PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Leopoldina Krankenhaus (7/2021 bis 9/2021)

Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Vorneweg: Das Chirurgische Tertial in Schweinfurt zu absolvieren, ist absolut NICHT zu empfehlen. Weder für die, die etwas lernen wollen, noch für die, die einfach nur fürs M3 gewappnet sein möchten.

Insgesamt teilt sich das Tertial in 8 Wochen Allgemeinchirurgie und 8 Wochen Unfallchirurgie auf.

Allgemeinchirurgie:
Der Tag beginnt um 7.15 Uhr mit der Visite auf der Station. Wir waren fünf PJler:innen auf einer Station, es gab aber nur vier Visiten und den OA hat es meist nicht gepasst, wenn zwei Student:innen bei einer Visite mitgelaufen sind, also hat einer von uns stattdessen schonmal mit den Blutentnahmen angefangen. Derjenige hat allerdings auch nichts verpasst, denn als Student:in steht man meistens hinter den Ärzt:innen und den Pfleger:innen an der Tür und das einzige, was man bei der Visite lernt, ist wie man es schafft, nicht von dieser Tür erschlagen zu werden. Eine Assistenzärztin hat mich auch einmal wie einen Hund am Kassack gefasst und zum Patientenbett gezogen (auch wenn die Art und Weise demütigend war, habe ich es dennoch als nett gemeinte Aufforderung gesehen), aber der OA hat einen trotzdem meist nicht untersuchen lassen oder überhaupt wahrgenommen.
Um 7.55 Uhr findet dann die Besprechung der Ärzte statt, zu der man auch anwesend sein muss. Gegen 8 Uhr gehen dann die Ärzte als Gemeinschaft frühstücken, da durften wir natürlich nicht mit, sondern mussten direkt hoch zum Blut abnehmen gehen. Je nach Tag waren wir meist zwischen 2 und 3 Stunden mit Blutentnahmen und Braunülen legen beschäftigt. Die anderen von uns mussten dann auch meistens schon direkt in den OP zum Haken halten. Im OP wurden eigentlich immer 2 oder 3 Student:innen gebraucht, meistens nicht für die spannenden Eingriffe, sondern hauptsächlich für Leistenfreilegungen (Gefäß-OP, bei der man bis zu 6 Std steht, nichts sieht und ignoriert wird), Schilddrüsen-Resektionen (hier steht man teilweise noch länger und schaut stundenlang mit dem Rücken zum OP-Gebiet und starrt auf das Anästhesie-Tuch) und wenn irgendeine Laparoskopische OP in eine offene konvertiert wurde (das war ganz interessant). Die Stimmung im OP unter den Ärzt:innen ist gut, aber als PJler:in wird man weitestgehend ignoriert oder ab und zu ausgefragt. Zweimal habe ich mich erdreistet, eine Frage zur OP zu stellen (irgwie muss man sich die Zeit ja vertreiben und ich dachte, ich könnte wenigstens ein bisschen was lernen dabei...), die wurde aber so knapp und ignorant beantwortet, dass ich mich nicht mehr getraut habe. Meine Kolleg:innen haben leider dieselben Erfahrungen im OP gemacht. Nähen durfte man grundsätzlich nicht bzw. nur bei einem Assistenzarzt (selbst eine Kollegin, die sich in jede lange Bauch-OP gestellt hat und echt chirurgie-interessiert ist, durfte es nicht und wurde nicht anders behandelt als wir). Also Lerneffekt im OP sehr gering.
Auf Station ist niemand für einen zuständig und bekommt von sich aus erstmal nichts erklärt. In den ersten Wochen habe ich noch aktiv bei den Assistenten angefragt, ob sie mit mir den Krankheitsverlauf von Patient XY durchgehen können, weil ich da etwas nicht verstanden habe, aber meist hat es so lange gedauert, bis ich jmd lehrwilligen gefunden habe, dass ich es bald wieder aufgegeben hatte. Sitzt du im Stationszimmer rum, nutzt die PA (Physician Assistent) die Möglichkeit, um ihre Aufgaben an dich abzutreten (z. B. Reha-Anträge ausfüllen, Gefäß-Board vorbereiten, Botengänge, Befunde anfordern, also alles was keinen Spaß macht, stupide Arbeit ist und wo du nichts bei lernst). Also haben wir uns meistens, wenn es auf Station nichts mehr zu tun gab, in den Besprechungsraum gesetzt und sind Fälle aus dem Fallbuch Chirurgie zusammen durchgegangen. Das war das lehrreichste an meinem Tertial.
