PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Traunstein (3/2021 bis 6/2021)

Station(en)
1.1, 2.3, 2.5, NA
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Das Chirurgietertial am Klinikum Traunstein war mein zweites PJ-Tertial; davor hatte ich Innere an der LMU (Innenstadt) gemacht und kann etwas vergleichen.

Grundsätzliches: Die Stimmung am Klinikum Traunstein ist gut und alle waren sehr freundlich zu uns PJ‘lern. Es gibt eine Aufwandsentschädigung von 400€/Monat, sowie eine kostenlose Unterbringung. Wir waren der letzte PJ-Rutsch, der noch im Wohnheim 10 min fußläufig vom Klinikum wohnen durfte. Alle zukünftigen PJ’ler werden im neuen Wohnheim in Eisenärzt (ca. 12 km von Traunstein, 40 min mit dem Rad) untergebracht. Zum neuen Wohnheim und der neuen Wohnsituation kann ich leider nichts sagen.

Fehlzeiten: Hier muss ich das Klinikum kritisieren, weil es einfach super umständlich war, seine Fehlzeiten zu nehmen. Fehlzeiten (und ggf. Studientage) müssen auf einem Zettel eingetragen und von den Chefärzten der jeweiligen Fachabteilungen abgesegnet werden. Das heißt langfristige Planung ist angesagt, kurzfristig freie Tage zu nehmen ist eher schwierig. Denn: Assistenten oder Oberärzte zeichnen einem die Fehltage nicht ab, weil sie nicht dafür verantwortlich sein wollen, wenn nicht ausreichend PJ’ler da sind. In der Gefäßchirurgie wurden mir meine zwei Wochen zum Tertialende erst auch nicht abgezeichnet, weil ich laut Plan da als einzige PJ’lerin eingetragen war. Ein anderer PJ’ler musste zwei Mal zum persönlichen Gespräch mit dem Chef der Allgemeinchirurgie, damit er sein Frei nehmen konnte. Es hat dann schon geklappt und ich denke, die anderen haben ihre Fehltage auch durchboxen können - aber irgendwie wurde einem konstant suggeriert, dass es nicht so gut ankommt, wenn man sich frei nimmt. Wir waren dann halt doch wieder nur die billige Arbeitskraft. Den PJ’lerinnen in der Inneren wurde sogar nahegelegt, dass wenn sie sich im Hause bewerben wollen sie lieber gar keine Fehlzeiten nehmen sollten. Ob man nun 3,5 Monate lang einen guten, engagierten Eindruck gemacht hat oder nicht ist anscheinend egal; Hauptsache man ist bereit auf 1-2 Wochen (lern-)frei zu verzichten. An der LMU(!) war das alles viel entspannter (dass ich sowas mal schreiben würde): Da konnten wir mit den Stationen flexibel unsere Fehltage absprechen und das wurde dann am Ende so notiert, ohne irgendwelche Diskussionen. Die einzige Abteilung, die diesbezüglich entspannter war, war die Unfallchirurgie.
Bei uns als zusätzlicher Minuspunkt: Zu Beginn des Tertials wurden uns 16 Studientage versichert (1Tag/Woche) – auch auf mehrfaches Nachfragen. Mitte des Tertials hieß es dann aber, diese müssen gekürzt werden, weil es wohl mit Beginn des folgenden PJ-Rutsches (Beginn Mai ´21) keine Fehlzeiten mehr geben dürfe. In der Inneren hieß es wohl erst keine Studientage, dann doch, dann gekürzt… Es war echt viel Hin- und Her =(

Nun zur Chirurgie selbst. Wie oben schon angedeutet – man ist hier auf die PJ’ler angewiesen. Ich persönlich finde es ja vom Konzept her grundsätzlich fehlerhaft, wenn eine Klinik ohne PJ-Studenten nicht zurechtkommt, aber naja.
Man rotiert durch die Stationen Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie und Notaufnahme. Wenn man zu zweit eingeteilt ist, kann man sich die Arbeit eigtl. sehr gut aufteilen und sich zwischen den OPs abwechseln. Bei uns war das leider nicht immer der Fall, weil der Corona-Jahrgang ja schon seit Februar weg war, sodass wir die ersten 10 Wochen manchmal allein eine Abteilung schaukeln mussten. Gerade in der Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie bedeutet dies gern mal einen ganzen Tag lang im OP zu stehen. Von uns Chirurgie-PJl‘ern wollte niemand in die Chirurgie und wir waren auch alle nicht sonderlich scharf darauf, viel Zeit im OP zu verbringen - darum kommt man hier aber schlicht nicht herum. Letztendlich war es im OP aber sehr angenehm. Ich hatte zu Beginn echt Schiss vor den klassischen Schikanierungen durch den Operateur; dies fand aber bei mir nie statt. Das gesamte OP-Team war immer super nett und freundlich. Ich wurde immer sehr gut angeleitet und je nach Operateur wurde auch unterschiedlich viel erklärt.

