Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Zur Zusammenfassung vorweg:
Mein Tertial in Wolhusen war wirklich sehr gut und ich würde es jederzeit weiterempfehlen.
Organisation:
Den Dienstplan habe ich per Mail einige Wochen vorher bekommen. Vor Ort war ein Umschieben von Diensten und Wochenenden in gewissem Rahmen dann aber auch noch möglich. Insgesamt würde ich sagen, dass man sich schon Mühe gegeben hat, dass alle zufrieden sind. Die Urlaubsplanung haben wir erst vor Ort gemacht, war aber auch eher unproblematisch.
Studientage sind nicht vorgesehen, dafür hatte man 8 Urlaubstage auf 4 Monate, die man sich einigermaßen so legen konnte wie man wollte. (Es wurde wert darauf gelegt, dass die übrigen UHUs zu der Zeit nicht völlig unterbesetzt sind, ansonsten hatte man eigentlich freie Hand.)
Lehre:
Es gab einen wirklich empfehlenswerten Nahtkurs an Schweinefüssen in Luzern (mit Zertifikat). Außerdem durften wir auch an den Fortbildungen der Assistenzärzte teilnehmen, so waren wir zum Beispiel im Osteosynthese-Kurs und hatten so auch mal die Möglichkeit, in einem künstlichen Knochen einen Fixateur externe oder eine Platte zu fixieren.
Den Klinikalltag habe ich so wahrgenommen, dass sich vergleichsweise viel Zeit genommen wurde, um Dinge zu erklären.
Je nach Anzahl der UHUs war man mal mehr oder weniger im OP als Assistenz eingeteilt. War man nicht als Assistenz eingeteilt, konnte man aber auch, wenn die Eintritte gemacht waren, bei anderen Ops zuschauen oder fragen, ob man dort Assistenz sein durfte, in die Sprechstunde gehen oder auf Station helfen.
Zum Nähen ist man bspw. auch regelmäßig gekommen. Ich fand wirklich gut, dass die Ärzte meist dabei waren und assistiert haben oder Tipps gegeben haben, wie man sich noch weiter verbessern könnte.
Gegen Mitte/Ende meiner Tertialzeit bin ich auch dazu gekommen, bei einer Varizen-OP dabei zu sein und durfte selbst einige OP-Schritte mitmachen, was ich sehr cool fand.
Team und Arbeitsatmosphäre:
Die Arbeitsatmosphäre war wirklich gut und das Team sehr nett, offen und hat uns wirklich gut integriert (in Deutschland so noch nicht erlebt oder auch nur gehört). Für mich hat das Team einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass ich mich in der Schweiz so wohlgefühlt habe. Wir UHUs wurden auch zu externen Treffen zum Essen oder Grillen von den Assistenzärzten und Oberärzten miteingeladen, was ich als mega wertschätzend empfunden habe und was auch das Zugehörigkeitsgefühl nochmal gestärkt hat.
Der Kontakt zur Pflege, Anästhesie, OTAs, Kantinenpersonal usw. war, auch wenn man natürlich nicht so viel Kontakt hatte, ebenfalls sehr freundlich.
An das Schweizerdeutsch muss man sich etwas gewöhnen, das wissen aber alle und haben sich viel Mühe mit uns gegeben. :)
Die Arbeitsatmosphäre war ruhig und geduldig, Fehler konnten offen und in entspannter Atmosphäre besprochen werden.
Als wir schlechter besetzt waren (3 UHUs, teilweise an einzelnen Tagen nur zu zweit), wurde uns Hilfe von den Assistenzärzten mit den Aufgaben angeboten, die wir regulär übernommen haben.
Insgesamt wurde viel Wert darauf gelegt, dass es uns gut geht und wir nicht mit Arbeit überlastet werden.
Alltagsorganisation und Aufgaben:
Wir haben zu viert angefangen, waren zwischenzeitlich etwa mit 3 UHUs da und sind zuletzt zu 6. gewesen.
Am ersten Tag hatten wir eine wirklich hilfreiche Schulung in Luzern, um besser mit dem Verwaltungssystem der Patienten (Epic) klarzukommen.