Ab und zu hatte man Zeit, um in die Notaufnahme zu gehen, dort durfte man dann je nach Assistenzarzt auch mal einen Patienten voruntersuchen, das war ganz cool, aber das hat man ohne Supervision gemacht und wenn man es dem Assistenten vorstellen wollte, hat derjenige oft nur gesagt, man soll die Anamnese in den Bericht tippen und er schaut sich das dann später an. Rücksprachen oder Feedback gab es hier eigentlich so gut wie nie. Also auch hier Lerneffekt nicht wirklich da.
Achja und zu den Fortbildungen: Eigentlich sind die allgemeinchirurgischen Fortbildungen 1x/Woche. Am zweiten Tag meines Tertials kam der OA um 15 Uhr (!) zu mir und meinte, ich solle die Fortbildung für den nächsten Tag machen, Thema egal. Ich habe mich dann noch zuhause hingesetzt und das schön ausgearbeitet und die dann auch vor den Student:innen gehalten. Währenddessen saß allerdings dieser OA hinten in der Ecke und hat die ganze Zeit an seinem Handy rumgespielt. Zwischendrin hat er immer wieder sichtlich gelangweilt eine Frage in den Raum geschmissen, die meist nicht in den Kontext gepasst hat und alle einfach nur verwirrt hat. Irgendwann ist er dann mittendrin aufgestanden und gegangen, "er müsse in den OP, aber wir können ja noch weitermachen". Meiner Meinung nach einfach nur respektlos. Bei den anderen war es das gleiche, also im Endeffekt haben wir die Fortbildungen für uns selbst machen müssen.
Eine weitere Option, wo man sich aufhalten konnte, war das Wundzimmer. Dort konnte man den Wundschwestern (die by the way sehr nett waren) beim Verbinden von Wunden, Vac-Wechseln etc. helfen. Sehr selten durfte man dort auch mal nähen, ansonsten bestanden dort unsere Aufgaben eher im Putzen und Vorhänge auf- und zuziehen.
Zum Team: Mit den OA hatte man außer im OP nichts zu tun und somit kannten die uns auch teilweise gar nicht. Es gibt einzelne sehr nette Assistent:innen, der Großteil war aber leider gerade gegen Ende sehr negativ uns gegenüber eingestellt, weil wir darauf aufmerksam gemacht haben, dass wir hier leider nichts lernen und uns etwas mehr Lehre wünschen. Kam nicht gut an. Es gab dann noch ein paar uncoole Aktionen gegenüber uns (wir wurden z. B. mehrfach an die Urologen zum Haken halten verkauft, ohne dass wir gefragt wurden und so standen einige von uns auch mal stundenlang in ner Cystektomie oder so; teilweise die AUfforderung Braunülen zu legen nach Dienstzeit mit der Begründung, sie hätten uns tel. nicht erreicht, was absoluter Quatsch war; und am Ende wollten sie sogar einem Kollegen von uns nicht das Logbuch unterschreiben, keine Ahnung warum, aber er war jeden Tag da und hat sich in jede OP gestellt), so wurde das Verhältnis immer angespannter.
Also alles in einem habe ich so eine Demütigung und Frustration selten erlebt und bin selten so unfair behandelt worden. Aber am meisten nervt es micht, dass ich dort so gut wie nichts gelernt habe.

Frühstück war meist nach den BE's möglich und lecker, Mittagessen eher mau.
400 Euro Gehalt sind okay, aber vergesst nicht, dass für das Pendeln aus Wü ca. 200 Euro drauf gehen, die einem auch nicht erstattet werden! Durch das Bilden von Fahrgemeinschaften wurde es günstiger, aber dafür musste man auch immer gegenseitig auf einander warten und wenn jmd länger im OP stand, wurde das schon mal später... 2 Stunden Fahrtzeit am Tag sind wertvolle Lebenszeit und schlauchen mehr als man denkt, da muss die Klinik schon besonders gut sein, dass man das auf sich nimmt...
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Rehas anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67