PJ-Tertial Gynäkologie in Klinikum Traunstein (7/2018 bis 9/2018)

Station(en)
4.1, 4.2, Kreißsaal, Brustzentrum
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
An sich kann ich ein Tertial in der Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Traunstein leider nicht empfehlen. Im Folgenden möchte ich euch darstellen, wie ich das Tertial dort erlebt habe. Natürlich ist das immer subjektiv. Ich möchte dennoch versuchen euch einen guten Überblick zu geben, aber auch manche Situationen genauer schildern.

Organisation im Haus: Am ersten Tag wurden alle PJler aller Abteilungen, die im Haus anfangen, gemeinsam begrüßt und es gab verschiedene kurze Einweisungen. Hier waren alle sehr freundlich und es war gut strukturiert. Jeder PJler bekam einen Spind und Kleidung sowie Namensschild. Nach verschiedenen organisatorischen Tätigkeiten ging es dann in die jeweilige Abteilung.
Als wir schließlich auf die Gyn-Station gingen, wurden wir von den Sekretärinnen kurz in Empfang genommen und jede PJlerin zu einem Arzt gebracht. Von den Ärzten wusste aber niemand, dass wir kamen. Es gab keine Einteilung für die PJler und auch keinen ärztlichen Ansprechpartner. Uns wurde ein Telefon ausgehändigt, damit wir immer erreichbar sind für Blutentnahmen und Nadellegen. Wir wurden explizit darauf hingewiesen, dass dies unsere Hauptaufgabe sei. Auch der Chef wusste nicht, dass wir zu seiner Abteilung gehörten als wir uns am 1. Tag bei ihm vorstellten.

Der Tagesablauf sah so aus: 7.30 Uhr Blutentnahmen auf beiden Stationen als Pflichtaufgabe für PJler. Diese mussten bis 8 Uhr erledigt sein. Auch wenn man alleine wäre. Wir waren zum Glück 3 PJlerinnen und zeitweise auch zu viert – an manchen Tagen sogar mehr PJler als Assistenzärzte. Daher ging es bis 8 Uhr ganz gut. Auf Visite durften wir in der Zeit NICHT mitgehen. Wollten wir mit auf Visite gehen, hätten wir früher kommen und die Blutentnahmen vorher erledigen müssen. Das habe ich auch ein paar Mal gemacht, aber auf Visite wurde mir meistens keine Beachtung geschenkt, sodass ich mir das frühere Aufstehen dann wieder gespart habe. Ausnahme: Eine sehr nette Assistenzärztin, die uns manchmal selbst hat Visite gehen lassen. Aber das auch nur bei 1-2 Patienten und nur wenn es zeitlich ging. Und das war selten der Fall, da die Assistentinnen selbst unter enormem Zeitdruck standen. Um 8 Uhr war Übergabe im Kreißsaal. Danach ging es entweder auf Station, in den OP, in den Kreißsaal oder ins Brustzentrum. Wir PJler hatten uns selbst eingeteilt und je nachdem wo wer dran war, ist man dann mitgelaufen. Um 15.30 Uhr war wieder Übergabe und um 16 Uhr konnten wir nach Hause gehen. Meistens sind wir pünktlich rausgekommen. Wenn man im OP stand, konnte es auch mal etwas länger werden.

Die Stimmung unter den Assistentinnen war sagbar schlecht! Unstimmigkeiten und Ellenbogen-Getue, welches auch noch vom Oberarzt angefeuert wurde. Zumindest habe ich selbst mitbekommen wie er im OP zu einer Assistentin gesagt hat: „Das müsst ihr unter einander ausmachen wer mit in den OP darf… da müsst ihr lernen euch gegeneinander durch zu setzten.“
Die schlechte Stimmung hat letztlich auch uns PJler getroffen. Wenn nichts zu tun war, haben wir immer irgendwelche Aufgaben bekommen wie u.a. Briefe schreiben – und zwar Briefe von vor 6 Monaten, die noch abgearbeitet werden mussten. Von Patientinnen, die wir nie gesehen hatten. Ewig hohe Stapel, die im Arztzimmer standen. Früher nach Hause gehen durften wir nicht! Wenn wir keine Briefe nachholen mussten, dann mussten wir Bögen zum Qualitätsmanagement ausfüllen. Eine von uns PJlern war den ganzen Tag mit Briefen beschäftigt, als eine Geburt kurz bevorstand. Sie meinte sie würde gerne mit zur Geburt gehen, aber die Assistenzärztin sagte: „Geburten siehst du noch genug. Du musst ärztliche Tätigkeiten durchführen.“ Und so durfte sie nicht mit zur Geburt gehen. (Diese Situation ist zwar nicht mir passiert, aber da ich sie so direkt miterlebt habe und absolut unmöglich finde, möchte ich sie hier dennoch aufführen.)
Insgesamt waren auch die Oberärzte nicht sehr erklärungsfreudig. Es gab nur ein paar wenige Oberärzte, die uns ab und zu etwas erklärten. Aber auch hier lag es vermutlich daran wie gestresst die OÄ waren. Da blieb keine Zeit für Erklärungen o.ä. Ein OA hat uns einmal eine Abrasio unter Aufsicht durchführen lassen. Mein Highlight in diesem Tertial!! Andere Oberärzte dagegen waren sehr unmotiviert. Die Oberärztin der Geburtshilfe hat uns das gesamte Tertial nicht eines Blickes gewürdigt, weder morgens beim Begrüßen noch während der Übergabe oder bei Visite. Sogar am letzten Tag bei der Verabschiedung bekamen wir nicht einmal ein „Auf Wiedersehen.“ Sehr positiv hingegen war der Kontakt zur Pflege, vor allem auf der gynökologischen Station waren alle Schwestern/Pfleger super nett und immer hilfsbereit!! Der Kontakt mit den Hebammen hingegen gestaltete sich sehr unterschiedlich je nach Person, aber insgesamt eher schwierig.

