++ DISCLAIMER: Dieser Bericht ist ausgesprochen ausführlich, dafür findet ihr hier drin alles was ihr wissen müsste für euer Tertial in Dar Es Salaam ++
Krankenhaus
Der Krankenhaus-Campus ist groß und umfasst das Muhimbili National Hospital (MNH), Jakaya Kikwete Cardiac Institute (JKCI) und das Muhimbili Orthopaedic Institute (MOI). Für Letztere benötigt man theoretisch eine extra „Zusage“, aber mit etwas Überzeugungsarbeit kann man auch dort mal hin.
Das MNH ist das nationale Überweisungs- und Lehrkrankenhaus Tansanias in Dar es Salaam. Es fungiert als Maximalversorger für die gesamte Region Dar Es Salaam und ist ein staatliches Krankenhaus und gleichzeitig Universitätsklinik für die Muhimbili University of Health and Allied Sciences (MUHAS). Der Campus befindet sich im Stadtteil Upanga. Es gibt zwei Haupt-Notaufnahmen, eine im MNH wo vornehmlich internistische Patienten aufgenommen werden und eine im MOI wo die chirurgischen Patienten hinkommen. Auf dem Campus gibt es verschiedenen Möglichkeiten zu Mittag zu essen.
Chirurgie - Generell
Am ersten Tag sollte ich mich bei Usule vorstellen und dort wurden mir nahezu schon alle Unterlagen ausgehändigt inklusive Unterschrift, zudem solle man dort die Gebühren in Bar mitbringen (Ich habe zunächst nur die Hälfte bezahlt und später den Rest, das war auch kein Problem - außerdem schien es nicht schlimm dass ich nur in TSH bezahlt habe). Danach wurden ich und die anderen neuen Electives von Usule herumgeführt und zu unseren Kliniken/Ansprechpartner gebracht. Ich musste dazu in ein kleines unscheinbares Gebäude, dem Hauptsitz der General Surgery Verwaltung, welche rechts vor der Kibasila Ward liegt. Dort wurde ich vom Leiter der Surgery begrüßt und mir wurde ein Plan ausgehändigt in dem ich selbstständig festlegen konnte wann und wohin ich möchte. Ich entschied mich dann für 4 Wochen Plastische und 4 Wochen Kinderchirurgie.
Insgesamt gibt es zwei große Häuser nur für die Chirurgie, einmal die Kibasila und Sewahaji Ward mit jeweils mehreren Stationen. Außerdem gibt es einen Haupt-OP-Trakt (welchen man durch einen Gang in den Keller betreten kann) mit 8 Sälen und einen Kinder-OP mit 4 Sälen. Dabei muss man sagen, dass die Säle nicht den europäischen Standards entsprechen und eher unsteril und unhygienisch erscheinen. Im OP hat man schon ein oder ander Mal eine Fliege rumfliegen sehen und sich auf den Patienten oder Operateur gesetzt.
Die spezifischen Fachabteilungen haben immer vorgegebene OP-Tage, bspw. die Plastische Di und Do, an den anderen Tagen ist normale Wardarbeit.
Es gibt sehr viele einheimische Studierende dort aufgrund der angebundenen Uni, diese leiten vornehmlich die Stationen, im OP kam es nie zu Überschneidungen mit dieses Studierenden nur mit anderen Electives.
Aber prinzipiell ist es relativ egal wo man sich aufhält, zwar wurde ich nach einem Fehltag mal von einem der Plastikern gefragt wo ich war und ich habe dann einfach nur gesagt ich musste was für die Uni machen.
