Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Allgemeine Informationen:
Das österreichische KPJ ist gut mit dem deutschen PJ vergleichbar. Man hilft bei der Stationsarbeit und in der ambulanten Versorgung mit, einschließlich Notaufnahme. Blutabnahmen und Viggos macht normalerweise die Pflege, aber man springt in Einzelfällen ein. Es gibt wöchentlich eine Fortbildung für junge Ärzte und KPJler, plus je nach Abteilung weiteren Unterricht.
Das System in Österreich ist etwas anders aufgebaut: Nach dem KPJ gibt es ein Jahr als Basisarzt, diese sind approbiert und dürfen entsprechend Rezepte unterschreiben, Blutkonserven anhängen etc. De facto macht man aber oft die gleichen Tätigkeiten zusammen. Dazu kommen noch Turnusärzte (österreichische Allgemeinmedizinausbildung), die im Krankenhaus eine ähnliche Rolle haben wie Basisärzte und KPJler.
Die meisten KPJler in der Klinik kommen aus Deutschland, einige aus Österreich und wenige aus anderen Ländern.
Fachbereiche und Abteilungen:
Ich habe in der Geriatrie, Hämatologie und Kardiologie gearbeitet. Alle drei Abteilungen kann ich empfehlen. Die Geriatrie liegt etwas abseits und die meisten Ärzte sind Oberärzte. Man kann einiges lernen, aber es fehlt die Interaktion mit anderen Studenten oder jungen Ärzten. In der Hämatologie ist man hauptsächlich mit KPJlern, Basis- und Turnusärzten zusammen und etwas vom restlichen Personal getrennt. In der Kardiologie bekommt man einen Rotationsplan von der Sekretärin und kann sich jeden Arbeitsplatz anschauen. Das ist sehr gut organisiert, aber die Kollegen sind teilweise etwas speziell.
Andere KPJler haben die Pulmonologie sehr empfohlen und die Gastroenterologie ist auch sehr gut. Die internistische Notaufnahme gehört primär zur Gastroenterologie, aber man kann auch über die Kardiologie dorthin rotieren.
Arbeitsatmosphäre und Organisation:
Die Atmosphäre im Krankenhaus ist generell gut. Es hat sich wesentlich entspannter angefühlt als in Deutschland, wobei ich im PJ vorher nur an der Uniklinik war. Sehr angenehm war die Möglichkeit, Dienste zu machen, wobei man immer entsprechenden Freizeitausgleich bekommen hat. Es gibt Nachmittagsdienste und Nachtdienste, die dann 25 Stunden dauern. Dienste waren bei mir in der Geriatrie und über die Kardiologie in der Notaufnahme möglich. Die Dienste waren angenehm und der Freizeitausgleich ist ein guter Anreiz. Die Organisation war unkompliziert und einige Tage im Voraus möglich.
Das Essen in der Kantine war deutlich über dem Niveau, das ich aus deutschen Krankenhäusern kenne. Es gibt eine umfangreiche Auswahl - überwiegend gutbürgerlich.
Freizeitmöglichkeiten:
Der Freizeitwert von Kärnten ist hervorragend. Ich war im Winter in Klagenfurt und das ist optimal zum Skifahren. Es lohnt sich, den Kärntner Saisonpass zu kaufen, am besten schon im Herbst im Vorverkauf. Die Skigebiete sind nicht so groß wie in anderen Teilen der Alpen, aber man kann den ganzen Winter jeden freien Tag Skifahren gehen. Viele Gebiete sind etwa eine Autostunde entfernt: Nassfeld, Katschberg, Bad Kleinkirchheim und Turracher Höhe. Gerlitzen ist das nächste Skigebiet, da kann man teilweise vor oder nach der Arbeit vorbei. Zu anderen Jahreszeiten soll Kärnten auch sehr schön sein. Man ist auf der Alpensüdseite mit besserem Wetter und kurzen Wegen nach Slowenien und Italien.
Bewerbung und Organisation:
Es gibt eine Website der Medservicestelle des Landes Kärnten, über die die KPJ-Plätze vergeben werden. Ich habe mich etwa ein halbes Jahr im Voraus darum gekümmert. Grundsätzlich ist mehr Vorlauf sinnvoll, besonders wenn man sich die internistischen Abteilungen aussuchen möchte. Es werden aber immer wieder Plätze frei. Der Bewerbungsablauf ist sehr gut organisiert und unkompliziert. Man kann nach Zusage und sogar während des KPJs die Abteilung wechseln, sofern es freie Plätze gibt. Das läuft über die Medservicestelle.
Unterkunft:
Man muss sich selbst eine Unterkunft organisieren und das ist leider schwierig und teuer. Wenn man sich mehrere Monate im Voraus auf die Warteliste der Studentenwohnheime der Uni setzen lässt, bekommt man manchmal ein Angebot. Ansonsten gibt es eine Liste der Klinik, die etwas weiterhilft. Darüber hinaus bleiben die bekannten Plattformen wie WG-gesucht und Airbnb. Ich habe diese Problematik unterschätzt.
Finanzen:
Man kann das KPJ als ERASMUS-Programm über die Uni Wien machen oder direkt über die Klinik (bzw. das Land Kärnten). Bei manchen Stipendien ist die erste Variante sinnvoll, meistens aber der direkte Weg, weil man dann monatlich 900 Euro Gehalt bekommt, wobei etwa 150 Euro steuerlich abgezogen werden. Man zahlt für das Mittagessen die normalen Mitarbeiterpreise und bekommt teilweise vergünstigten Kaffee.
Praktische Hinweise:
Generell ist es hilfreich, ein Auto zu haben, weil Kärnten sehr ländlich ist. Es gibt mit öffentlichen Verkehrsmitteln keine gute Anbindung zu den Skigebieten oder anderen touristischen Highlights. Viele Patienten sprechen Kärntner Dialekt und die Kollegen auch. Ich fand es aber leicht zu verstehen.
Vorherige Auslandsaufenthalte sind nicht notwendig.
Fazit:
Ich kann den KPJ-Platz sehr empfehlen. In der Klinik sind die meisten Abteilungen sehr angenehm und es gibt umfangreiche Freizeitmöglichkeiten. Die wesentlichen Probleme hängen vor allem von der Abteilung und den aktuellen Kollegen ab. Meistens ist alles super.