Ich habe mein Chirurgie-Tertial am Universitätsklinikum Düsseldorf absolviert, wobei ich die erste Hälfte in der Gefäßchirurgie und die zweite Hälfte in der Kinderchirurgie verbracht habe. Rückblickend war ich sehr froh über die Rotation in die Kinderchirurgie, da ich langfristig in die Pädiatrie möchte. Allerdings möchte ich an dieser Stelle einen wichtigen organisatorischen Kritikpunkt anbringen:
Die Vergabe der chirurgischen Rotationen erfolgt am UKD ausschließlich per Losverfahren. Das bedeutet, dass man selbst dann keine Garantie auf seine Wunschrotation hat, wenn dieser Wunsch bereits vorab im PJ-Portal hinterlegt wurde. Wird eine Rotation von mehr als zwei PJ-Studierenden gewünscht, entscheidet am ersten Tag das Los – und Hinweise auf vorher geäußerte Präferenzen werden vom zuständigen PJ-Beauftragten eher belächelt als berücksichtigt.
Wer eine bestimmte chirurgische Fachrichtung sicher absolvieren möchte, sollte sich daher bereits im Vorfeld aktiv mit der entsprechenden Klinik in Verbindung setzen – sei es mit Chefärzten, Oberärzten oder anderen ärztlichen Ansprechpartnern. Nach Aussage des PJ-Beauftragten sind ihm in solchen Fällen „die Hände gebunden“, sodass persönliche Absprachen im Vorfeld die Chancen auf die Wunschrotation deutlich erhöhen.
Gefäßchirurgie (8 Wochen)
Der Einstieg in die Gefäßchirurgie begann mit einem Gespräch mit einem der für die PJ-Studierenden zuständigen Assistenzärzte. Dieses Gespräch empfand ich als eher ernüchternd, da direkt kommuniziert wurde, dass es „eigentlich“ keine Studientage geben solle und krankheitsbedingte Ausfälle streng gehandhabt würden. In der praktischen Umsetzung zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Da wir zu viert auf der Station eingesetzt waren, konnten wir uns intern absprechen und hatten letztlich jede Woche einen Studientag, solange täglich drei Personen anwesend waren. Die Stimmung am ersten Tag war dadurch zwar etwas gedrückt, im Alltag relativierte sich dieser Eindruck aber.
Aufgaben & Arbeitsalltag:
Die Hauptaufgaben auf Station bestanden aus Wundversorgung, Verbandswechseln und Blutentnahmen. Dadurch lernt man zb:
- Débridements
-mit VAC--Verbänden umzugehen,
-generell sicherer im Umgang mit chronischen Wunden zu werden.
Auf der Station ist täglich nur ein Stationsarzt für rund 30 Patient:innen verantwortlich, was zu einer hohen Arbeitsbelastung führt. Ohne Pjler würde die Patientenversorgung hier mit Sicherheit nicht laufen. Umso größer ist mein Dank an die festangestellte PA Lea, die sich viel Zeit für uns genommen hat, uns anleitete und häufig die einzige war, die kontinuierlich Wissen vermitteln konnte. Eine zusätzliche Herausforderung war jedoch die ständige Rotation der Assistenzärzte: Jede:r ist nur ein bis zwei Wochen auf Station eingeteilt. Das führt dazu, dass man sich kaum an eine Arbeitsweise gewöhnen kann und erworbene Kompetenzen bei jedem Wechsel quasi erneut „beweisen“ muss. Unter den PJlern sorgte dies für deutliche Frustration.
Etwa eine Person pro Tag wurde zudem im OP gebraucht. Wir konnten uns hierzu selbst organisieren, was für mich sehr angenehm war, da ich nur wenig Interesse an OPs hatte und letztlich in acht Wochen lediglich zweimal im OP war – für mich persönlich ein Erfolg (:D)
In den seltenen Fällen, in denen ich im OP war, erlebte ich eine Oberärztin, die schon für ihr Abfragen bekannt ist. Man sollte hierauf vorbereitet sein, da unangenehm spöttische Situationen entstehen können, wenn man anatomische Details nicht exakt parat hat.
Lernmöglichkeiten:
Neben der Stationsarbeit konnte man zB gelegentlich Gefäßsonografie und Doppler zur ABI-Messung durchführen.
-mittwochs die allgemeine Weiterbildungsveranstaltung der Abteilung,
-freitags eine eigene PJ-Fortbildung mit Präsentationen zu typischen gefäßchirurgischen Krankheitsbildern – diese empfand ich als durchweg gut vorbereitet und hilfreich.
-dienstags eine allgemeine PJ Fortbildung von allen chirurgischen Fachrichtungen
Arbeitszeiten:
Es gab sehr angenehme Arbeitszeiten, vor allem weil wir mehrere PJler gleichzeitig waren. In der Regel konnten wir zwischen 13 und 14 Uhr nach Hause gehen. Für den Einstieg ins PJ war das für mich persönlich perfekt: überschaubare Verantwortung, kurze Tage, klare Aufgaben.