Eine der UHU-Aufgaben ist es, die Eintritte vorzubereiten, also die Patienten anzuschauen (wesentliche Anamnese und kurze Untersuchung), die über den Tag verteilt kommen und dann eine OP haben. Das betrifft die Stockwerke 2,3 und 7, was erst einmal viel klingt, aber am Ende meistens wirklich machbar war, besonders mit 4-6 Leuten. Die wesentlichen Punkte, die für die Eintritte abzuarbeiten und zu dokumentieren sind, sind auf ein Wesentliches reduziert, sodass ein durchschnittlicher Eintritt vielleicht in 10-15 Minuten gut machbar war. Dazu kommt, dass bspw. im 7. Stock hauptsächlich Gyn-Patienten liegen, für die wir nicht zuständig sind und nur wenige „unserer“ Patienten dort sind.
Die ersten Eintritte waren um 6:30 Uhr dran, sodass immer einer von uns UHUs abwechselnd die frühen gemacht hat, während die reguläre Zeit dann um 7:00 Uhr startete, wo es dann zu Visite ging.
Um 7:30 Uhr war dann Morgenrapport und danach war man entweder im OP, auf Station oder in der Sprechstunde. Cool finde ich, dass man die Sprechstundenpläne aktiv einsehen und schauen kann, wann ein Termin ist, den man spannend findet und dann dort hingehen kann. Für mich persönlich wirklich angenehm war auch, dass man oft keine kompletten OP-Tage hatte, sondern eher ein bis zwei OPs pro Tag und dann noch Zeit auf Station oder nach Interessenslage eben bei anderen OPs zuschauen oder Hilfe anbieten konnte, Stationsarbeiten zu machen oder in die Sprechstunde gehen konnte.
Neben Eintritten kann man auch die Visite dokumentieren, Austrittspapiere vorbereiten (Arztbrief anlegen usw.) oder sich bspw. an Restharn-Sonos probieren.
Wirklich gut waren auch die Notfall-Wochen (Je 1 Woche ein UHU auf dem Notfall), wo man je nach Kenntnisstand eigene Patienten ganz oder teilweise in Anamnese, Untersuchung, Diagnostik, Therapie und Doku etc. übernehmen konnte. Dabei wurde man von den Ärzten auch super unterstützt und konnte eine Menge lernen und Erfahrungen sammeln. Unter anderem bin ich auch hier öfter zum Nähen oder zum Sono (Abdomen) machen gekommen.
Offiziell ist die Arbeitszeit um 17 Uhr vorbei, da wir ein bisschen im Sommerloch waren, hatten wir aber überwiegend kürzere Arbeitszeiten.
Nach Feierabend hat immer noch 1 UHU Pikett-Dienst bis zum nächsten Morgen und kann bei Notfall-Ops gerufen werden (wenn man gerufen wird, wird es aber auch bezahlt). In meinem Fall wurde ich nicht so oft gerufen, daher hielt es sich mit Schlafmangel und Stress wirklich in Grenzen, und ich hatte so die Möglichkeit, mal nachts bei der ein oder anderen dringlichen OP (bspw. Ileus, inkarzerierte Hernie, Appendizitis) im OP zu assistieren, was auch mal cool war.
Außerdem hatte immer einer der UHUs am Wochenende Dienst (Tagdienst und Pikett). Man war für Stock 3 und 7 zuständig (klingt wieder viel, in meinem Fall war ich am Wochenende für ca 5-8 Patienten zuständig, was wirklich machbar war), während der diensthabende Assistenzarzt für Stock 2 zuständig war (wo oft einfach mehr und schwierigere Fälle lagen) und einem bei Fragen gut helfen konnte. Für mich war das wirklich sehr hilfreich, da man auch alleine Visite gemacht hat, die Patienten im Morgenrapport vorgestellt hat und mithilfe des diensthabenden Assistenzarztes (und ggf des Morgenrapports) die nächsten Schritte überlegt hat. Nebst Stationsarbeit war es wirklich nett, danach auf dem Notfall zu unterstützen, sofern am Wochenende keine OP stattfand (in meinem Fall wirklich selten am Wochenende vorgekommen).
Im Gegensatz zu der schwarz-malerischen Bewertung aus März bis Mai 2024 war es nicht so, dass der UHU-Dienst dafür gemacht ist, dass die Assistenzärzte freihaben, sondern eher so, dass man die Möglichkeit hatte, den diensthabenden Arzt zu unterstützen und dabei eben viel gelernt hat und an Selbstbewusstsein gewinnen konnte. Auch nicht erwähnt wird in der Bewertung, dass man das Ganze auch noch extra bezahlt bekommt plus entsprechende freie Tage unter der Woche als Kompensation. Ich fand die Wochenenddienste wirklich nett, die diensthabenden Ärzte haben sich alle stets um eine gute Zusammenarbeit und nette Atmosphäre bemüht und einen gut eingebunden.
