PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Universitaetsklinikum Heidelberg (11/2020 bis 3/2021)

Station(en)
AllgemeinChir, HIPSTA KinderChir, GefäßChir (alles jeweils 4 Wochen)
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Vorab zu mir:
26 Jahre, Studium in Heidelberg. Ich will Ortho/Unfall machen. Chirurgie finde ich cool, Innere finde ich doof. Ich will später kein Chef oder Prof werden, sondern einfach ein solider Oberarzt oder noch lieber eine eigene Praxis haben.

Kurzum:
- Lohnenswert ist es nur, wenn man später an der Uniklinik Heidelberg in der Chirurgie irgendwo arbeiten möchte.
- Falls nicht, ist es aber dennoch auf jeden Fall gut erträglich.
- Wenn man Chirurgie aber möglichst entspannt machen will, würde ich mir ein anderes Haus suchen (mit Studientagen!).

Man hat 4x4 Wochen. Ich beschreibe die im folgenden nacheinander.

4 Wochen AllgChir (muss jeder machen):
Blut abnehmen, Zugänge legen, Patienten aufnehmen, OP-Assistenz. Die Assistenzärzte erklären einem gerne was, wenn sie zeit haben. Lebt von Eigeninitiative. Man wird in Ruhe gelassen, wenn nichts zu tun ist. Aber wenn man was wissen will, muss man selbst nachfragen. Oberärzte sieht man eher selten, eigentlich so richtig nur im OP oder mal auf der Visite.
Wir waren teils 4 PJler auf einer Station und konnten ziemlich viel chillen und mussten dann auch nur 1-2 Tage/Woche in den OP. Von daher eigentlich recht entspannt. Aber man muss trotzdem immer bis nachmittags bleiben und hat vor allem keine Studientage. Vor allem ist ist das bisschen Zeit absitzen. In Häusern mit Studientagen oder wo allgemein ein lockerer Vibe herrscht, kann man mehr Freizeit haben. Aber War okay. Start immer so um 07:30 und Ende immer so 15:30.
PJler werden von Oberärzten als Selbstverständlichkeit gesehen (von Assistenten z.T. auch, aber da sind die meisten eig nett) und im OP ist dann auch eher kein netter Umgang. Und die achten da dann auch nicht drauf, wie lange euer Tag offiziell geht. Wenn die OP noch läuft, dann lauft ihr noch nicht ;-) Aber an sich ist das immer im Rahmen geblieben. Ich hab halt immer gesagt, dass ich mich auslösen lassen will, wenn 16:00 Uhr war. Seid mutig und macht das! Sonst bleibt das System für immer so besch*ssen. Das ging meistens und eigentlich meckert da keiner. Und vor allem könnt ihr dann heim :D Eure Namen merken die sich übrigens in der Regel eher nicht. Glaube das ist das anders, wenn man sagt, dass man in der Chirurgie anfangen will, zu arbeiten.
Zur Pflege: Wenn ihr nett seid, sind die auch nett. Denen ist wichtig, dass man normale Höflichkeitsformen wahrt und vor allem, dass man keine Unordnung hinterlässt.

4 Wochen AllgChir, HIPSTA-Station oder Notaufnahme:
Ich war auf der HIPSTA und die ist unfassbar gut! Da habe ich mehr gelernt als im gesamten restlichen Tertial! Die kriegt von mir als Note eine glatte 1! Im Endeffekt hat man 4 Patienten, für die man 100% zuständig ist. Da macht man wirklich ALLES! Im Hintergrund sind Ärzte, die schauen, dass man keinen Mist baut. Bei näherem Interesse einfach mal nach HIPSTA Chirurgie Heidelberg googlen. Notaufnahme soll ansonsten auch ganz gut sein, aber da war ich nicht.