Chirurgie - Ablauf
Begonnen hat ein Tag eigentlich unabhängig ob OP oder Ward war offiziell um 8 Uhr, aber die tansanianischen Chirurgen haben es nicht so mit Pünktlichkeit. Ich bin meist zur OP um 8:30 Uhr in den OP gegangen und zur Ward teilweise auch erst um 9 Uhr. Mo/Mi/Fr ist Ward/Visite und man visitiert alle möglichen Patienten, dabei wird oft auf Swahili geredet und man fühlt sich etwas außen vor. Ab und zu stehen kleine Tätigkeiten wie Verband wechseln an, das wurde einem dann zugeteilt, aber Blutentnahmen o.ä. musste ich zu keinem Zeitpunkt. Im Rahmen der Visite wird man sehr schnell mit der dortigen Patientenversorgung konfrontiert: Riesige Räume in denen bis zu 30 Patienten liegen mit kaputten Fenstern und in teilweise desaströsem Zustand, überall Fliegen die sich auf die Wunden setzen, jedes Bett mit einem Fliegennetz an der Decke hängend und ein typischer Wund-Geruch in der Luft. Die Patienten wirken sehr dankbar, haben aber auch genauso oft Probleme selbst Sachen wie Verbandswechsel zu bezahlen und ich habe mich mehrfach wiedergefunden dass ich die umgerechnet 3 Euro oder so einfach bezahlt habe damit die Patienten ihren Verbandswechsel bekommen. Nach der Ward gibt es eigentlich nichts mehr spannendes und ich bin dann meistens nach Hause so gegen 13 Uhr. An den OP-Tagen galt es sich erstmal in der Umkleide passende OP-Schuhe zu sichern und vor allem eine einigermaßen passende OP-Kleidung zu finden (Profi Tipp nehmt euch OP-Kleidung mit, dann habt ihr das Problem nicht). Im OP-Trakt selbst ging mein erster Gang nach vorne zur Anmeldung wo ein OP-Plan am Brett hing um zu schauen welche Punkte an dem Tag anstanden. Für die Plastische waren das größtenteils Mesh-Grafts, mal eine Brustverkleinerung oder kleinere Eingriffe, eine richtige Lappenplastik habe ich nie mitbekommen. Ich habe mich relativ früh an Dr. Focus gehalten, ein sehr kompetenter Plastiker der Lust auf Lehre hat und einen etwas an die Hand nehmen kann. Aber auch ansonsten ist das Team sehr lieb und im Gegensatz was man von anderen Kliniken so gehört hat eher lehrinteressiert, bspw. Dr. Susan oder Dr. Frank, aber auch der Chef haben immer versucht einem etwas beizubringen. Ich durfte mich eigentlich immer mit einwaschen, was dort wirklich ein Einwaschen war ohne eine nachfolgende Händedesinfektion, danach musste man sich selber steril anziehen, was aber wirklich relativ einfach war. Viele andere Electives haben das Einwaschen oft abgelehnt, aber ich stand somit eigentlich immer mit am Tisch und nachdem ich anfangs nur supportiv dabei war wurde ich über die Tage hinweg immer mehr einbezogen. Am Ende meiner Rotation dort durfte ich dann einmal ein Mesh-Skin Graft quasi alleine machen, womit ich anfangs auf keine Fall gerechnet habe. Im OP wird viel Swahili geredet und nur selten Englisch, meistens nur dann wenn ich ins Gespräch mit einbezogen werden sollte oder mir was erklärt wurde.
Die kinderchirurgische Rotation im Anschluss habe ich komplett übersprungen bzw. anderweitig verbracht, dazu mehr in den folgenden Abschnitten.
Denn m Prinzip eigentlich kann man selbstständig sich auf anderen Stationen vorstellen und fragen ob man mal ein paar Tage dabei sein könne, es haben sich eigentlich immer alle gefreut.
Sonstige Rotationen - Notaufnahme
Die Notaufnahme des MNH ist aufgeteilt in mehrere Boxen, in welchen bis zu 6 Patienten liegen. Dabei sind diese wirklich gut ausgestattet, sowohl mit Materialien als auch mit Monitoring, defintiv besser als ich erwartet habe. Jeder Box ist ein Arzt fest zugewiesen, dort stellt man sich kurz vor und wird dann relativ schnell schon eingebunden mit Zugänge legen, Blutentnahmen oder sonstigen kleineren Aufgaben. Je nach Arzt wird dann auch ein ausgedehntes Teaching Bedside gemacht. Und auch ansonsten kann man immer auch mal einen Blick in eine andere Box werfen, was da für Patienten liegen. Gegen Mittag/Nachmittag kommen dann die ganzen Überweisungen aus den kleineren Krankenhäusern, dort ist dann deutlich mehr zu tun und man wird mehr „gebraucht“.