Fazit:
Für mich war die Rotation in der Gefäßchirurgie ein entspannter und guter Einstieg ins PJ. Ich konnte viel über Wundversorgung, Verbände und klinische Basisfertigkeiten lernen und wieder Routine in Blutentnahmen und Stationsabläufe bekommen – etwas, das mir nach dem theorielastigen letzten Studienjahr wichtig war. Empfehlen würde ich diese Rotation jedoch nur bedingt. Wer Chirurgie liebt, Verantwortung übernehmen möchte oder eigene Patient:innen führen will, wird hier vermutlich enttäuscht. Ich wäre es, obwohl ich keine Chirurgie machen möchte nach mehr als 8 Wochen auch gewesen - und als 2. oder 3. Tertia würde ich es hier überhaupt nicht empfehlen. Die Aufgaben sind repetitiv, die Stationsstruktur ist unruhig und eigenständige ärztliche Tätigkeiten gibt es kaum.
Für mich persönlich war es in Ordnung – vor allem wegen:
-kurzer Arbeitszeiten
-wenig OP-Pflicht
-niedrigem Verantwortungsdruck
-der guten Unterstützung durch die PA
Kinderchirurgie (8 Wochen)
Auf die Rotation in die Kinderchirurgie hatte ich mich dann besonders gefreut, da mich die Pädiatrie später besonders interessiert. Der Einstieg war direkt deutlich positiver: Das Team ist deutlich kleiner als in der Gefäßchirurgie und besteht aus zwei Oberärzten, einer Chefärztin und drei Assistenzärzten. Dadurch ist man sehr schnell per Du, fühlt sich integriert und hat eine angenehme, familiäre Arbeitsatmosphäre.
Bereits zu Beginn der Rotation wurde uns allerdings sehr offen kommuniziert, dass die PJler in der Kinderschirurgie eher ein „On-top“ sind. Die Assistenzärzte bewältigen den Stationsalltag mit 8 Betten routiniert und problemlos alleine, sodass wir für den täglichen Ablauf nicht wirklich gebraucht werden. Das führt einerseits zu einer entspannten Grundsituation, bedeutet aber auch, dass es nur wenige klar definierte Aufgaben für PJ-Studierende gibt und man sich Lernmöglichkeiten aktiv suchen muss. Eigenverantwortliches Arbeiten ist, gerade durch die Arbeit mit Kindern, nur sehr begrenzt möglich. Eine selbstständige Betreuung eigener Patient:innen ist nicht vorgesehen. Insgesamt werden auf Station maximal acht Kinder betreut, sodass es im Stationsalltag häufig nur wenige Aufgaben gibt. In den OP durfte täglich etwa ein PJler fest mitgehen, ein zusätzlicher konnte gelegentlich zum Zuschauen dazu. Die OP-Säle der Kinderchirurgie sind jedoch klein, was auch einmal dazu führte, dass ich trotz Interesse nicht bleiben konnte und recht ruppig auf Station zurückgeschickt wurde.
Struktur im PJ-Alltag
Im Regelfall wurden wir vier PJ-Studierenden wie folgt eingeteilt:
eine Person auf Station
eine Person in der Ambulanz
eine Person im OP
eine Person mit Studientag
Diese Struktur war gut organisiert – und vor allem die Ambulanz kann ich ausdrücklich empfehlen. Dort durfte man Kinder wirklich eigenständig sehen, untersuchen, dokumentieren und anschließend dem zuständigen Assistenzarzt vorstellen. Oft wurde die Dokumentation nur noch durchgesehen und final freigegeben. Hier hatte ich meine größte pädiatrische Lernkurve.
Atmosphäre und Lernwert
Die Grundstimmung im Team war durchweg freundlich. Allerdings ist auch die Kinderchirurgie keine klassische PJ-Station: Der Eindruck erinnert etwas an ein Famulatur- oder schulpraktikumsähnliches Setting: Man läuft mit, hilft bei Botengängen und punktuell bei Untersuchungen, aber ein PJ-typischer Verantwortungsbereich entsteht nicht.
Gerade weil die Station nicht auf PJler angewiesen ist, ergeben sich aber auch außergewöhnlich viele Freiheiten. So konnte ich beispielsweise 14 Tage in die Kinderradiologie rotieren, was mir fachlich enorm gefallen hat und einen völlig neuen Einblick in die pädiatrische Bildgebung vermittelt hat. Außerdem gab es auch im Alltag auf Station immer wieder so viel Leerlauf, dass man zb mehrere Stunden Doktorarbeit schreiben durfte.
Fazit
Für mich persönlich waren die acht Wochen in der Kinderchirurgie aufgrund des freundlichen Teams, der angenehmen Atmosphäre und der pädiatrischen Einblicke sehr wertvoll. Besonders die Ambulanz hat mir eine echte Lernkurve ermöglicht.
Fazit:
Für mich war es eine schöne Zeit, aber eher durch meine netten Mit-Pjs, Kaffeepäuschen, kurze Arbeitszeiten, Studientage, viel Freiraum ... und weniger durch einen großen Zuwachs an medizinischer Kompetenz. Tendenziell ist die ganze Atmosphäre eher sehr anonym, teilweise kennen die Ärzte auch nach 8 Wochen den eigenen Namen noch nicht, was einfach dem großen Durchlauf und Anzahl der PJ geschuldet ist. Wenn man im ersten Tertial langsam starten will, würde ich es genauso nochmal machen. Wenn man aber wirklich Bock auf medizinischen Kompetenzzuwachs hat, bitte ein anderes Haus wählen!