PJ-Tertial Neurologie in Neurologische Akutklinik Bad Zwesten (3/2018 bis 7/2018)

Station(en)
Neurologische Akutklinik
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Aachen
Kommentar
Wusstest du, dass du in der Lage bestimmt, selbständig Patienten aufzunehmen, zu betreuen, zu visitieren, Anordnungen zu treffen und zu entscheiden, ob dein Schlaganfall-Patient lysiert werden soll? Ich auch nicht - aber es geht!
Um mein Fazit vorwegzunehmen: das neurologische Tertial in Bad Zwesten hat sich wirklich gelohnt und meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. In dieser Zeit habe ich Patienten gesehen und selber behandelt, die fast das komplette Spektrum neurologischer Erkrankungen repräsentierten: von Kopfschmerzen, Schwindel, Epilepsie, PNP, Parkinson, Demenz und MS bis hin zu ALS, Cerebellären- sowie Querschnittssyndromen....nicht zu verschweigen psychosomatische Störungen.
Ich habe auch viele Patientin mit Krankheitsbildern gesehen, die eigentlich hätten ambulant behandelt werden können, was das Spektrum zusätzlich erweiterte. Dann musste eben der Entlassbrief etwas kreativer gestaltet werden, um den MDK gnädig zu stimmen. Für meine Ausbildung war es aber von Vorteil auch Patientin mit Bandscheibenvorfällen, peripheren Nervenläsionen oder Schwindel seit zig Jahren zu sehen.
Nebenbei konnte ich auch mein Wissen aus der Inneren Medizin anwenden: Da es neben psychiatrischen, psychosomatischen und Reha-Stationen keine weiteren im Hause gibt, können ergo auch keine Konsile gestellt werden (gut, es gibt eine Internistin im Haus). So kommt es, dass man auch eine arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Elektrolytentgleisungen und den als Schlaganfall angekündigten Patienten mit Sepsis oder hypertensiven Notfall neu einstellen bzw. behandeln kann.

Auf Station angekommen, wurde ich in die Kunst des Arztbrief-Diktierens, Verordnungen-Treffens und Zettel-Sortierens (die Digitalisierung steckt hier eher noch in den Kinderschuhen) eingeweiht. Wirklich alle Ärzte und (fast) alle Schwestern sind sehr freundlich, hilfsbereit und respektvoll den Studenten gegenüber. Ich fühlte mich schnell ins Team integriert und wie für kleine Krankenhäuser üblich herrschte eine fast schon familiäre Atmosphäre.
Der Oberarzt war mein fester Ansprechpartner, hat mit mir zusammen die Patienten betreut, Tipps bei Visite gegeben, mich in die Tiefen (oder Abgründe?) des deutschen Gesundheitswesen eingeweiht und ging jederzeit auf Fragen und Bedenken ein. Ich denke, das ist ziemlich einmalig in deutschen Krankenhäusern.