Was man noch wissen muss, ist, dass das Gesundheitssystem in Tansania auf Selbstzahler-Basis aufbaut größtenteils, da die meisten Patienten keine Krankenversicherung haben und wenn doch, dann gehen diese Patienten eher in private Klinken. Folge dessen sind Vorstellung in weit fortgeschrittenen Stadien verschiedenster Erkrankungen, da viele erstmal alternative Methoden ausprobieren bevor sie die Schulmedizin zu Rate ziehen, was aber eher finanzielle Gründe hat. Demzufolge sieht man Endstadien von HIV/AIDS, Tuberkulose, etc.
Sonstige Rotationen - Neuro-ICU
Aufgrund eines Fellows aus den USA der ebenfalls in meiner Unterkunft wohnte hatte ich die Möglichkeit ihn auf die Neuro-ICU, welche eigentlich Teil des MOI ist, zu begleiten. Ich war dort eine Woche und es war eine extrem gute Erfahrung. Morgens ging es auf große Visite der insgesamt über 20 Patienten der ICU, wo Pläne besprochen wurden und klinische Verlaufskontrollen Bedside stattfanden. Die Patienten dort sind zumeist Trauma-Patienten oder anderweitig neurologisch stark geschädigte Patienten, meist mit keiner guten Prognose. Im Verlauf des Mittags/Nachmittags finden dann die ganzen Procedures statt, allerdings ist die Geschwindigkeit mit der dort Sachen gemacht und vorbereitet werden nicht mit der europäischen vergleichbar. Interventionen die stattfanden in der Woche in der ich da war und wo ich größtenteils auch assistieren bzw. sogar unter Anleitung selber machen durfte waren: Intubation, Koniotomie, Anlage einer externen Ventrikeldrainage, Lumbalpunktion, arterielle Punktion, Flexülen legen, Blut abnehmen.
Die Zeit dort war sehr lehrreich, wobei das viel auf den Fellow „Elo“ zurückzuführen ist, welcher sehr interessiert am Teaching war und mir viel beigebracht hat.
Freizeitgestaltung
Ich habe in meiner Zeit in Dar die „Ultimate Tanzania List“ erstellt, darin zu finden ist alles von Kulinarik über Parties und sonstigen Dingen zum Unternehmen. Diese ist eine geteilte iCloud Notiz und es ist ausdrücklich erwünscht diese fortzuführen. Hier der Link, dieser ist editierbar und darf gerne geteilt werden: https://www.icloud.com/notes/00dvIF2JpeBvuHykBX1dJJG_g#The_ultimate_Tanzania_list
Sonstiges:
- Fußballspielen kann man bspw. mit nettem Fragen bei täglichen, abendlichen Kicken von Einheimischen im Tanzanite Sports Hub oder auf den Plätzen unweit des Mtitu House an der Hauptstraße
- Zum Schauen von Fußballspielen im Stadion braucht man eine spezifische Stadion-Karte, meine ehemalige findet ihr in der rechten Schubalde des Regals im Wohnzimmer vom Mtitu House zum weiterverwenden.
Daily Life
- Internet: Entweder man kauft sich eine SIM-Karte vor Ort oder man besorgt sich eine eSIM, was ich auch gemacht habe. Empfehlenswert sind da GlobaleSIM und Airhub, welche im Vergleich mit den großen eSIM-Anbietern deutlich(!) günstiger sind und genauso funktionieren. Allerdings ist eine eigene SIM-Karte definitiv vorteilhaft aufgrund der Möglichkeit der Zahlung mit mpesa, dazu mehr unter Geld/Zahlung. Die meisten haben Vodacom als Anbieter genutzt und waren sehr zufrieden, preislich ist das etwa auf dem Niveau der eSIMs die ich hatte.
- Geld/Zahlung: In Tanzania ist die Kartenzahlung noch nicht so flächendeckend etabliert wie in unseren Breitengraden. Bargeld ist das Hauptzahlungsmittel, was man allerdings zum Schilling/TSH sagen muss ist, dass die höchste Banknote 10.000TSH einen Gegenwert von etwa 3€ hat. Sprich wenn man große Summen zahlen muss hat man einen ordentlichen Batzen Geld in der Hand. Ansonsten gibt es noch die mobile Bezahlvariante mpesa, die sehr verbreitet ist und sehr sicher ist. Sie funktioniert über eine Art SMS-System und ist wirklich sehr gut und nahezu überall akzeptiert. Geldautomaten gibt es unweit des Mtitu House mit kleiner Gebühr und ansonsten ist die Ecobank für Visa kostenfrei. Und versucht überall wo möglich zu handeln und handelt hart, es funktioniert gut.
