PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Diakonissenanstalt zu Flensburg (5/2020 bis 9/2020)

Station(en)
Unfallchirurgie Diako und Allgemeinchirurgie Sankt-Franziskus
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Fazit: Die Rahmenbedingungen in Flensburg sind wirklich toll, aber da der Alltag auf den Stationen oft sehr frustrierend war, kann ich das PJ hier nicht wirklich empfehlen.

Grundsätzlich ist das PJ in Flensburg gut organisiert. Es gibt einen Einführungstag, Essen und Unterkunft sowie Kleidung werden gestellt, man erhält noch die 450€ als Lohn und grundsätzlich findet Donnerstag Nachmittag Unterricht statt. Der Unterricht fiel bei uns leider aufgrund der Ferienzeit lange aus, aber die Unterrichtstage die wir hatten waren sehr gut gehalten und die Dozenten stets motiviert. Generell arbeitet man 8 Wochen im SFH in der Allgemeinchirurgie und 8 Wochen in der Unfallchirurgie der Diako. Hospitieren kann man in der Gefäßchirurgie und im Hospiz, außerdem kann man in der Diako neben der Stationsarbeit noch in die Notaufnahme rotieren. All das würde ich empfehlen, um mal von den Stationen wegzukommen, die leider in beiden Häusern immens schlecht organisisert sind, weshalb oft dicke Luft herrscht.

Zur Diako: Aktuell ist hier ein großer Wechsel im Team, da viele Ärzte gegangen sind. Das merkt man schon deutlich. Arbeitsbeginn ist auf Station um 7:10 (7:30 kommen reichte bei uns aber dicke), hier kann man nach der Frühbesprechung Verbände machen, in den Kurven die Visite dokumentieren, ein paar Blutentnahmen und Braunülen machen (die meisten BEs erledigt der Blutentnahmedienst) und viel Arztbriefe schreiben. Die Visite geht auch meistens von 8 bis 11/12, sodass man damit gut beschäftigt ist. Am meisten lohnt sich hier die Zeit in der Notaufnahme, wo man selber Patienten untersuchen kann und nähen kann etc. Die OPs waren stark vom Operateur abhängig. Ein paar Oberärzte waren sehr freundlich und haben einen auch viel Nähen oder sogar mal schrauben lassen, andere haben unsere Existenz die kompletten 8 Wochen wegignoriert. Die meisten Assistenten waren sehr nett, aber gerade in den ersten Wochen wurden wir sehr viel nach offiziellem Feierabend dabehalten, was aber als selbstverständlich erachtet wurde. Generell muss man hier Lehre (wenn man sie denn haben will) sehr einfordern. Ebenso mussten wir ziemlich für unser Recht, in anderen Bereichen zu hospitieren, kämpfen. Es sollten immer mindestens 2, am besten 3 PJler auf Station sein. Zugegebenermaßen ist hier viel zu tun, aber die Ansage, wenn wir rotieren würden würde man mal genauer beobachten, wann und wie wir Fehlzeiten nehmen, fand ich dann doch etwas frech. Ebenso wurde zunächst von uns verlangt, dass wir ohne Ausgleich auch Donnerstag vor dem Unterricht (Selbststudienzeit, regulär frei) zu arbeiten hätten. Wir haben immerhin den Kompromiss ausgearbeitet, dass derjenige, der Donnerstag vormittag arbeitet, Freitag bereits gegen 11/12 in den Feierabend gehen kann. Dienste kann man ebenso machen, um sich den einen oder anderen freien Tag zu erarbeiten. Da ich die Unfallchirurgie sehr mag, hat es mir hier trotz der ein oder anderen Diskussion zu den Arbeitsbedingungen gut gefallen.

Zum SFH: Arbeitsbeginn ist um 6:45 mit der Visite. Nachteil hier ist, dass man parallel Verbände machen soll, sodass man oft sehr wenig bis gar nichts von der Visite mitbekommt, weshalb man die Patienten so gut wie nicht kennt. Dafür übt man Verbände, Drainagen/ZVKs ziehen, Klammern entfernen etc. Anschließend geht es zu der Frühbesprechung. Dank eines Blutentnahmedienstes gibt es danach meistens wenn überhaupt 1 bis 2 Blutentnahmen oder Braunülen. Danach konnten bei uns immer 1 bis 2 PJler in den OP und einer in die Aufnahmestation. Unser Problem war, dass wir zu fünft waren, sodass eigentlich jeden Tag 2 PJler "arbeitslos" waren. Man musste sich allerdings auch einiges anhören, wenn man sich dann mit den OPs aufgeteilt hat und ein oder zwei Leute schon früher mal gegangen sind. Das scheint ja früher kein Problem gewesen zu sein, uns wurde dann allerdings gesagt wir hätten unsere Zeit hier abzusitzen und sollten sonst der OP Pflege oder sonst irgendjemandem zugucken. Generell war die Lehre auch in diesem Haus eigentlich nicht existent. Die Ärzte haben (bis auf einen sehr engagierten Internisten in der Aufnahme) so gut wie nie mit einem geredet. Wenn man Glück hatte, wurden einem mal ein paar Fragen beim nicht sehr spannenden Hakenhalten beantwortet. In die Aufnahme kommen prästationäre Patienten, die man noch mal untersuchen kann (auch wenn eigentlich schon alles gelaufen ist), oder akute Fälle, bei denen man mit Glück mal Untersuchung und Sono machen kann, wobei das leider auch sehr vom Arzt abhing. Generell war also oft extrem nerviger Leerlauf. Fünf PJler sind für dieses Haus einfach viel zu viel. Wir haben schon versucht, alle möglichen Hospitationen zu machen, um uns nicht auf den Füßen zu stehen, und irgendwann ist es eben auch nicht mehr spannend, sich die 100. laparoskopische Galle anzugucken. Selbst wenn man sehr aktiv die Arbeit sucht, gab es manchmal einfach nichts zu tun, was einfach gefrustet hat. Ein Problem hier ist auch, dass sich keiner für einen zuständig fühlt, aber alle erwarten, dass man sich irgendwie beschäftigt, dankbar dafür ist, und dann, nachdem man von 10 bis 15 Uhr nur rumgesessen hat, um 15:30 noch freudestrahlend in eine Notfalllaparatomie zum stillen Hakenhalten geht. Immerhin ist das Kantinenessen im SFH gut.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Braunülen legen
Briefe schreiben
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
450,00

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
2
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.07