Die Ops waren überwiegend orthopädisch (viel Hüft-TEP, viel Knie-TEP), wie schon in vorigen Berichten beschrieben. Haken halten kann da auch mal gut anstrengend werden. Bei der Knie-TEP hat man grundsätzlich einen guten Blick auf das OP-Feld, bei der Hüfte nicht so, aber man wird gerade am Anfang mal auf die andere Seite geholt, damit man sehen kann, was Step für Step gemacht wird. Insgesamt konnte ich aber bei verschiedenen Ops assistieren: Hüft-TEP, Knie-TEP, Plattenentfernungen, Osteosynthesen, Umstellungsosteotomien, Lig. carpale – Spaltungen, Appendektomien, Cholezystektomien, Hernien-OPs, Varizen-OPs, Arthroskopien, Schilddrüsen-OP, Darmprolaps und so weiter. Also im Endeffekt hat man einen Einblick in verschiedene Basis-Eingriffe bekommen. Als wir gut besetzt waren, war es auch möglich, dass einige von uns in urologische Ops oder Gyn-OPs gegangen sind und so z.B. noch einen Kaiserschnitt angeschaut haben. (Wer zuverlässig zum Pikett erscheint, nachdem er gerufen wird, wird wahrscheinlich schon allein dadurch mindestens mal eine Appendektomie, Hernien-Op oder Cholezystektomie gesehen haben.)
Freizeit:
In Wolhusen selbst ist nicht so viel los, aber man kommt entweder mit dem Zug oder Auto in einer halben bis dreiviertel Stunde (Auto) nach Luzern. (Man kann dort im Luzerner Kantonsspital im Parkhaus parken (dort beim Ein- und Ausfahren Mitarbeiterausweis scannen), wenn man für das Spital Wolhusen auch den Parkplatz bezahlt, Kostenpunkt ca 116 Chf im Monat). Luzern ist wirklich schön, ansonsten findet, wer gern draußen ist, in der Umgebung auch super Möglichkeiten für schöne Ausflüge. Zürich und Basel sind auch in 1-1,5h erreichbar und eignen sich für einen Tagesausflug am Wochenende.
Freizeit-Tipps findet man auch im UHU-Heft, welches wir an Tag 1 bekommen haben.
Kosten:
Gehalt 1250 Chf, zzgl. Zuschläge für Pikett und Wochenende.
Zimmer 368 Chf im Monat
Parken 116 Chf im Monat
Rundfunkgebühr ca 85 Chf auf ein Tertial
Einwohnermeldeamt ca 70-80 Chf einmalig
Mittagessen 9,90 Chf (es gibt aber auch eine Mikrowelle in der Mensa für Selbstmitgebrachtes)
Äquivalenzbescheinigung aus Basel: 0 Chf
Mobilität hab ich in der Schweiz als recht teuer empfunden. Ggf. empfiehlt sich ein Halbtax oder bei Angebot: Schnupperhalbtax für 2 Monate (danach kann man ein richtiges kaufen und bekommt das Geld für das Schnupperhalbtax abgezogen. Bringt auch Rabatt bei bspw. Bergbahnen.)
Zimmer:
Ich hatte ein Zimmer mit Bad und Balkon.
Kann mich nicht beklagen. Die Sachen waren nicht neu, aber in vernünftigem Zustand, sauber und haben funktioniert. Es gibt eine Gemeinschaftsküche pro Stockwerk, auf jeden Fall mit Herd, Spüle, Ofen und kleinem abschließbaren Kühlfach. Gemeinschaftsinventar ist ansonsten variabel (im einfachsten Fall etwas eigenes mitbringen, das kann dort auch weggeschlossen werden).
Bewerbung
Bewerbung und Organisation: ca 1,5 Jahre vorher, scheint aber auch kurzfristiger noch möglich zu sein. Die Stellenzusage kam relativ schnell, der endgültige Vertrag letztendlich einige Monate im Voraus. Bei organisatorischen Fragen zu Dokumenten, Zimmer etc. wurde man gut durch das Sekretariat und HR-Büro unterstüzt.