- Fortbewegung: Bolt oder Uber, wobei Bolt populärer und verbreiteter ist. Dort kann man wählen zwischen klassisch Auto, Bajaji (ausgesprochen Baschaschi, aka Tuk-Tuk) oder Boda Boda (Motorrad). Alles zu erschwinglichen Preisen und man kann auch mehr Personen sein als eigentlich reinpassen wenn man entweder Glück hat oder sonst einfach 1000TSH Tip geben. Ich persönlich habe irgendwann das Boda Boda fahren lieben gelernt, aber es ist auf jeden Fall noch abenteuerlicher und riskanter von der Fahrweise als die Bajajis. Außerdem kann man auch immer und überall Autos/Bajajis/Bodas rauswinken und noch günstigere Preise als Bolt/Uber verhandeln.
Sicherheit
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Sicherheitssorgen. Dazu muss aber auch gesagt sein, dass ich eher ein risikoaffiner Mensch bin und dazu männlich. Abends waren wir sowieso nahezu immer als Gruppe unterwegs. Was einem bewusst sein muss ist, dass man auffällt alleine aufgrund der Hautfarbe und typischerweise mit „Mzungu“ angesprochen oder einem zugerufen wird.
Generell kann man sagen, dass Tansania ein friedliches, afrikanisches Land mit wenig Gewalt und Kriminalität ist.
Hier ein kurzer Einschub einer weiblichen Elective: Als weiße Frau wird man in Tansania nicht nur auf öffentlicher Straße des Öfteren ziemlich offensiv angeflirtet, sondern auch im Krankenhaus. Man sollte sich bewusst sein, dass man regelmäßig mit "feministischen" Kommentaren konfrontiert wird, die nicht immer angenehm gemeint sind und schnell über persönliche Grenzen hinausgehen können.
Zwar ist es in Tansania relativ normal, auch mit ÄrztInnen schnell Telefonnummern auszutauschen, um zu spannenden Interventionen oder Fällen hinzugerufen zu werden, dennoch sollte man sehr vorsichtig sein, wem man seine Nummer gibt. Viele Einheimische nutzen die Gelegenheit und schreiben dann regelmäßig - und nicht selten auch sehr hartnäckig.
Wer also keine Absichten hat, sich ungeplant einen tanzanian Husband einzufangen, sollte gut überlegen, wem er seine Nummer überlässt.
Tipps
- Krankenhaus-Packliste:
- Scrubs, vorzugsweise blau oder zumindest farbig (je nach Unterkunft auch hinfällig, ich habe meine Scrubs im Mtitu House zurückgelassen)
- Stethoskop
- schwarzer Stift/Kuli (blau ist in den meisten afrikanisches Ländern nicht dokumentenecht)
- ggf. Stauschlauch (sonst mit Handschuh lernen ein Tournique zu binden)
- ggf. Masken (vorher überlegen wie man mit der Exposition umgehen möchte)
- ggf. Handschuhe (gibt aber eigentlich genug in Summe, aber die sind komisch produziert und man hat dann meist puderige Hände)
- ggf. Handdesinfektion (Desi im Krankenhaus riecht streng und hat eine interessante Farbe)
- Generelle Packliste:
- Malaria-Prophylaxe oder Stand-by (Kostenübernahme durch KK klären, vorherige reisemedizinische Beratung ohnehin sinnvoll auch aufgrund von Impfungen)
- DEET-haltiges Insektenspray (Leftovers sind im Mtitu House zu finden)
- Sonnenschutz (Leftovers sind im Mtitu House zu finden)
- Bluetooth-Box (immer unterschätzt)
- Steckdosenadapter
- ggf. Fernglas (wenn Safari geplant)
- ggf. Schnorchel-/Taucherbrille (wenn man Schnorcheln möchte)
- ggf. Trekkingklamotten inkl. warmer Jacke (wenn Kilimanjaro geplant, wobei man dort auch alles für geringes Geld vor Ort leihen kann)
Wohnen/Leben
Wie die meisten deutschsprachigen PJler habe auch ich im Mtitu House gewohnt. Dazu sollte man sich relativ frühzeitig kümmern um Planungssicherheit zu haben. In meinem Fall ging es auch kurzfrisitg, aber dies war mit etwas Unsicherheit verbunden. Und ich kann wirklich sagen, dass die Unterkunft sehr empfehlenswert ist. Es ist zwar relativ teuer, aber das ist Wohnen/Unterkunft in Dar generell. Das Mtitu House liegt im Stadtteil Upanga in einer Nebenstraße unweit der Hauptstraße und hat neben insgesamt 8 Zimmern (darunter auch Doppelzimmer) einen schönen großen Wohn-/Essbereich. Die Küche ist gut ausgestattet und man bekommt jeden Tag frische Eier, Weißtoast, Milch und es gibt einen Wasserspender der wirklich wichtig ist, da das Leitungswasser nicht trinkbar ist. In der Küche findet man eine Wasch- und Spülmaschine.
