PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinikum Bogenhausen (6/2016 bis 10/2016)

Station(en)
12, 13, 15
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Die goldenen Zeiten für PJler in der Chirurgie in Bogenhausen sind leider vorbei, was man nicht zuletzt daran merkt, dass nur noch 1-3 Studenten dort pro Tertial "freiwillig" anfangen (statt wie früher ca 8-10).

Dadurch, dass zuletzt nur noch so wenige Studenten dort sind, kann man sich darauf einstellen, häufig in den OP gerufen zu werden. Dies mag man je nach Interessenlage positiv oder negativ sehen, wobei man hier hauptsächlich als unbezahlter Hakenhalter (gerne auch mal 5-6 Stunden am Stück oder bis 19 Uhr) gebraucht wird und Teaching je nach Operateur relativ selten vorkommt. Dinge selber machen wie z.B. zunähen war sowohl bei mir als auch bei den anderen PJlern während meiner Zeit äußerst selten möglich. Selbst den (zu Beginn) motiviertesten Studenten kam irgendwann die Freude am OP abhanden, was meiner Meinung nach vor allem an der mangelnden Wertschätzung der Studenten liegt.
Zusätzlich zum Hakenhalten wird natürlich noch erwartet, dass man die Blutabnahmen und Verbandswechsel (zeigt einem natürlich keiner, höchstens noch der PJler oder Famulant, wenn man ihn nett fragt) seiner Station erledigt. Außerdem muss dies natürlich auch auf den anderen Stationen erledigt werden sofern dort kein PJler eingeteilt ist oder dieser im OP ist. Früher gehen war relativ selten möglich (nur dann, wenn man um den OP rum gekommen ist und es geschafft hat sowohl auf seiner als auch auf den anderen Stationen alle Aufgaben sowie die Aufnahmen zu erledigen und teilweise auch noch Briefe zu schreiben).

Leider färbte insgesamt relativ schnell die negative Stimmung (auch einiger Ärzte dort) auf uns PJler über und der Spaß, den man sonst in anderen Fachbereichen wenigstens teilweise hatte, blieb auf der Strecke. Dementsprechend demotiviert waren selbst nach wenigen Tagen die neu anfangenden PJler und jeder war froh, wenn er/sie von der Viszeralchirurgie auf eine andere Station rotieren konnte.

Einige positive Dinge gab es dann doch:
- man ist „nur“ zwei Rotationen (je 4 Wochen) fest in der Viszeralchirurgie eingeteilt, die weiteren können dann gewählt werden, bspw. Präklinik, Unfallchirurgie, Neurochirurgie und die sehr beliebte plastische Chirurgie. Außerdem sind teilweise auch fachfremde Rotationen in die Radiologie oder Urologie nach Rücksprache möglich.
- hin und wieder findet eine Fortbildung statt (wobei sie während meiner Zeit häufiger ausfiel als stattfand)
- es gibt niemand, der wirklich schlimm unfreundlich ist, wobei unterschwellig halt häufig krasses hierarchisches Denken da ist (hier ist man nun mal der kleinste Fisch im Teich)

Besonders negativ fand ich, dass man teilweise alleine ohne Arzt auf Station war und dann, wenn Patienten klinisch schlecht werden als PJ-Student in Situationen kommen kann, für die man (auch juristisch) keine Verantwortung übernehmen kann. Gerade auch hinsichtlich der Versorgung der Patienten und dem eigentlichen Sinn des praktischen Jahres, etwas zu lernen (und nicht gratis Arbeit abzunehmen) ist das äußerst kritisch zu sehen.

Menschlich hat mich das Team dort zutiefst enttäuscht, als sie einer Kommilitonin, die zu Hause zwei Kinder versorgen musste, Steine in den Weg gelegt haben und es ihr nicht ermöglicht haben, früher zu gehen, um diese aus dem Kindergarten abzuholen. Dies is für mich einfach komplett indiskutabel und durch nichts zu rechtfertigen, erst recht nicht bei einer UNBEZAHLTEN Praktikantin!

Der Tagesablauf in Kürze:
Beginn um 7:15 fertig umgezogen auf Station zur OA- bzw. CA-Visite. Nach Visite und Morgenbesprechung (7:45) kurzes Frühstück mit den Mitstudenten und freie Einteilung, wer in welchen OP möchte, wobei nach wenige Tagen alle Studenten so demotiviert und desillusioniert waren, dass es eher hieß "wer würde sich erbarmen". (Das Frühstück wurde außerdem nicht gerne gesehen. Während meiner Zeit dort gab es dann eine offizielle Email der PJ-Verantwortlichen, dass das Frühstück nur „geduldet“ sei und wir eigentlich gefälligst arbeiten sollten). Anschließend Stationsarbeit (hauptsächlich BEs, Verbandswechsel und Aufnahmen) bzw. Hakenhalten im OP.
Mittagspause sollte zwischendrin ca. 45 Minuten genommen werden (wenn man nicht im OP war, war es meistens möglich. Im OP musste man halt nach einer Ablöse suchen, was mit abnehmender Anzahl an PJlern immer schwieriger wurde..)
15:30 Röntgenbesprechung, anschließend nochmal auf Station und einige übrig gebliebenen Dinge erledigen und _offiziell_ um 16 Uhr Dienstschluss, wobei dies zumeist schon möglich war, wenn man sich selbst darum gekümmert hat bzw. nicht im OP stand bzw. dann einfach gegangen ist.

Retrospektiv würde ich das PJ in der Chirurgie in Bogenhausen nicht empfehlen (fällt im Gegensatz zu anderen Fachrichtungen wie z.B. der Inneren Medizin dort deutlich ab). Es war insgesamt das schlechteste und enttäuschendste meines praktischen Jahres.

Insgesamt hat es eine der jungen Assistenzärztinnen passend zusammen gefasst, als sie während eines Mittagessens zu uns PJlern meinte: "Ihr lernt hier nichts und macht nur die Depperlnarbeiten“.

PS: falls es sich noch nicht rum gesprochen hat - ja der freie Tag wurde gestrichen und man ist inzwischen sehr sehr restriktiv bezüglich der Arbeitszeiten geworden
Bewerbung
über meditum
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Rehas anmelden
Untersuchungen anmelden
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
5
Freizeit
5
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.2