektiert und nicht für Hilfstätigkeiten abgestellt. Die Befundung steht hier im Vordergrund! Der Chef schaut auch danach, dass wir gut behandelt werden und ist auch offen für Kritik. Generell ist er sehr korrekt drauf, schon seriös und er kann auch autoritär sein, aber ich hatte nie das Gefühl, dass er seine Macht missbraucht oder jetzt übermäßig streng ist. Am Ende vom Tertial hat man ein sehr nettes Abschlussgespräch mit ihm, wo man mit ihm über alles reden kann.
Mit den MTRAs etc hatten wir wenig zu tun, aber der wenige Kontakt war immer positiv. Grundsätzlich kann ich sagen, dass eigentlich keiner dabei war, mit dem ich gar nicht klar kam, auch wenn der ein oder andere hier und da mal seine Eigenarten hatte, aber die hat ja jeder.
PJ-Unterricht gibt es keinen, einmal haben wir mit einer Assistenzärztin case-reports gemacht, was dann so aussah, dass jeder Student ein Thema vorbereitet hat (unter radiologischen Gesichtspunkten). War ganz nett, die Vorträge wurden dann freitags im Rahmen der Frühbesprechung vorgetragen. Ferner gab es eine wirklich liebenswerte Oberärztin, die immer neuroradiologische Fortbildungen gemacht hat, die sehr anspruchsvoll, aber auch lehrreich waren. Leider ist sie nicht mehr am Klinikum beschäftigt.
Am Universitätsklinikum des Saarlandes erhält man 500 Euro Aufwandsentschädigung. Ob Pjler ein Wohnheimzimmer zur Verfügung gestellt bekommen, weiß ich nicht, externe Pjler sind eher selten. Homburg als Stadt hat jetzt eher wenig zu bieten, das Saarland ist aber übersichtlich und es gibt die ein oder andere schöne Sehenswürdigkeit zu entdecken. Essen gibt’s in der Mensa und im Personalcasino, für letzteres muss man aber einen Dienstausweis beantragen, wenn man da hin will. Mittagessen war ausnahmslos immer möglich und man konnte sich auch Zeit lassen, es hat keinen gestört, wenn man mal länger weg war. Das Essen hat man billiger bekommen mit Studentenausweis. Nach der MRT-Besprechung konnte man immer nach Hause gehen, lediglich montags gab es eine Fortbildung, die so bis 17:30 Uhr ging. Studientage gab es keine, war aber nicht schlimm, da man eh immer recht früh gehen konnte.
Ich kann das Tertial hier klar weiterempfehlen. Es gibt vielleicht hier und da ein paar Kleinigkeiten, die man bemängeln könnte, die aber nicht der Rede wert sind. Das Radio-Tertial war klar mein bestes. Wegen dem Ort kommen wohl die wenigsten, viel mehr wegen dem Ruf der Klinik. Das könnte zu einem Problem werden, wenn viele Pjler da sind, dann hat man möglicherweise keinen eigenen PC-Platz mehr. Da Pjler befunden sollen, sitzen die Famulanten nur neben dran, die können eigentlich nie selber befunden, das sollte man beachten, wenn man hier eine Famulatur plant.
Viel Erfolg an alle, die das PJ noch vor sich haben. :)
Bewerbung
zu den üblichen uniinternen Fristen bei Frau Orlich
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
500 pro Monat

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8