Außerdem gibt es noch einen großen Garten mit Wäscheleinen und dort sind die Hunde der Besitzerin oft anzutreffen. Das Personal reinigt bei Bedarf das Zimmer und sonst täglich die Gemeinschaftsräume. In der nahen Umgebung gibt es „The Cage“ ein Fitnessstudio (Tageseintritt 5€ oder Monatsbeitrag möglich). Das MNH ist fußläufig vom Mtitu erreichbar, Dauer etwa 10-15min. Während meines Aufenthalts war das Mtitu Haus ungewöhnlich international geprägt, normalerweise sind dort wohl mehr deutsche.
Buchen könnt ihr entweder direkt über Whatsapp (Thuraiya +255 684 000 760) oder per AirBnB und dort dann nach einem Student discount fragen.
Mein Zimmer war das Shukuru Zimmer im EG,
Eine Alternative Unterkunft ist die Nordicschool in Masaki, mit besserer Lage für die Freizeit, aber schlechtere Lage zum Krankenhaus. Dort wohnen viele International Students die ebenfalls ihr Elective im MNH machen, aber eher UK oder NZ.
Es gibt nahezu keine richtigen Supermärkte eher Stände am Straßenrand oder kleinere supermarktähnliche Läden wo aber insbesondere eruopäische Produkte relativ teuer sind. Deshalb sind wir sehr oft essen gegangen, was aber in Dar gut und günstig möglich ist.
Sonstiges/Generelles
- Kosten: Tansania ist teurer als man denkt. Nicht zwingend die Lebenshaltungskosten, aber alles drumherum. Jegliche Unternehmung ist relativ gesehen teuer und das ganze summiert sich ganz schön auf wenn man etwas erleben will. Dazu kommen relativ hohe Wohnungskosten und die Studiengebühren (dazu unten mehr). Näheres zu Preisen für Unternehmungen findet man in der iCloud Liste dort ist der Großteil mit aufgelistet.
- Visum: eVisum ist empfohlen, dieses sollte ein paar Wochen vorher beantragt werden. Wenn man noch keinen Rückflug hat, kann man wohl einfach einen Screenshot eines wahrscheinlichen Fluges mit hochladen und es wird trotzdem akzeptiert. In meinem Fall war mein Reisepass nicht 6 Monate nach Ende des Visums gültig und deshalb musste ich einen neuen beantragen und habe dann Visa on Arrival gemacht, das war etwas umständlich ging aber gut. Kosten für das Visum sind 50$ (Kartenzahlung war bei mir möglich on Arrival), bar sonst auch bezahlbar in Euro aber dann zahlt ihr mehr, weil der Euro stärker ist als der Dollar (aktuell 2025).
- Sprache: Zu den Landessprachen gehören Swahili und Englisch. Der Großteil der Tasanianer spricht vornehmlich Swahili und nur teilweise Englisch. Nahezu alle Ärzte können zwar Englisch, aber bevorzugen Swahili oder sprechen wenn sie Englisch sprechen sehr leise und mit typisch ostafrikanischen Akzent. Die Patienten können zumeist nur Swahili was die Kommunikation erschwert. Zu Swahili selbst: Entgegen der Erwartung ist es eine relativ einfach zu lernende Sprache, insbesondere die Grundbegriffe des alltäglichen Lebens hat man schnell verinnerlicht. Von der Aussprache ist sie sehr nah an dem geschriebenen Wort und die Grammatik ist einfach. Man kann auch Swahili Lessons vor Ort nehmen, das haben einige gemacht. Ansonsten gibt es Swahili auch bei Duolingo, einige haben das im Vorfeld gemacht und die konnten wirklich gut sprechen bzw. sich verständigen dann. Und mit ein paar Wörtern des täglichen Umgangs kann man den Einheimischen eine riesige Freude bereiten.
