Rettungsstelle, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Im Klinikum Neukölln hatte ich ganz überwiegend eine gute Zeit und kann es als Chirurgie-Tertial ausdrücklich (bis auf eine Ausnahme, auf die ich später eingehe) empfehlen. Die Nachfrage im PJ-Portal ist stets größer als das Angebot, man hat also Glück einen Platz zu erwischen.
Egal ob man schon in Berlin wohnt, oder aber temporär oder auch dauerhaft in die Hauptstadt ziehen möchte, das Vivantes Neukölln ist eine gute Wahl. Aufwandsentschädigung von 465 Euro! PJ-Fortbildungen finden mehrfach pro Woche statt, fallen zwar auch gerne mal aus (was aber an der schieren Menge des Angebots nicht weiter ins Gewicht fällt.
Wie schon in vorherigen Berichten geschrieben, darf man sich aus den fünf Fachbereichen Kinder-, Viszeral-, Gefäß-, Thoraxchirurgie und Rettungsstelle vier Rotationen aussuchen. Das Tertial dauert 16 Wochen, somit ist man in jedem Wahlbereich vier Wochen eingeteilt. Wenn es auf einer Station aber nicht gefällt oder der Fachbereich nicht interessiert, kann man über alles reden und woanders hin, da ist man normalerweise sehr frei – hab ich nur leider relativ spät festgestellt.
Rettungsstelle:
Man kann sich aussuchen, ob man morgens um 07:30 Uhr, 11:00 Uhr oder auch nachmittags anfangen möchte, Hauptsache man macht seine acht Stunden voll. Es gab richtig, richtig viel zu sehen, es wurde mir viel erklärt (besonders eine Assistenzärztin hat sich trotz allem Stress gerne Zeit genommen, total viel erklärt, war stets maximal freundlich, geduldig und hilfsbereit), ich durfte Platzwunden nähen, die Stimmung war stets angenehm. Obwohl die Ärzte alles geben, geht es wie schon in anderen Berichten geschrieben leider chaotisch zu. Ich denke das hat auch mit den ungünstig geschnittenen, in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten zu tun. Sobald der Neubau fertig ist, hat Neukölln eine der modernsten Rettungsstellen überhaupt, ich denke dann wird’s besser.
Sehr lehrreich und man sollte unbedingt hier eingeteilt gewesen sein!
Viszeralchirurgie:
Auch hier ein sehr wertschätzendes Team, Hauptaufgaben für den PJler waren Blutentnahmen und Röhrchen ins Labor bringen, Zugänge legen, Verbandswechsel, im OP assistieren. Man wurde bei der Nachmittagsbesprechung erwartet. Da es hier vorrangig um Orga-Kram ging, fühlte ich mich etwas fehl am Platze.
Gefäßchirurgie:
Entspanntes, nettes Team, viele Blutentnahmen, hier und da Verbandswechsel. Ich war leider nur 2x im OP dabei, öfter wäre sicher möglich gewesen, wenn ich es aktiv eingefordert hätte.
Kinderchirurgie:
Kann man sich sparen, da arbeitet ein junger auffälliger Assistenzarzt, der schnell aufbrausend wird, rumschreit, seine Mitmenschen fertig macht, selbst Kollegen haben deshalb bisweilen einen ängstlichen Gesichtsausdruck drauf. Es gab diverse Respektlosigkeiten mir gegenüber. Gab zwar auch gute Tage und längere freundliche Phasen, man muss aber extrem aufpassen was man sagt und macht, sonst wird’s ungemütlich.
Im OP darf man nichts machen (was in Ordnung ist, Kinder sind besonders vulnerabel), auf Station gibt’s insbesondere an den OP-freien Tagen nicht immer was zu tun, man muss dennoch Geschäftigkeit vortäuschen, weil man sonst die Aggression besagten Arztes auf sich zieht.
Allgemeingültiger, hilfreicher Alltagstipp: früh erkennen wer sozial auffällig ist und die Personen dann meiden (da das Team aber sehr klein ist, man sich außerdem aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht wirklich aus dem Weg gehen kann, glich meine Rotation zum Ende einem Spießrutenlauf).
Früher nach Hause geschickt wurde ich bei allen Rotationen fast nie, aber wenn ich mal irgendwelche Termine hatte, war das alles überhaupt kein Problem.