PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (7/2018 bis 10/2018)

Station(en)
Allgemein- und Unfallchirurgie, Zentrale Notaufnahme
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Allgemein:
Mit 7 PJlern ( + zeitweise Famulanten) in der Chirurgie waren wir wirklich gut besetzt.
Das "Wohnheim", ist ein kleines Hochhaus in der Nähe der Klinik (ca. 5 Gehminuten), in dem das Krankenhaus einige Wohnungen angemietet hat. Dort wohnte man in kleinen WGs (3-4 Personen) mit eigenenm Bad, Klo und Küche. Die Zimmer waren zweckmäßig mit einem Schrank, Bett und Schreibtisch eingerichtet. Internet gab es nicht, dafür jedoch einen Fernseher mit dem man zumindest die öffentlich -rechtlichen Programme empfangen konnte. Bis auf ein paar kleinere Mängel waren die Wohnungen für die 16 Wochen völlig ausreichend und im Großen und Ganzen auch sauber.
Das Essen in der Kantine war nicht das Beste, aber essbar (Wobei hier die Meinungen der Belegsschaft und der PJler sehr weit auseinander gingen).
Die Stadt bietet für jede Wetterlage Beschaftigungsmöglichkeiten. Sehenswert ist vor allem das Klima- und das Auswandererhaus, auch bieten sich Bootsfahrten z.B. zu den Seehundbänken oder dem Hafen an. Es gibt einen kleinen Zoo, Kinos und ein Einkaufszentrum. Die Nordsee ist allerdings einige Kilometer (25km bis Wremen, 50km bis Cuxhaven) entfernt, wodurch man ohne Auto nach der Arbeit eigentlich nur ins örtliche Schwimmbad gehen konnte. Fahrräder für längere Touren konnte man sich in Bremerhav en fast an jeder Ecke ausleihen.

Zum Krankenhaus:
Da die Stationen sehr unterschiedlich waren möchte ich sie hier einzeln aufzählen.
Der Kontakt mit der Pflege war durchweg positiv. Man konnte jederzeit nachfragen, wenn man Hilfe brauchte oder mal wieder irgendetwas suchte.

1. ZNA:
Was durfte man alles?
- Blut abnehmen, Nadel legen
- zusammen mit den Schwestern Verbände und Gips anlegen
- Patienten untersuchen
- Wunden nähen und versorgen
- auch bei anderen Fachrichtungen mitlaufen und helfen, wenn es da gerade etwas Interessantes zu sehen gab
Wenn der chirurgische Oberarzt der Noraufnahme da war, nahm sich dieser in ruhigeren Minuten oft Zeit uns Untersuchungsmethoden, Bildgebung und häufige Krankheitsbilder zu erklären und sie mit uns durchzusprechen. Auch hatten wir bei ihm die Möglichkeit Patienten alleine vorzuuntersuchen und uns zu überlegen, was wir für Diagnostik und weiteres Prozedere für sinnvoll erachten und das dann mit ihm zu besprechen. Da durch die Urlaubszeit gelegentlich aber auch nur Assisstenzärzte verteten waren, kam es sehr stark auf die jeweilige Person an, was man machen durfte. Die meisten ließen einen die oben aufgeführten Punkte selbst durchführen, bei einzelnen, vor allem neuen Kollegen, stand man allerdings auch nur daneben, sah zu und lief hinterher. Alles in allem aber eine Station, auf der man wirklich viel selbst tun und lernen konnte.

2. Allgemeinchirurgie:
Hier war man wochenweise entweder für den OP oder die Station eingeteilt. (Gab es gerade mal keine OP oder hatte man etwas Zeit, half man natürlich auch auf Station aus). Das Klima zwischen Ärzten und Pflegepersonal war gut und man hatte das Gefühl, dass alle an einem Strang zogen.
Das Ärzte-Team war hier ebenfalls so eingeteilt, dass immer ein Arzt auf Station und der Rest auf Sprechstunden und OP aufgeteilt war, wodurch man bei Fragen immer einen Ansprechpartner hatte.
Die Aufgaben der PJler bestanden vor allem in Blutentnahmen, pVK legen, Verbände wechseln und Hakenhalten, wobei die Ärzte allerdings alle mithalfen. Patientenaufnahmen und die eigene Betreuung einzelner Patienten gab es wenig, dafür nahm sich aber einer der Assistenzärzte regelmäßig Zeit für eine "Studentenvisite", bei der er uns die Krankheitsbilder und das therapeutische Vorgehen am Patientenbett erklärte. Im OP war man überwiegend nur zum Hakenhalten da, durfte aber gelegentlich auch mal eine Naht setzen. Außerdem war es kein Problem vom Tisch wegzutreten, wenn man einfach nicht mehr konnte und es wurde darauf geachtet, dass man regelmäßig zum Mittagessen kam. Gab es mal irgendwo (Notaufnahme, OP) etwas Interessantes zu sehen, wurde man auch mit Nachdruck dort hingeschickt, auch wenn noch ein wenig Arbeit auf Station dabei liegen blieb.