- Bescheinigung: Das Thema Bescheinigungen ist aktuell etwas schwierig. Wenn man sich über Usule (ganz lieber Mann der eigentlich recht zeitnah antwortet und sehr zuvorkommend ist was Bescheinigungen und Unterschriften angeht) bewirbt zahlt man weniger Studiengebühren hat aber auch einen immensen Aufwand an den notwendigen Universitätsstempel zu kommen der für einige obligat ist auf der Äquivalenzbescheinigung, potenziell wird es vom LPA auch mit dem simplen Krankenhausstempel akzeptiert, aber da will man vermutlich kein Risiko eingehen. Alternative ist sich über Gladys bzw. die Uni selbst zu bewerben (angeblich eine sehr launische Person mit schlechten Antwortzeiten) dort gibt es dann den benötigten Stempel. Dabei geht es dann darum ob man den Stempel der MUHAS benötigt oder ob der „MNH, department of surgery“ Stempel genügt, denn den kriegt jeder unkompliziert im Kibasila Annex beim Head of surgery. Also falls ihr euch über Usule bewerben solltet und aber den Stempel braucht versucht vorher zu klären ob das mittlerweile problemlos möglich ist.
- Fehlzeiten: Letztendlich wurde das meistens weder bemerkt und auf jeden Fall auch nicht protokolliert. Generell war das ärztliche Personal da sehr entspannt. Wenn man längere Zeit weg sein möchte bietet es sich an dies zwischen zwei Rotationen zu machen wobei es auch unkompliziert während einer Rotation geht. Auch Fehltage werden zumindest von Usule weder erfragt noch aufgeschrieben. Einige haben für das eigene Gewissen größere Trips aber dennoch immer mit einem Wochenende kombiniert. Aber grundsätzlich wäre es auch möglich sich in der ersten Woche alle Unterschriften zu organisieren und dann zu chillen.
- Studiengebühren: Bei Usule 100$ einmalig für die Anmeldung etc. + 50$ pro Woche, bei meinem halben Tertial/2 Monate sind das 500$ gewesen. Bei Gladys waren es grob 850$ für ein halbes Tertial/2 Monate
- Student Card: Ihr bekommt am ersten Tag eine Student Card ausgehändigt welche primär als Namensschild dient, aber mit etwas Verhandlungsgeschick kann man versuchen dort an der ein oder anderen Stelle Geld zu sparen. Versucht euch damit immer als „Resident“ auszugeben und das frühzeitig immer kommunizieren. Insbesondere sinnvoll ist dies für: Fähren, Nationalparkeintritte, umliegende Inseln und wenn man Glück hat kriegt man sogar bei einem Zanzibar-Besuch die obligatorische Krankenversicherung die man zahlen muss (knappe 50$) umsonst wenn man sich als medizinischen Resident ausgibt (empirische Erfolgsquote ist allerdings gering!)
- Tansania im Allgemeinen:
- Politik: Aktuell (2025) unter theoretisch demokratischer Führung der CCM-Partei unter Mama Samia, welches aber im Grund genommen eher eine Autokratie ist. Im Rahmen der Wahlen kam es zu einigen Ungereimtheiten zunächst im Vorfeld indem Oppositionsparteien systematisch unterdrückt wurden, dann während der Wahl mit dubiosen Wahlergebnissen und im Nachgang zu viel polizeilicher Gewalt gegen Demonstranten. Politisch bekommt man sonst aber nicht viel mit, zu meiner Zeit war es omnipräsent aufgrund der anstehenden Wahl und einer massiven Wahlwerbung die betrieben wurde. Was noch wissenswert ist, dass den großen Fußballvereinen jeweils eine politische Zugehörigkeit zugesprochen wird: Young Africans (aka Yanga) eher CCM/Regierung und Simba eher Opposition.
