PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Lahn-Dill-Klinikum Wetzlar (11/2019 bis 2/2020)

Station(en)
ACH & UCH
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Ich habe mein erstes Tertial in Wetzlar im Bereich Chirurgie absolviert. Ich wollte vorher und will auch jetzt kein Chirurg werden, trotzdem habe ich mir viel mehr erhofft. Mein Ziel war es in diesen 4 Monaten Chirurgie soviel mit zu nehmen wie es geht, da es meine letzte Möglichkeit sein wird. Ich habe mich schon darauf gefreut neues zu Lernen und mein Wissen zu erweitern.
In Wetzlar rotiert man durch die ACH (7Wo), UCH (7Wo) und 2 Wochen kann man es sich mehr oder weniger aussuchen (z.B. GCH, Anästhesie). Da ich der einzige PJler meines Jahrgangs bei den Chirurgen war sollte mir direkt man die 2 Wochen Wahl gestrichen werden damit ich auf den großen Stationen "unterstützen" kann. Ich hatte mich nun aber bereits vor Antritt des PJ gekümmert, dass ich 2 Wochen in die Anästhesie kann. Dies jedoch durch die Abteilungen zu boxen gelang nur mit Hilfe von Prof. Engel, dem Leiter der Anästhesie, welcher einer der wenigen ist dem die PJler scheinbar etwas bedeuten.
In den folgenden Ausführungen beschreibe ich, wenn ich von Berufsgruppen rede, die weite Mehrheit. Selbstverständlich gibt es überall auch "Lichtblicke" mit denen man gut arbeiten konnte.
Nun die Pro´s und Contra´s:

Allgemein Pro:
- das Essen ist wirklich gut in Wetzlr (traurig dass das der positivste Punkt ist)
- keine Pfliche WE Dienste zu machen
- die Fortbildungen die statt fanden waren meist gut und lehrreich

Allgemein Contra:
- es finden deutlich weniger Fortbildungen statt als angepriesen (z.B. keine einzige feste Chirurgische)
- es gibt keine Zuteilung wer für einen persönlich Verantwortlich ist, bzw. eine Art Mentor darstellt (ja es gibt in manchen Abteilungen "PJ Beauftragte" aber die sind dann übergreifend für die Organisation zuständig und nicht direkter Mentor des Einzelnen)
- die Pflege hat überhaupt keine Ahnung was man macht und was es bedeutet im praktischen Jahr zu sein (die meisten denken man ist wirklich nur für Blut abnhemen, Viggo legen und Verbände machen dort)
- es gibt für WE Dienste keinen Ausgleichstag in der Woche
- man ist und bleibt "der PJ" selbst wenn man wochenlang als einziger dort ist weiß vielleicht eine Hand voll Leute wie man heisst (man wird auch immer als PJ angefordert, man steht als PJ im System, es wird über einen nur als PJ gesprochen, sehr unbefriedigend und unpersönlich!)
- die Tätigkeiten beschränken sich auf Blutentnahmen (bis zu 25/ Tag, nie weniger als 14), Haken halten, Viggos legen und Verbände machen. Dazu kommen dann tolle Aufgaben wie ZVK ziehen, weil die Pflege nicht mal das hin bekommt. Das traurige daran ist dass das den Tag einnimmt, selbst wenn man echt zügig Blut abnimmt und Verbände macht. Wenn man am Tag in 2-3 OPs geplant ist, kann man froh sein das Blut zwischendurch zu schaffen. Es ist den Chirurgen auch vollkommen egal ob man eine Mittagspause hat oder Fortbildungen sind, Rücksicht gibt es nicht. Es gab Wochen wo ich nur 1x eine warme Mahlzeit mittags zu mir nehmen konnte weil ich die anderen Tage immer über die Kantinenzeit 11:30 - 14:00 Uhr im OP gebunden stand. In 4 Monaten hatte ich lediglich maximal 15 mal die Chance eine Fortbildung zu besuchen. Man lernt schon auf Station und im OP kaum was, aber dann auch noch auf die einzige Bildung verzichten zu müssen ist wirklich traurig.
- Lehre wird EXTREM klein geschrieben. Es besteht kaum Interesse jemandem anzubieten etwas zu lernen. Auf Nachfrage hat man dann hin und wieder Erfolg, aber es wird einem auch kein Freiraum geschaffen mal in den Frunktionseinheiten eigenständig etwas zu lernen (oder in der ZNA). Es wird nur erwartet dass man oben beschriebenes Tätigkeitenfeld erfüllt, Dank dafür gibt es selten. Ob man einen Anspruch auf Lehre hat und nicht nur als Knecht da ist, ist den meisten ziemlich egal, solange man funktioniert und der Laden läuft.

UCH Pro:
- am Wochenende und bei manchen Ärzten die Möglichkeit mehr zu machen als nur Haken zu halten

UCH Contra:
- Assistenz bei jeder Hüft- TEP, bedeutet: nichts sehen, nur Haken halten und bloß immer feste ziehen (für zieliche Leute sicher noch schlimmer als für mich)
- Blutentnahmen bei 60 - 90 % der stationären Patienten täglich (Indikation scheint nicht hinterfragt zu werden)
- neben OPs, Blut, Viggos und Verbänden gibt es kaum die Zeit mal in die Ambulanz zu gehen um echt was zu lernen. Es ist einfach eine Schande dass ich in 2 Monaten keine 10 mal die Zeit hatte in die Ambulanz zu gehen und was zu lernen. Ich habe, was für das praktische Exmane doch relevant ist, keine 5 Funktionsuntersuchungen der Extremitäten am Patienten durchgeführt.
- oft im OP nicht mal die Chance zu nähen/ irgendwas zu machen außer Haken zu halten

ACH Pro:
- Bezug Assistenzarzt - PJ entspannter
- etwas mehr Wertschätzung als in der UCH seitens der Assistenzärzte
- teils wirklich der Wille ab und an Lehre zu vermitteln (diverse Assistenz- und Oberärzte)
- bei OP Assistenz mit den richtigen Operaturen Mitwirken möglich, oft die Chance zu nähen
- angenehm im OP alles zu sehen, viele minimalinvasive OP´s in 3D wo man beim assistieren alles mit Verfolgen kann
- morgentliche Visite, hier besteht die Chance ein wenig praktische Fähigkeiten anzuwenden bei der abdominellen Untersuchung

ACH Contra:
- die Pflege ist schlimmer als in der UCH, man wird behandelt als wäre man der Handlanger der Abteilung (das ging so weit bis eine Schwester mal meinte ich könne ja mal die ganzen Schränke auffüllen, Sie würden das schließlich brauchen)
- Blutentnahmen bei 60 - 90 % der stationären Patienten täglich (Indikation scheint nicht hinterfragt zu werden)
- es wird gewünscht, dass man ein Zimmer betreut (2-3 Pat.), jedoch wird einem dafür überhaupt keine Zeit eingeräumt. Bei 3 Stunden Blutentnahmen und Viggos legen/ Tag, zwischendurch in den OP bis Feierabend, blieb meist überhaupt keine Zeit sich auch nur Ansatzweise mit den Patienten auf Station zu befassen.

Anästhesie Pro:
- Lichtblick in diesem Tertial, bin sehr nett aufgenommen worden. Jeder Arzt wollte einem etwas beibringen und war bemüht auf Fragen einzugehen. Es wurde auch viel Praktisches vermittelt und man durfte je nach Können viel selbst durchführen. Auch die Fortbildungen von Prof. Engel fanden regelmäßig statt und waren stets sehr lehrreich.
Bewerbung
über die Uni, wie überall
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
300,00

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
6
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.33