PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Wolfratshausen (11/2024 bis 3/2025)

Station(en)
Unfallchirurgie/Orthopädie und Allgemein-/Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Mein chirurgisches Tertial in der Kreisklinik Wolfratshausen war vor allem eines: sehr OP-lastig. Etwa 80 % meiner Zeit habe ich im OP verbracht, davon gefühlt 90 % bei endoprothetischen Eingriffen – meist mit der Aufgabe, Haken zu halten. Anfangs war das noch interessant und neu, aber nach ein paar Wochen haben sich die Abläufe sehr wiederholt, und der Lerneffekt ließ deutlich nach. Erklärungen während der OP waren eher die Ausnahme als die Regel.

Team und Atmosphäre
Was ich von Anfang an sehr geschätzt habe, war der Umgang im Team. Ich wurde sowohl von den Ärzten als auch von der Pflege und dem OP-Personal wirklich herzlich aufgenommen. Man war schnell „mit dabei“, wurde freundlich begrüßt, integriert und hatte das Gefühl, dazuzugehören. Das war ehrlich schön und hat den Alltag auf jeden Fall angenehmer gemacht.
Trotzdem fielen im Stress des Tages hin und wieder auch Sprüche wie „Tu mal was für deine 70 Cent die Stunde“ oder „Du bist nur PJlerin, da darfst du keine Ansprüche stellen“. Das war vermutlich nicht böse gemeint, hat aber doch irgendwie den Stellenwert der PJ-Ausbildung in der Klinik ganz gut zusammengefasst.

Lehre und Ausbildung
Didaktisch war leider wenig geboten. Es gab keine festen Lehrveranstaltungen, keine Seminare oder strukturierte Fortbildungen für PJler. Die morgendlichen und mittäglichen Röntgenbesprechungen boten zwar theoretisch eine Möglichkeit, etwas aufzuschnappen, aber wirklicher Unterricht fand dort nur selten statt. Auch ein fester Ansprechpartner oder Feedbackgespräche waren nicht vorgesehen – alles lief eher nebenher.

Arbeitsalltag und Aufgaben
Durch den ständigen Personalmangel war man oft länger da, als es eigentlich geplant war – nicht, um etwas dazuzulernen, sondern weil im OP einfach eine helfende Hand gebraucht wurde. Das war oft anstrengend und frustrierend, weil man sich eher als billige Arbeitskraft als als Studierende gefühlt hat.
Auf Station bestand meine Hauptaufgabe im Blutabnehmen und Viggos legen – teilweise sogar auf beiden Stationen gleichzeitig. Viel mehr war dann auch meist nicht drin. Arztbriefe durfte ich in seltenen Fällen schreiben, wenn z. B. jemand krank war. Auch das eher spontan und ohne Anleitung.

Rotation und Fachverteilung
Ein fester Rotationsplan zwischen den verschiedenen chirurgischen Bereichen existierte leider nicht. Ich war deutlich länger in der Orthopädie und Unfallchirurgie eingeteilt als in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Obwohl ich relativ früh den Wunsch geäußert habe, auch in andere Bereiche zu wechseln, hieß es von vielen Seiten, das sei wegen Personalmangel nicht machbar – selbst bei einem Wechsel würde ich weiterhin für den orthopädischen OP gebraucht. Der Chefarzt war zwar sehr bemüht, den Wechsel irgendwie zu ermöglichen, aber es wurde dann erst spät und auch nur eingeschränkt umgesetzt.

Notaufnahme / Sprechstunde
In die Notaufnahme konnte man theoretisch „einfach gehen, wenn man gerade nichts zu tun hatte“ – so wurde es jedenfalls gesagt. Praktisch war das aber selten möglich, weil ich fast durchgehend im OP oder anderweitig eingebunden war. Eine feste Zuteilung oder echte Lernzeit dort gab es nicht, was ich sehr schade fand. Gerade das wäre für mich fachlich sehr spannend gewesen. Wenn ich es doch mal geschafft hab, hat Dr. Oberniedermayr alles möglich gemacht, damit ich so viel wie möglich lerne. Ich durfte sogar einen Tag mit Notarzt fahren. Zudem war ich häufiger mit in der von ihm durchgeführten ambulanten Proktologie Sprechstunde - stets informativ und lehrreich.

Organisatorisches
Das Essen war kostenlos und völlig in Ordnung. Die Mittagspause musste man sich im OP oft aktiv einfordern. Dienstkleidung wurde gestellt, ein Spind war verfügbar.

Fazit
Wer richtig Lust auf OP und Endoprothetik hat und später chirurgisch arbeiten will, kann hier sicher einiges mitnehmen – operative Routine bekommt man auf jeden Fall. Für alle anderen ist das Tertial fachlich eher enttäuschend. Die Stimmung im Team war super, menschlich habe ich mich sehr wohlgefühlt. Aber inhaltlich war es leider sehr einseitig, ohne echte Lehre oder Entwicklungsmöglichkeiten. Ich bin dankbar für die Einblicke, die ich bekommen habe – hätte mir aber mehr Anleitung, Abwechslung und echtes Mitdenken im klinischen Alltag gewünscht.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
200

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.07