Mein Anästhesie-Tertial in Heide war durchweg eine sehr positive und lehrreiche Erfahrung.
Organisation und Einstieg
Zu Beginn findet ein persönliches Gespräch mit dem Chefarzt statt, bei dem die eigenen Wünsche, Ziele und Erwartungen erfragt werden. Am Ende gibt es ein Abschlussgespräch mit Feedback in beide Richtungen. Das Sekretariat ist hervorragend organisiert: ob Spindschlüssel, fremde Rotationen oder Unterlagen – dort wird einem alles schnell und zuverlässig abgenommen.
Team und Ausbildung
Das gesamte Team begegnet den PJlerinnen und PJlern sehr offen. Man wird freundlich aufgenommen, auf Augenhöhe integriert und bekommt stets Anleitung. Die Devise des Chefs lautet, dass man am Ende des PJ in der Lage sein soll, eine „Standardnarkose“ (z. B. bei einer Cholezystektomie) unter Supervision komplett selbst durchzuführen – von Prämedikation über Einleitung, Narkoseführung bis zur Ausleitung.
OP-Spektrum und praktische Möglichkeiten
Das Spektrum ist sehr vielfältig: große abdominelle Eingriffe bis hin zu Whipple-Operationen, neurochirurgische Eingriffe, bariatrische Operationen, unfallchirurgische Eingriffe sowie gynäkologische Operationen inklusive Notsectio.
- Intubationen gehören zum Alltag.
- ZVK- und Arterienanlagen sind häufig möglich und ausdrücklich erwünscht.
- Teilnahme an Schockräumen ist willkommen.
- PJler haben ein eigenes PJ-Telefon.
Intensivstation
Ein Monat ist auf der Intensivstation eingeplant. Dort wird man als Teil des Teams integriert, kann unter Supervision eigene Patienten betreuen und nimmt aktiv an Visiten teil. Besonders positiv: Bronchoskopien, Arterie- und ZVK-Anlagen sind gewünscht, und es gibt ein gutes Teaching durch Fach- und Oberärzte. Man kann Teil des Rea-Teams sein und bei klinischen Notfällen mitlaufen. Auch die Mitarbeit im Schockraum ist möglich.
Rettungsdienst
Eine Woche ist standardmäßig im Rettungsdienst vorgesehen. Die Besatzung des NEF ist super nett und erklärt einem viel. Teilweise kann man auch selbst Einsätze führen. Die Motivation der RTW-Crews ist zwar unterschiedlich, insgesamt aber sehr nett.
Unterricht
Der PJ-Unterricht findet regelmäßig statt und ergänzt die Praxis sehr gut:
- Anästhesie-Unterricht: sehr empfehlenswert, strukturiert und praxisnah, typische Themen werden wiederholt und vertieft.
- Neurologie-Unterricht: am Krankenbett, praxisorientiert.
- Neurochirurgischer Unterricht: ein absolutes Highlight – fachlich top, gleichzeitig humorvoll, sodass man viel lernt und dabei Spaß hat.
- EKG-Unterricht: derzeit leider nicht verfügbar, da der Dozent die Klinik verlassen hat.
- Pädiatrie-Unterricht: eher enttäuschend, da der Chef dort keine klare Haltung zu strukturierter Lehre hat.
Vergütung und Benefits
- 597 € monatliches Gehalt,
- kostenlose Unterkunft in WGs (Zimmer mit Bett und Schrank, Küchen und Bäder werden geteilt; Sauberkeit abhängig von den Mitbewohnern, aber völlig in Ordnung),
- kostenlose Fahrräder (in unserem Tertial allerdings erst verspätet verfügbar, nach mehrfachem Nachfragen),
- 12,50 € Essensguthaben pro Tag, ausreichend für ein Hauptgericht und zwei Kaffee bzw. Getränk plus Kaffee, auch im Kiosk einsetzbar.