- Pünktlichkeit: Die Leute sind definitiv eher auf der unpünktlichen Seite, wenn man sich mit ärztlichem Personal um 8 Uhr verabredet braucht man nicht vor 8:30 Uhr mit denen rechnen. Auf Swahili gibt es das Sprichtwort Pole Pole (Langsam Langsam), das ist für einige scheinbar ein Lebensmotto. Leben in Tansania fühlt sich von Zeit zu Zeit sehr entschleunigend an, Abläufe sind entspannter und weniger streng getaktet.
- Leute: Sehr freundlich, interessiert und wirklich größtenteils liebenswert. Insbesondere Kinder freuen sich sehr über Mzungus und sind nahezu fasziniert von einem. Außerdem ist es ein sehr hilfsbereites Land. Aber sobald es um geschäftliches geht tut ihr gut daran hart zu handeln, sonst zahlt ihr zu viel.
- Essgewohnheiten: Essgewohnheiten sind herzhaft und einfach, viel Reis, Ugali (eine Art Polenta bestehend aus Maismehl und Wasser), Bohnen, Gemüse, dazu häufig Fisch oder Fleisch. Gegessen wird oft gemeinsam und eher pragmatisch, wer insbesondere traditionelle Gerichte mit Besteck isst outet sich sofort als Tourist. Wer interessiert ist und keinen schwachen Magen hat kann die unzähligen Gerichte an Straßenständen ausprobieren (aber immer peel it, cook it or leave it bedenken). Was man auf jeden Fall mindestens einmal gegessen haben muss ich Chapati, eine Art Pfannkuchen oder Naan-Brot aber wesentlich besser. Ansonsten sind noch typische Gerichte: Nyama Choma (im Grunde BBQ), Ndizi (Kochbananen), Chipsi mayai (Kartoffel-Ei-Omelett), Pilau (würziger Reis mit Beilagen)
- Gepflogenheiten: Tansania besteht aus traditionellen Gepflogenheiten geprägt von einem starken Gemeinschaftsgefühl und eine insgesamt gelassene Grundhaltung im Sinne von „Hakuna Matata“
FAZIT
Mein halbes Tertial in Tansania war in etwa genauso wie ich es mir im Vorfeld vorgestellt habe: Eine gute Mischung aus etwas Klinik, aber auch eine große Portion Freizeit - es war mein letzter Stop im PJ und ich habe mir vorgenommen dass dieses Tertial eher entspannt werden sollte. Wer hierher geht dem sollte bewusst sein, dass es definitiv kostspielig ist wenn man ein bisschen was erlebt oder erleben möchte. Außerdem ist insbesondere im Krankenhaus die Sprachbarriere sehr hinderlich für wirklich eigenständiges Arbeiten, im OP ist dies aber dennoch gut möglich. Über die Erfahrungen dort bin ich auch sehr dankbar und diese waren wirklich sehr lehrreich und vor allem viel Hands-On. Im Krankenhaus werdet ihr dafür Dinge sehen und vor allem Stadien sehen die ihr so vermutlich nie wieder sehen werdet.
Tansania ist ein tolles Land und es gibt viel zu entdecken. Die Leute sind sehr dankbar und wirklich lieb egal an welcher Ecke und für (ost-)afrikanische Verhältnisse ist es wirklich ein sehr friedliebendes und relativ sicheres Land und das trotz der doch hohen Armut dort.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine tolle Zeit in Tansania, probiert Dinge aus der Liste aus entdeckt neue Ecken und denkt immer dran: Hakuna Matata!
Bewerbung
Ich habe mich etwa 1,5 Jahre im Voraus über die Website des MNH beworben (https://www.mnh.or.tz/resources/practical-training). Habe aber dann noch relativ kurzfristig problemslos den Zeitraum ändern können, etwa ein halbes Jahr vorher. Es gibt zwar Obergrenzen für die einzelnen Fachrichtungen an Electives, aber theoretisch kann man sich dann auch auf eine andere Fachrichtung bewerben und aber intern tauschen, auch mit den Unterschriften sollte das dann gehen. Das ist zwar mit etwas Risiko verbunden, aber wenn ich eine Sache dort gelernt habe ist, dass im Grunde alles irgendwie geht und realisiert werden kann. Die Kommunikation per Mail war wenig, aber wenn dann immer relativ zeitnah. Man sollte sich einige Wochen vor Beginn nochmal melden ob noch irgendetwas benötigt wird und wie der Ablauf des ersten Tages sein wird.