3. Unfallchirurgie
Leider kann ich hier nicht viel positives sagen, auch wenn ich weiß, dass der Hauptanteil meiner Kritik dem Personalmangel der Station geschuldet ist.
Mal abgesehen von einer Stationsärztin (mittlerweile Oberärztin) sah man uns dort eher als billiger Ersatz für die fehlenden Ärzte. So kam es, dass wir ohne Einarbeitung von Anfang an oft den gesamten Vormittag auf Station verbrachten, dort Blut abnahmen, Nadeln legten, Briefe schrieben und Verbände wechselten ohne je einen Arzt zu sehen. Hatte man Fragen, versuchte man diese so gut es ging mit der Pflege zu besprechen oder irgendwann mit einem Arzt zu lösen,wenn dieser sich dann mal blicken ließ. Oft konnte man trotz dringender Probleme keinen Arzt erreichen, auch telefonisch nicht, stand der doch bei einer wichtigen Operation. Falls man doch mal einen fand, war dieser nicht zuständig, kannte den Patienten auch nicht und wollte sich darum auch nicht unbedingt festlegen.
Das Klima zwischen Ärzten und Pflege war dementsprechend angespannt, was man gelegentlich auch an uns ausließ.
Umgekehrt stand man selbst als erster Assistent den ganzen Tag im OP, während der Arzt alleine auf Station war. Bei den Operationen konnte man dem Operateur wenigstens ein paar Fragen stellen und so doch ein bisschen lernen (wenn dieser nicht gerade schlecht gelaunt oder gestresst war). Wie viel man Nähen oder sonst noch bei den OPs machen durfte hing stark vom Operateur und dessen Laune ab.
In meinen 6 Wochen dort hatte ich genau eine Kurvenvisite mit besagter Ärztin, die sich auch mal die Zeit nahm und mehr zu erklären und uns prüfungsrelevante Fragen zu stellen oder mit uns radiologische Untersuchungen befundete.
Ansonsten hatte man doch sehr den Eindruck, dass die Assistenten die Stationsarbeit als "Strafdienst" ansahen und die unliebsame Arbeit an uns abgaben. Hin und wieder kam es auch vor, dass wir PJler uns wegen Fragen auf die Suche nach einem Arzt machten und diesen dann beim gemütlichen Kaffeetrinken fanden.
Je weniger Personal da war (Urlaubszeit, Krankheit), desto häufiger kam es auch vor, dass wir kurz vor Feierabend noch als einziger Assistent für Operationen eingeteilt wurden, wodurch man eben nicht pünktlich nach Hause konnte. Immerhin konnte man die Überstunden sammeln und dafür einige Tage frei nehmen.
PJler, die komplett selbstständig arbeiten wollen, sind hier also genau richtig, jedem , der etwas lernen will, rate ich aber von dieser Station ab.

Alles in allem vertrat man die Ansicht, dass man sich als Student selbst um seine LEhre bemphen muss und man gewisse Pflichten zu erfüllen hat. Dem möchte ich hier auch gar nicht widersprechen, allerdings finde ich, dass man es sich gerade als LEHRkrankenhaus nich ganz so leicht machen und den Studenten auch etwas bieten sollte.

Als zusätzliches Angebot konnte man auch mal für 1-2 Wochen in die Anästhesie reinschnuppern und in Rücksprache auch in andere operative Fächer (HNO, Neurochirurgie).


Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Mitoperieren
Blut abnehmen
Braunülen legen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
400€/Monat

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.47