PJ-Tertial Chirurgie in Luzerner Kantonsspital Wolhusen (12/2009 bis 4/2010)

Station(en)
3, Notaufnahme, OP
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Das Krankenhaus
Wolhusen ist ein sehr kleines Spital (3 OPs, Notaufnahme 4 Kabinen für Internisten und Chirurgen zusammen und die sind nie voll) mit orthopädischem Schwerpunkt, was einem als PJler viele Hüft- und Knie-TPs in 2. Assistenz (Haken auf der Seite halten, auf der man absolut nichts sieht) einbringt. Unfallchirurgische Eingriffe normalhäufig, allgemeinchirurgische Eingriffe sehr selten. Hier operiert der Chef / Oberarzt auch gerne mal ne Lichtenstein (mit 2 Assistenten) selber!

Aufgaben, Pflichten des PJlers
Vom PJler wird erwartet wie ein Assistent zu arbeiten, Aufnahmen, Stationsarbeit und OP-Assistenz sind die Aufgaben. Die Arbeitszeit beträgt normalerweise 50h pro Woche es können auch mal leicht 70h draus werden, da man „nach Bedarf der chirurgischen Abteilung“ arbeitet. Gerechnet ohne Wochenenddienste. Diese hat man (je nach Anzahl der PJler) 1-2x pro Monat, es muss eben immer einer da sein. Wochenenddienste werden durch Kompensationstage ausgeglichen. Die PJler besetzen auch einen Bereitschaftsdienst (Picket), der 24h geht, am nächsten Tag geht das normale Programm weiter, kein Ausgleich. Manchmal operiert der Picket bis in den späten Abend nachts wird man nicht oft angerufen, kann aber passieren.
Mitarbeiter
Die Assistenten, von denen die meisten Deutsche sind sind alle sehr nett und bemüht einem was beizubringen, da sie wissen, dass man mehr arbeitet als in Deutschland und auch was davon haben soll. Wenn man sich gut anstellt darf man auch viel selber machen, z.B. am Wochenende selbständige Stationsvisite ohne Aufsicht, eigene Patienten in der Notaufnahme, etc.
Oberärzte
Unter den Kaderärzten gibt es große Unterschiede, den meisten sind die PJler im Klinikalltag egal, solange sie genug Assistenten im OP haben und die Stationen laufen. Nur wenn mal was nicht läuft (man kommt zu spät in den Saal) merkt man dann dass man den OAs doch bekannt ist. Der ansonsten nette Ton im OP wird je nach Operateur doch öfters sehr unfreundlich. Teaching im OP ist eine Seltenheit. Zeit zum Nähen ist meist nicht und dies bei OP-Zeiten von ca. 2,5h für eine Standard-Hüfte und Anästhesie-Überleitungszeiten von 30-45 Minuten. Es muss fairerweise gesagt werden, dass nicht alle Oberärzte diese Einstellung haben und einige sehr kollegial und freundschaftlich mit den PJlern und Assistenten umgehen.
Pflege
Sehr guter Kontakt zur Pflege, die meisten Schwestern nehmen einen wie einen fertigen Assistenten zur Kenntnis, in Abwesenheit des Stationsarztes ist man der primäre Ansprechpartner. Vorsicht: Die Pflege hat im Krankenhaus eine wahnsinnige Lobby, wenn man oft nicht einer Meinung ist, kann das schnell nach hinten losgehen! Im OP herrscht ein sehr netter Ton von Seiten der Pflege und Anästhesie, kleine Spielchen werden wie in Deutschland mit neuen PJlern und Assistenten überall getrieben. Allein die OP-Pflegeleitung hat launeabhängig manchmal das Bedürfnis die PJler und Assistenten anzupfeifen.

Das Wohnheim
Nette Zimmer mit eigenem Bad und Balkon, Gemeinschaftsküche. Mitbewohner jedoch fast alles Deutsche, meist Gastarbeiter aus dem Baugewerbe, die je nach Bierkonsum und Laune auch mal ausfallend und verbal aggressiv werden. Alle PJler werden auf die 2 Wohnheime verteilt, so wird das abendliche Kochen zusammen zu einer Logistikaufgabe, andere Spitalmitarbeiter gibt es fast nicht in den Wohnheimen.

Freizeit
Im Winter super gelegen zum Skifahren, in ca. 1 h sind Engelberg, Hasliberg etc. zu erreichen. Geht mit dem Zug und Auto. Kletterhallen etc. auch gut zu erreichen. Luzern ist eine schöne Stadt, Clubs und Kneipen sind vorhanden, aber für Deutsche teuer wie alles in der Schweiz. In Wolhusen selbst kann man einfach nichts machen außer arbeiten und Essen einkaufen, was manchmal schwierig wird, weil die Läden um 18.30 schließen und man erst um 18-19 Uhr aus dem Spital kommt.

Einnahmen, Ausgaben
Im Vertrag werden einem 1000 SFR pro Monat angekündigt, von denen gehen 60 SFR pro Monat Sozialabgaben ab (die einfach einbehalten werden, keine Rückerstattung oder Rentenansprüche). Weiterhin -350 SFR für die Wohnung, ca. 150-200 SFR fürs Mittagessen, es bleiben also so ca. 350 SFR fürs Leben (inkl. Frühstück und Abendessen etc.), was in der Schweiz zu nichts reicht (Skipass z.B. 60SFR/Tag). Weiterhin sind Anmeldegebühren im Ort für die Aufenthaltserlaubnis von 100 SFR zu leisten, wer eine Äquivalenzbestätigung der Uni Bern braucht, darf dafür noch mal 50 SFR auf den Tisch legen. Es lohnt sich finanziell also überhaupt nicht, wer einigermaßen Freizeitaktivitäten plant, zahlt drauf.

Fazit
Wolhusen bietet ein kleines Haus, man kennt schnell alle und darf bald selbstständig arbeiten. Die Arbeitszeiten sind unverhältnismäßig hoch und die Anerkennung dafür nur von Seiten der Assistenten vorhanden. Schade, denn das Haus hätte von der Pflege und der Größe Potential eine gute Ausbildung zu bieten. Die Bezahlung ist auf den 2. Blick schlecht, wer dort „leben“ will, zahlt drauf. Das Tertial hat sich nur wegen dem Skifahren gelohnt.
Bewerbung
1,5 Jahre über Chef-Sekretärin
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1000 SFR minus Abgaben siehe unten
Gebühren in EUR
150 SFR siehe unten

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.4