Ich habe unter anderem die Notaufnahme gewählt, weil ich zuvor viele positive Erfahrungsberichte online gelesen hatte. In der Realität hat sich jedoch vieles verändert, sobald man tatsächlich vor Ort ist.
Das frühere flexible System, das den Studierenden große Freiheit bei der Zeiteinteilung ließ, existiert inzwischen nicht mehr. Angeblich hatten einige frühere PJ-Studierende dieses System ausgenutzt und ihre Anwesenheitszeiten nicht eingehalten.
Die ärztliche Leitung war leider enttäuschend: distanziert, arrogant und mit einem gewissen „Gottkomplex“ – genau das, was man in der Lehre vermeiden möchte. Grundsätzlich herrscht gegenüber PJ-Studierenden eine eher ablehnende Haltung, und es entsteht der Eindruck, dass man sie in der Abteilung möglichst vermeiden möchte. Diese Einstellung spiegelt sich auch im täglichen Umgang wider, zumindest mit den Oberärzten.
Die Arbeit selbst ist durchwachsen. Wie bereits in älteren Berichten erwähnt, macht man nur selten BEs. Dafür gibt es immer wieder anstrengende Patientinnen und Patienten, die den Arbeitstag durchaus fordernd machen. Zwischendurch kommen auch interessantere Fälle im Schockraum vor, doch der Alltag besteht auch zu einem großen Teil aus Routineaufgaben und administrativer Arbeit: Vitalwerte erfassen, Aufnahmedaten eintragen, Verlaufsdokumentation oder telefonische Organisation.
Rückblickend würde ich die Notaufnahme jedenfalls nicht noch einmal wählen. Sie ist längst nicht mehr so, wie sie früher einmal beschrieben wurde. Auf den normalen Stationen hat man teilweise ein entspannteres Arbeitsumfeld und zugleich lehrreichere Erfahrungen.
Essen / Vergütung:
An der Charité erhalten PJ-Studierende keine Vergütung, sondern Essensmarken im Wert von 7 Euro pro Tag. Immerhin steht kostenloser Kaffee zur Verfügung.