PJ-Tertial Innere in Kantonsspital Luzern (9/2022 bis 12/2022)

Station(en)
Onkologie, Nephrologie, intern. Rettungsstelle
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Ein Tertial im Luzernern Kantonsspital (LUKS) kann ich nur empfehlen.
Begrüßt wurden wir am ersten Tag mit einem kleinen Rundgang durch das Spital, einer Tasche mit allen notwendigen Unterlagen (und einer Tafel Schokolade!) sowie einer Einführung in das hausinterne Klinikprogramm. Das erste Mittagessen spendiert das LUKS und dann ging es los auf Station.

Grundsätzliches:
Die Betreuung ist um einiges besser als ich das von Freund*innen in deutschen Häusern gehört habe und nun auch im chirurgischen Spital erlebe. Man ist einem Assistenzarzt/ärztin zugeordnet und macht dann den gesamten Stationsablauf mit. Blutentnahmen und Viggos macht die Pflege, sodass man wirklich die Patient*innen mitbetreut, Visiten mitmacht und im Verlauf auch eigene Patient*innen in Rücksprache betreuen darf. Ca. 1x im Monat macht man Samstagsdienst und bekommt dafür unter der Woche einen Tag frei. Das ist eigentlich ganz cool, weil man so die Möglichkeit bekommt, auch selbstständig Stationen zu visitieren und diese dann mit dem zuständigen Assi zu besprechen. Insgesamt wird man hier wirklich gut an den Stationsalltag als Arzt/Ärztin herangeführt. Dabei gilt: man darf alles machen und bekommt auch Anleitung, muss aber nicht, wenn man nicht möchte.
Das einzige was mich gestört hat, ist der Alltag auf Station selbst, also das viele telefonieren, anmelden von Untersuchungen und Dokumentieren. Das ist aber der Inneren Medizin immanent, dafür kann das LUKS nichts.
Der Kontakt zum Team ist super, mit 90% der Leute bis hoch zu Ober- und Chefärzt*innen duzt man sich, man kann alles fragen und der Umgang mit Fehlern ist deutlich offener und gelassener als in Deutschland.

PRO:
+ der Umgang miteinander und die generelle Wertschätzung. Die Leute sagen Danke, man hat das Gefühl, man hilft wirklich und bekommt alle Fragen beantwortet.
+ das IT-System. Man staunt, wie gut digitale System seien können. Die Schweizer*innen beschweren sich trotzdem noch, aber wer aus Deutschland kommt und das System kennenlernt, wird Tränen weinen vor Freude. Es ist eine Offenbarung.
+ das arbeiten in einem anderen Gesundheitssystem. Alles ist sehr viel Patient*innenzentrierter ausgerichtet, die Mentalität ist nicht "das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht" sonder vielmehr "wie-können-wir-es-noch-besser-für-alle-machen?". Ich habe mir sehr abgeschaut, in Deutschland nicht mehr alles was schiefläuft als unveränderlich verkaufen zu lassen. Es geht besser.
+ das Essen. Es gibt drei "Mensen" auf dem Campus. Eine besser als die andere, eher Restaurant- als Kantinenqualität. Wirklich lecker, man freut sich auf das Mittagessen. P.S.: Das Küchenteam des LUKS hat 2022 die Weltmeisterschaft der Großküchen gewonnen. Nice.
+ Die Zeit in der Notaufnahme. Ich durfte hier zwei Rotationen a drei Wochen machen. Hier lernt man mit Abstand am meisten, darf schnell auch selbstständig arbeiten und bekommt aufgrund von Nacht- und Wochenenddiensten auch finanziell noch etwas oben drauf.
+ Luzern. Die Stadt ist sehr pittoresk, wenn auch entsprechend touristisch überlaufen. Mit der Zeit findet man aber die schönen Ecken (tendenziell sind lässige Cafés und Kultur/Clubs/Galerien etc eher in der Neustadt). Sehr empfehlen kann ich das Neubad, einfach mal googlen.
Freizeitmässig kann man natürlich viel wandern, skifahren, radfahren usw. es bleiben keine Wünsche offen. In Bern, Zürich, Basel ist man mit dem Zug jeweils in 60-90min.
+ die Schweizer Freundlichkeit. Selbst auf dem Bürgeramt(!) kurz vor Feierabend waren die Beamt*innen super freundlich und hilfsbereit. Und auch auf Arbeit im LUKS kann man jederzeit überall anrufen und Fragen stellen, ohne gleich angeschrien zu werden, warum jetzt schon wieder stört.

KONTRA:
- in der Schweiz arbeitet man regulär 50h/Woche. Da gewöhnt man sich dran, aber es bedeutet eben auch, dass man am Tag weniger Freizeit hat.
- Ja, alles ist teurer. Aber keine Angst, das Geld reicht für die Zeit.
- Ja, der Schweizer Dialekt ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Aber die Schweizer*innen sind Deutsche gewohnt und man hört sich schnell rein. Alles kein Problem.
- die Orga. Klar, ihr müsst ein bisschen mehr organisieren, als wenn ihr zuhause in der eigenen Studienstadt bleibt. Aber das ist kein Hexenwerk, und vor Ort helfen alle gern.

FAZIT:
Wunderbares Tertial, ich habe viel gelernt, die Zeit in Luzern genossen, viele neue Leute im Wohnheim kennengelernt und würde das Tertial genauso immer wieder machen. Klare Empfehlung!
Bewerbung
Ich habe mich schon früh (ca. 2 Jahre vorher) bei der Sekretärin Martina Doenni beworben. Der Kontakt ist wunderbar unkompliziert, Martina ist super nett und hilft euch schnell weiter wenn etwas unklar ist.

Ein Zimmer für das Wohnheim könnt ihr beantragen sobald ihr den Platz habt, auch dafür gibt es dann Infos vom Sekretariat, ist wirklich nicht schwierig. Das Wohnheim ist relativ frisch renoviert und wirklich die günstigste Möglichkeit in Luzern zu wohnen. Es gibt eine schöne Dachterrasse, jeder hat sein eigenes Bad mit WC und das Leben dort ist super gesellig wenn man Lust hat.

Das Tertial kostet an sich nichts, ihr bekommt sogar Gehalt von ca 1200 SF. Nach Abzug von Steuern und der Miete (365SF/Zimmer) bleiben euch rund 750SF/Monat. Davon kann man vor Ort gut leben, solange man keine allzu ausschweifenden Ausflüge in Kneipen, Restaurants etc unternimmt. Ich bin hinterher ca. bei Null herausgekommen und habe einiges an Freizeitleben mitgemacht.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Bildgebung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Punktionen
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1200

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07