PJ-Tertial Orthopädie in Kantonspital Baselland (9/2025 bis 11/2025)

Station(en)
Orthopädie Schulter, Hüfte, Wirbelsäule
Einsatzbereiche
Station, OP, Diagnostik
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Bewertung als PJler am Kantonsspital Baselland, Bruderholz
Schon der Start hatte etwas von „Orthopädie-Disneyland“:
Ich bekam eine Willkommens-Tüte mit Willkommensschreiben, Badge, Dienst-iPhone und eigenem Diktiergerät. Als deutscher PJler war ich erstmal bass erstaunt, dass man hier offenbar davon ausgeht, dass ich ein vollwertiger Mensch bin und nicht nur ein wandelnder Kugelschreiber.

Der Tag beginnt offiziell um 06:45 Uhr. Alles, was man vor 07:00 Uhr da ist, zählt natürlich nicht als Überstunden – das ist dann wohl „orthopädische Freizeit“.
Je nach Team liest man sich morgens in „seine“ Patienten ein und checkt, was es Neues gibt.
Um 07:00 Uhr ist dann Morgenrapport mit einer ca. 5-minütigen Fortbildung für die Assistenzärzte. Danach werden alle neuen Patienten und die Post-OP-Bilder vom Vortag besprochen.
Anschließend geht’s mit dem Team auf Visite – Hauptaufgabe des PJlers:
Verbandwagen holen
Dokumentation der Visite übernehmen
Montags gibt’s noch eine längere Fortbildung, deren Qualität, Quantität und Relevanz für das PJler-Leben ungefähr so gut vorhersagbar ist wie das Schweizer Wetter.
Die Woche ist aufgeteilt in OP-Tage und Sprechstunden-Tage.

OP-Tag:
Nach der „abgefrühstückten“ Visite geht’s in den OP. Die Hauptaufgabe:
Haken halten
Zuschauen
Ich durfte auch ein paar Mal nähen, aber das war eher die Ausnahme.
Während der Operationen wird leider kaum bis gar nichts erklärt – viele Ärzte sind selber noch sehr jung und brauchen eher selbst Anleitung, als dass sie welche geben.
Der Operationssaal hat einen gewissen 60er-Jahre-Charme – architektonisch also definitiv ein Erlebnis.
Positiv: Die Wahrscheinlichkeit, dort angebrüllt oder „angemault“ zu werden, wenn man beim Einwaschen etwas falsch macht, ist sehr gering. OP-Team und Pflege sind wirklich sehr nett.
Mittagspause im OP ist eher ein theoretisches Konstrukt und findet selten statt – das zehrt mit der Zeit tatsächlich an den Kräften.
Die OP-Tage enden meistens so gegen 17:00–18:00 Uhr (je nach Team), weil ja noch Post-OP-Visite gemacht wird.
Offiziell geht der Dienst des PJlers laut Stundenzettel aber nur bis 15:30 Uhr. Man muss sich irgendwann trauen zu fragen, ob man gehen darf – ansonsten sitzt man einfach neben den AÄ und bestaunt ihre Fähigkeit, Bericht um Bericht um Bericht zu diktieren. Auch in der Schweiz wächst die medizinische Bürokratie munter weiter.....

In der Sprechstunde sieht es ganz anders aus:
Hier kommen die Patienten:
postoperativ oder nach Zuweisung
Als PJler darf man hier viele Patienten selbst übernehmen.
Ablauf typischer Fall:
1. Gemeinsam mit AA oder OA Bilder anschauen
2. Patienten untersuchen
3. Ergebnisse und weiteres Prozedere mit dem OA besprechen (der schaut den Patienten ggf. auch noch selbst an)
4. Sprechstundenbericht diktieren
5. Nächster Patient
Für mich war die Sprechstunde sehr lehrreich:
viele verschiedene Krankheitsbilder
selbst untersuchen
Entscheidungen nachvollziehen
und ganz nebenbei lernt man, sich im Bürokratie-Wahnsinn aus Zuweisungen, Reha-Anträgen und Berichten etwas besser zurechtzufinden.
Hier endete der Tag meist so zwischen 16:00 und 16:30 Uhr – also fast schon „früh“ im Vergleich zum OP.

Die grossen Pluspunkte des Kantonsspitals Bruderholz:
Gehalt als PJler: sehr attraktiv im Vergleich zu Deutschland
Personalwohnung: praktisch und bezahlbar
E-Bikes vom Krankenhaus: frei verfügbar – damit kann man bequem auch mal zum Einkaufen nach Deutschland fahren
Team: wirklich super nett – von Chefarzt über OÄ bis AÄ ist man per du

Klingt nach PJ-Paradies – wäre da nicht die Sache mit der Arbeitszeit:
Sehr lange Tage, vor allem im OP
Viel Zeit mit Rumsitzen und AÄ beim Berichte-Schreiben zuschauen
Kaum Freizeit, um Basel oder das Umland wirklich kennenzulernen
Alle 2 Wochen hat man als UA einen Wochenenddienst mit dem diensthabenden AA, bei dem ca. 40 Patienten visitiert werden
Diese Tage werden zwar kompensiert, aber meist an einem zufälligen Mittwoch oder ähnlich – für Ausflüge ins Umland eher unpraktisch
In meinem konkreten Fall habe ich in ca. 2 Monaten rund 40 Überstunden gesammelt. Die werden nicht ausbezahlt, man muss sie abfeiern, sodass ich am Ende eine Woche früher frei hatte.

Ich denke, das Kantonsspital Baselland, Bruderholz ist ein gutes Haus für ein PJ, wenn man sich wirklich für Orthopädie interessiert und bereit ist, viel Zeit im Krankenhaus zu verbringen
Man bekommt:
ein nettes, junges Team
viele Patienten
gute Einblicke in OP und Sprechstunde
solide Bezahlung & gute Infrastruktur

Aber:
Teaching ist eher mau
Erklärung im OP findet kaum statt
Arbeitszeiten sind lang
Freizeit, um Basel und Umgebung zu entdecken, ist sehr begrenzt
Bewerbung
2 Jahre vorher oder 1 Monat vorher
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Nahtkurs
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Briefe schreiben
Rehas anmelden
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
1800
Gebühren in EUR
400 Franken Miete + einmalig 200 Franken Reinigungsgebühren, Mittagessen ca. 15 - 25 Franken

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
5
Betreuung
3
Freizeit
5
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.33