Allgemein- und Viszeralchirurgie: Dies war meine erste Rotation. Bis auf zwei Tage, die ich die Station schmeißen musste, weil eine Assistentin krank war, stand ich nur im OP. Nachdem ich meine anfängliche OP-Angst überwunden hatte, hat es mir hier aber am meisten Spaß gemacht. Ich war immer erste Assistenz, d.h. bei den laparoskopischen OPs habe ich die Kameraführung übernommen und ggf. noch ein Instrument gehalten. Frau Dr. Reinisch ist super und macht viel Darmchirurgie. Sie ist Chirurgin mit Leib und Seele und hat es fachlich echt drauf. Dr. König erklärt viel, möchte aber auch n bisschen was wissen. Wenn man in Anatomie nicht mehr ganz so fit ist (wie ich), ist es aber auch nicht schlimm. Dr. Anthuber eilt ja schon sein Ruf voraus – zu mir war er aber immer absolut korrekt! Er lebt für seinen Beruf und freut sich, wenn man auch ein bisschen Begeisterung zeigt, selbst wenn man nicht in die Chirurgie will. Er äußert sich öfters politisch inkorrekt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich immer seine Ansichten sind, oder ob er sich einfach darüber amüsiert, anzuecken. Die Assistenten sind alle nett, aber busy mit der Stationsarbeit und frustriert, weil sie zu wenig in den OP kommen.
Zwischenzeitlich war noch eine PJ’lerin im Haus, die im Ausland studiert hat und deren Papi wohl OA in der Inneren ist. Ich hatte mit ihr nur zwei Tage Overlap, aber da ist sie erstmal nicht wie abgesprochen in den OP gekommen, um mich abzulösen, sodass ich 8 h am Tisch stand und zwischendurch gerade mal aufs Klo konnte. Später hat sie dann wohl ihre Liebe zur Allgemeinchirurgie entdeckt und wurde massiv bevorzugt (es lebe die Vetternwirtschaft). Das ging so weit, dass andere PJ’ler, die schon steril am Tisch standen, abtreten mussten, damit sie mitoperieren konnte. Und das sogar, als sie eigentlich schon in eine andere Abteilung rotiert war. Die reguläre PJ’lerin, die nach mir in der Allgemeinchirurgie war, hatte daher nicht so eine tolle Zeit dort.

Notaufnahme: Meine zweite Rotation. Das Schichtsystem ist sehr angenehm. Man wird angehalten möglichst selbstständig zu arbeiten, die Ärzte sind aber immer für einen da. Durch die dritte Coronawelle hatten wir zeitweise leider nicht so viel zu tun.

Unfallchirurgie: Hier hätte ich sicher viel im OP sein können, war aber froh, dass ich mich auf Station nützlich machen konnte. Da sie zeitweise etwas knapp besetzt waren, konnte ich viel Arbeit abnehmen und die Ärzte waren mir auch sehr dankbar! Dreimal war ich im OP – hier war die Stimmung auch sehr nett und es wurde viel erklärt. Dem überwiegendem Rumgeschraube konnte ich trotzdem nicht so viel abgewinnen ;)

Gefäßchirurgie: Überwiegend weibliche Oberärztinnen und ein angenehm entspanntes Arbeitsklima: Hier muss man sich einfach wohl fühlen. Normalerweise steht man auch hier viel im OP, als ich dort war gab es aber gerade einen Coronaausbruch, sodass nur die nötigsten OPs stattfanden und es nicht zu viel zu tun gab.

Insgesamt hatte ich hier in Traunstein ein gutes Tertial und würde Chirurgie auch wieder hier absolvieren. Im Gegensatz zur Uniklinik sind die meisten Ärzte hier sehr bodenständig und man wird nicht von oben herab behandelt. Allerdings ist es auch nicht ganz so perfekt, wie man von einigen vorigen Bewertungen erwarten würde. Insgesamt fand ich es am Klinikum Traunstein nicht besser als an der LMU.
Schlussendlich noch eine ganz persönliche Bemerkung: Man sollte sich klar sein, dass man hier im konservativen CSU-Land ist. Ich habe Dinge gehört, die einfach nicht mehr zeitgemäß sind - hier aber anscheindend noch als normal durchgehen.
Bewerbung
PJ Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Mitoperieren
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2