4 Wochen weiteres Fach (Gefäßchir, Kinderchir, Uro, externes Haus wo man die Basic-Chirurgie lernt, und evtl noch 1-2 andere sachen, keine Ahnung mehr)
Gefäßchirurgie.
Nettes, junges Team und fachlich spannender als ich dachte. Die Endovaskulären Eingriffe sind strahlenintensiv, aber die achten sehr darauf, dass ihr korrekte Schutzkleidung habt usw. Die Offenen OPs (zB offene Aorta, Amputation etc.) sind die coolsten Sachen. Man ist immer so 07:30 bis 15:30 da und bekommt einiges beigebracht. Im Prinzip das gleiche Aufgabenfeld wie bei der Allgemeinchirurgie. Also Blut abnehmen, Zugänge legen, Patienten aufnehmen, OP-Assistenz.
Allgemein war die Gefäßchirurgie ganz gut, kann ich an sich weiterempfehlen. Für Leute, die Chirurgie langweilig finden, ist es vielleicht bisschen uninteressant.

4 Wochen weiteres Fach (s.o.)
Kinderchirurgie.
Super nettes Team und entspannterer Vibe als in der Allgemeinchirurgie. Spannende OPs, es wird einem gerne was beigebracht und allgemein hab ich mich da wohlgefühlt. Auch bessere Arbeitszeiten. Man achtet drauf, dass ihr auch mal früher heim könnt oder auch mal ganz frei machen dürft. Insgesamt klare Empfehlung.


Meine besten Ratschläge für euch:
Das Allerwichtigste: Man muss sich JETZT überlegen, wo man sich in 10 Jahren sehen will. Und von dort aus "rückwärts" seine ganze Karriere Planen. Du willst mal Chef/Prof werden? Dann als Assistenzarzt ab an eine elitäre Uniklinik und 70h/Woche ackern. Du willst "normaler Arzt" werden? FINGER WEG VON UNIKLINIKEN! An einem normalen Maximalversorger wird man dafür bestens ausgebildet. Meiner Meinung nach sogar noch BESSER! An der Uniklinik sieht man angeblich die "krassen Fälle". Toll. Aber das Studium hat uns beigebracht: Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten. Lernt lieber die Basics wirklich gut und verweist später die exotischen Fälle dann an die Uniklinik. Man kann nicht alles super können. Dementsprechend würde ich dann auch mein PJ-Tertial nicht an der Uni machen, wenn ich später nichts mit der Uni zu tun haben will. An einem normalen Maximalversorger freut man sich auch viel mehr über euch, weil ihr nicht unbedingt so selbstverständlich seid. Da darf man dann auch mehr operieren usw. Auch als Assistenzarzt wird man operativ besser ausgebildet als an der Uni. Denn da kommst du nicht in den OP. Den Grund hat mir mal ein Facharzt erklärt: An der Uni wollen die ganzen Oberärzte usw ja alle noch was werden. Dafür muss man viel OP-Erfahrungen sammeln und "am Ball" bleiben. An nem normalen Haus sind die aber froh um jede Arbeit, die du denen abnimmst, weil die ja "fertig" sind mit ihrer Karriere. Und dementsprechend sind die dnan auch allgemein bisschen entspannter, gönnerhafter und geduldiger usw. Uniklinik lohnt sich NUR DANN, wenn man Prof/Chef werden will. Für alles andere ist ein normaler Maximalversorger besser. Seid ehrlich zu euch selbst, wenn ihr daran denkt, wo ihr in 10 Jahren stehen wollt. "Chef" klingt super cool, aber der Weg dahin wird einem nicht geschenkt.








Es ist denke ich ein völliger Irrglaube, dass man an einer Uniklinik mehr sehen oder geschweige denn lernen würde. Mein Innere-Tertial habe ich z.B. an einem normalen Maximalversorger gemacht (Mutterhaus, Trier) und habe mich dort VIEL wohler gefühlt, so vom gesamten Umfeld her.
Bewerbung
Bin selbst aus Heidelberg, da gibt es Standardfristen über die PJ-Beauftrage. Wie es für Externe ist, weiß ich nicht.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Chirurgische Wundversorgung
Blut abnehmen
Röntgenbesprechung
Botengänge (Nichtärztl.)
Notaufnahme
Mitoperieren
Patienten aufnehmen
Rehas anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400 + Gratis Mittagessen

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.2