Ich habe mein zweites Tertial in der Inneren Medizin am Tygerberg Hospital gemacht und war dabei hauptsächlich in der allgemeinen Station, konnte aber auch ein paar Tage in die Spezialambulanzen wie Rheuma und Cardiology reinrotieren.
Fachlich war die Erfahrung extrem intensiv: Tuberkulose, HIV, Meningitiden, Leberversagen, Kardiomyopathien, Krampfanfälle, Tumordiagnostik – teilweise alles in einem Tag. Ich habe das erste Mal das Gefühl gehabt, wirklich strukturiert klinisch zu arbeiten. Die südafrikanischen Studierenden sind top organisiert und man wird, wenn man motiviert ist, voll mitgezogen: Eigene Patienten betreuen, Untersuchungen anordnen, vorstellen, dokumentieren. Es gibt (vor allem vormittags) viel Teaching – teils am Bett, teils in Gruppenbesprechungen. Besonders beeindruckt hat mich das SOAP-System, das alle anwenden – super effizient und total hilfreich, auch für meine Rückkehr nach Deutschland.
Klar: Die Versorgungssituation ist nicht mit Europa vergleichbar. Es fehlt oft an Material, CTs dauern ewig, Blutkulturen gibt’s manchmal nur auf Nachfrage. Aber genau das hat mir auch gezeigt, wie viel man mit klinischer Einschätzung und guter Zusammenarbeit erreichen kann.
Was neben der Klinik absolut heraussticht, ist das Leben drumherum. Ich habe auf dem Campus in der Lodge gewohnt – einfach, aber gemütlich. Jeden Abend war irgendwas los: gemeinsames Kochen, Braais, Fußball auf dem Platz nebenan. Die Wochenenden waren voll mit Kapstadt-Erlebnissen: Sonnenaufgang auf dem Lion’s Head, Surfen in Muizenberg, Weintasting in Stellenbosch. Mit einem günstigen Mietwagen oder Uber ist alles easy erreichbar.
Bewerbung
etzt zum ehrlichen Teil: Die Bewerbung war absolut frustrierend. Ich hatte mich ursprünglich direkt über die Stellenbosch-Webseite beworben – keine Antwort. Drei Monate Funkstille. Dann nochmal nachgehakt – nichts. Ich war kurz davor, das ganze Projekt aufzugeben, als ich über eine Freundin von PJ in Kapstadt erfahren habe. Ich hab dort hingeschrieben – fünf Monate vor Start – und keine zwei Wochen später war mein Platz bestätigt. Die Kommunikation war super, alle To-dos wurden klar erklärt, und ab da lief alles glatt. Ohne die Hilfe hätte ich das Tertial ganz sicher nicht antreten können.