Über den Tagesablauf ist ja bereits hinreichend berichtet wurden: Arbeitsbeginn ist um ca. 7.30 Uhr mit Blutentnahmen (hält sich aber mit 2-3 Blutentnahmen pro PJler eher in Grenzen), Übergabe des Nachtdienstes um exakt 8.05 Uhr, direkt im Anschluss Übergabe auf der Stroke-Unit garniert mit Fragen des Oberarztes, die niemand beantworten kann (Was kam denn in der STICH-II raus? ATTACH-II? Dutch TIA trial? DUAL PCI trial? IST-3?) und zu anregenden pathophysiologischen Überlegungen von Schlaganfällen. Danach werden um 8.45 CT und MRT-Bilder angeschaut, wo man auch mit seinem neuroanatomischen Wissen brillieren kann - oder eben auch nicht. Anschließend geht's auf Visite, wo du - wie gesagt - deine eigenen Patientin visitierst, nachdem du es geschafft hast, deinen Fall dem Oberarzt einigermaßen konsistent zu präsentieren. Jetzt begibst du dich souverän ins Patientengespräch. Zu Beginn des Tertials hat mich meine Souveränität noch oft verlassen, sodass ich ratlose und hilfesuchende Blicke in Richtung des in der Ecke des Zimmers sitzenden, sich als Wandvertäfelung verstehenden Oberarztes richten musste. Zu Fällen unterlassener Hilfeleistung kam es aber nie. Im Laufe des Tertials musste ich seine Dienste aber immer seltener in Anspruch nehmen.
Nach der Visite hast du Zeit, neue Patienten aufzunehmen, zwischendurch Braunülen zu legen, an deinen Arztbriefen zu feilen, Untersuchungsergebnisse anzuschauen, EKGs auszuwerten oder auch die ein oder andere Lumbalpunktion vorzunehmen (da ich mich an Platons Weisheit - "Wenn Du nicht weißt, was Du tun sollst, tue nichts" - halte, habe ich nur selten die Indikation einer LP gestellt und nur vier im Tertial durchgeführt).
Zwischen 11.30 und 12.30 ist dann Zeit zum Mittagessen - nicht die ganze Stunde, versteht sich.
Danach habe ich mit dem weiter gemacht, womit ich vor dem Mittagessen aufgehört habe, führte das ein oder andere Angehörigen-Gespräch, diktierte endgültige Entlassberichte und recherchierte, um meine Patienten leitliniengerecht behandeln zu können. Ich habe für die Zeit uptodate abonniert, was ich sehr empfehlen kann. So konnte ich mache Diagnose und Differentialdiagnose stellen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Zur Vorbereitung auf das Tertial empfehle ich übrigens das Mediscript Kurzlehrbuch Neurologie und natürlich neuroanatomische Grundkenntnisse. Damit bin ich jedenfalls sehr gut ausgekommen.
Im Schnitt habe ich 3-5 Patienten betreut bei 1-2 Neuaufnahmen pro Tag. Die Dosis kann nach eigenem Ermessen in den gewünschten Zielbereich gesteigert werden. Begonnen habe ich damit, Patienten mit Bandscheibenvorfällen zu behandeln. So konnte ich schon mal daran üben, das WHO-Schema in die Praxis umzusetzen. Im Verlauf des Tertial kamen komplexere "Fälle" hinzu.

Fortbildungen gab es im Prinzip durch die Besprechungen täglich to go und formal zwei Mal wöchentlich.

Unterkünfte werden kostenlos gestellt. Zu Fuß ist das Krankenhaus innerhalb von 10min zu erreichen. Leider habe ich mit 11m² die kleinste "Wohnung" erwischt. Es gibt aber auch noch eine größere mit ca. 20m².

Wenn man das Landleben gewohnt ist, kommt man auch mit dem Freizeitangebot gut aus. Ich bin viel Rennrad gefahren v.a. im Kellerwald - der übrigens dank seiner naturbelassenen reinen Buchenwälder Weltnaturerbe ist - und in Richtung des Edersees. Es gibt auch viele Bergbauseen in der Nähe. Für die kühleren Tage eignet sich das Hallenbad in der Hardtwaldklinik, in dem fast täglich von 19.00 bis 21.00, Personalschwimmen angeboten wird. Ansonsten kann man sich auch in den Kurpark setzen und sich während der Balzzeit von testosterongesteurten Schwänen attackieren lassen.

Alles in allem war die Zeit in Bad Zwesten sehr lehrreich und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich denke, es war eine sehr gute primäre Stressprophylaxe, wie ein Assistenzarzt mit reduzierter Patientenzahl zu arbeiten, um nach der Approbation als Berufsanfänger nicht völlig überfordert zu sein.

Bewerbung
Bewerbung über PJ-Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Bildgebung
Prüfungsvorbereitung
Fallbesprechung
Repetitorien
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
EKGs
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Rehas anmelden
Eigene Patienten betreuen
Punktionen
Briefe schreiben
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
415

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07