Ich habe oft aktiv gefragt, ob ich praktische Tätigkeiten durchführen darf. Sowohl in der Ambulanz als auch im OP. Dies war aber leider nur selten möglich. Insgesamt habe ich extrem wenig Praxis gelernt, sei es bei der gynäkologischen Untersuchung oder im OP. Beispielsweise habe ich bei einer Sectio gefragt, ob ich die Hautnaht machen dürfte. Die OÄ meinte jedoch „Nein, es ist besser, wenn das die Assistenzärztin macht.“ Das fand ich sehr schade. Im OP gab es mehrere Situationen, die mich sehr geärgert haben. So haben auch die OP-Schwestern – mit denen ich mich an sich sehr gut verstanden habe – immer versucht uns als Arbeitskraft zu nutzen. Beim Lagern helfen fand ich immer in Ordnung und selbstverständlich. Leider ging es aber teilweise soweit, dass ich den ganzen Tag nur im OP stand und beim Lagern geholfen habe, mir aber gleichzeitig nichts erklärt oder gezeigt wurde, geschweige denn ich etwas selbst tun durfte. Einmal wurde ich gebeten, dass ich als Springer fungieren könnte, damit eine Pflegekraft Pause machen konnte. Da habe ich zugestimmt, weil es an dem Tag ein sehr straffer Zeitplan war. Doch dann kam die Pflegekraft, die ich eigentlich vertreten sollte, direkt zurück und eine andere Schwester hat die Chance direkt genutzt und meinte „Super dann geh ich kurz runter.“ Und weg war sie - offensichtlich ein Raucher-Päuschen machen, während ich weiter Springer war. Ich konnte in dem kurzen Moment leider nichts erwidern und von ärztlicher Seite wurde ich leider auch nicht verteidigt, wie ich das aus meinen anderen Tertialen sehr wohl kannte. Ich fand diese Aktion jedoch absolut nicht in Ordnung.

Eine ebenfalls beliebte PJler Aufgabe waren Dienstbotengänge, v.a. das Sono-Gerät vom Kreißsaal - in die Ambulanz – in den ambulanten OP – auf die Wochenstation – und zurückschieben. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich damit verbracht habe, das Sono-Gerät durchs Haus zu fahren.
Mittagessen war ich oft nicht - vor allem anfangs, als ich mich noch sehr bemüht zeigen wollte. Wenn man im OP war (auch im ambulanten OP-Saal) gab es sowieso keine Mittagspause. Am Ende des Tertials sind wir öfter einfach gegangen, wenn es irgendwie ging.

Die PJ-Fortbildungen fanden regelmäßig statt. Vor allem die der Anästhesie waren sehr gut! Bei den anderen war ich leider nie, da zur selben Zeit immer die Übergabe in der Gyn stattfand. Auch die Gyn-Fortbildungen fanden wieder regelmäßig statt und waren gut.

Alles in allem: Ein Tertial in der Gynäkologie in Traunstein kann ich leider wirklich nicht empfehlen. Das Hauptproblem ist denke ich, dass die Lehre einfach nicht eingeplant ist. PJler sind einfach nicht eingeplant. Niemand rechnet mit uns (außer für Blutentnahmen) oder interessiert sich dafür, dass wir hier etwas lernen. Am Ende gab es ein paar wenige Assistentinnen, die sich bemüht haben - im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten. Das Krankenhaus an sich und die Gegend sind wunderschön und ich hatte einen tollen Sommer - v.a. mit den anderen PJlern. Leider gibt es seit kurzem das Wohnheim für die PJler nicht mehr. Diese werden jetzt im Personalwohnheim in Appartements untergebracht. Zur neuen Wohnsituation kann ich also leider nichts sagen.
Kurzum: Wer in der Gynäkologie wirklich etwas lernen will ist hier sicher falsch. Vielleicht besser Innere Medizin oder Anästhesie hier machen 😉
Bewerbung
Ãœber LMU
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Repetitorien
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
5
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 3.67