Das Chirurgie-Tertial an der Universitätsklinik ist weder gut noch katastrophal. Man kann sein Tertial dort unter suboptimalen Bedingungen absolvieren, aber wenn man vorher nicht öfters Kontakt im OP hatte oder nicht den Schlag-Mensch in der Chirurgie, sei es durch HiWi-/Minijob, OTA, ATA, Promotion oder sonstige Arbeit kennengelernt hat, kann es einen sehr für die Ausrichtung verprellen.
Am Anfang des Tertials trifft man sich im Hörsaal für den wichtigen organisatorischen Kram.
Die Aufteilung zu den Stationen erfolgt allerdings schon 1-2 Wochen zuvor, wo die Wunschrotationen mit angegeben werden können. Ansonsten wird man zufällig eingeteilt. Vorab konnte auch die Mitarbeiterkarte erstellt werden, sodass man ein Namensschild mit Bezahl- & Wäschefunktion hat.
In unserem Tertial konnte man falls kein Wahlfach Anästhesie gewählt wurde, 1 Woche lang Anästhesie belegen und auch 5-6 Wochen auf die Urologie gehen. Leider wird erst im Laufe der Woche, manchmal auch später der PC- und Programmzugriff freigeschaltet. IT-Schulung ist obligat.
Nach der 1-stündigen Einführung geht es schon in den Keller, wo man sich am Wäscheautomaten Kleidung und dann auf dem „Strich“ (Flur gemeint) umziehen kann. Manchmal sind auch nette Mitarbeiter:innen vor Ort die für einen die Umkleide offen halten. Man kann sein Umhängeschloss an einen Spind anbringen und die Sachen dauerhaft verschließen.
Auf Station fängt die Arbeit um 7 an. Es werden Patienten visitiert und je nach Station findet die Frühbesprechung um 7:30 bzw. 8 Uhr an. Danach geht es entweder in den OP, in die Ambulanzsprechstunden oder man bleibt auf Station. Mittagspausen waren unregelmäßig. Überstunden selten
Etwas aus den einzelnen Rotationen:
Die Orthopädie hat Polytrauma-Patienten auf Bätzner, Schulter-OP Patienten auf Stromeyer und noch Ecker (wo man selten zugerufen wird). Dort ist alles etwas entspannter, aber es werden bei laufenden 2-3 Sälen im Zentral OP PJs gebraucht, sowie manchmal 1-2 PJs in den Notfall-OPs (2.Stock). Mit 4-5 PJs ist man gut aufgestellt. Am Donnerstag muss 1 PJ in die Erich-Lexer-Klinik (ELK) im Hotel Stadt Breisach, bei den Knie-OPs assistieren. Morgenvisiten wurden regelmäßig verpasst, da nicht genug Personal für die Blutentnahmen und Viggos außer uns da waren… Ansonsten sympathisches Team, mit spannenden OPs (körperlich auch anstrengend), mit Möglichkeit viele spannende Fälle in den Sprechstunden zu sehen, wie z.B. Tumor-, Kinder-, Wirbelsäule-, Knie-, Schulter-Sprechstunden, sowie Gipsraum mit viel praktischer Arbeit. Pluspunkt auch für die nette Sekretärin, die uns auch als einzigen Bereich in der Chirurgie, Transponder ausgeliehen hat.
Auch kann man nach Absprache an dem interprofessionellen Programm teilnehmen, wo man auf Station Bätzner die Patienten mit den anderen Azubis und PAs unter Supervision versorgen kann.
Die Allgemeinchirurgie hat 3 Stationen: Czerny, Kraske und Nissen, sowie getrennt davon den ZAB und die CIT mit T-IMC. Insgesamt eine unbeliebte Rotation. Hier bekommt man am wenigsten Feedback und Anleitung zum „richtigen“ Arbeiten nach den Uniklinik-Standards. Viele Ansprüche bei wenig Gesprächsmöglichkeit sorgen für ein schnelles und hohes Konfliktpotential. Kommunikation zwischen Pflege und Ärzten ist eher nicht gut. Es gibt einen Kabuff in dem montags und selten auch am Freitag Patienten für die Sprechstunden voruntersucht werden. Dieser Raum ist auch Aufenthaltsraum für PJs und Famus, mit PC, Drucker und 3 Sitzplätzen. Nicht-entkoffeinierter Kaffee ist auf Station Kraske oder Nissen :)
Blutentnahmen werden von MFAs erledigt, sodass man meist mit auf Visite läuft und auch mal dokumentiert bzw. bei Verbandswechseln assistiert. Nach der Frühbesprechung geht es in den OP. Hier sollten bei oft 2-4 laufenden Sälen sich genug PJs einteilen, sodass 1 PJ einen Piepser auf Station führt. Man wird für Blutentnahmen, PVK, Port-Anstechung, Drainagen, Sonos, EKGs, Verbände und Wunden oder eine weitere OP/Ablösung angefunkt und kann es mit 2 PJs auf Station gut managen. Bei 5-6 PJs ist es also für alle erträglich machbar. Hier hat man keinen Transponder und es ist die einzige Rotation neben Urologie mit den Piepsern für PJs. Nachtdienste gehen von 16 Uhr bis 7 Uhr morgens, wonach man den ganzen Tag frei hat. Für Nachtdienste von Freitag auf den Samstag bis 9 Uhr morgens, hat man als Ausgleich den Montag frei.
CIT = chirurgische Intensivstation, enthält auch eine IMC-Einheit in der vor Allem auch transplantierte Patienten überwacht werden. Hier sind 2-3 PJs ausreichend und man teilt sich in Früh-, Zwischen- und Spätdienste auf (Früh 7-16, Zwischen 10-18, Spät 15-23).
Die Visiten mit Übergaben finden zwischen 7-8 und zwischen 15-16 Uhr statt. Man muss nicht viel Blut abnehmen, eher Patienten aufnehmen, untersuchen, übergeben, bei Maßnahmen zuschauen oder wie viel man sich zutraut unter Supervision auch selber durchführen (Drainagen-Anlage, VAC-Wechsel, Intubation, Extubation, etc.) und kann auch im Eingriffsraum assistieren (kleine Chirurgie, ZVK-Anlage, Port-Implantation). Man darf so viel man möchte sonografieren und auch die leitenden Ärzte sind sehr erfahren für gute Erklärungen. Gut ist hier die routinierte Untersuchung und Dokumentation der Patienten auf Visite, sowie regelmäßige Sonos. Da nicht nur Allgemeinchirurgen auf die CIT rotieren müssen, sondern auch die Orthos, Uros, Plastiker… können die Dienste unterschiedlich sein. Da es aber oft die überforderten Assis in Ihren fortgeschrittenen Jahren sind, freuen die sich auch über gute Unterstützung und erklären einem je nach Erfahrung sehr viel.
Organisatorisch:
Man hat keinen Anspruch auf ein Zimmer im Personalwohnheim, sodass externe Studierende sich entweder über die StuSie oder andere Wohnheime/WGs um bezahlbares Wohnen sorgen müssen. Seitens der Verwaltung haben die PJler keine angemessene Beachtung. Man sollte selbstbewusst auftreten, aber trotzdem sich nicht über die unfreundlich bis abweisende Art einiger Personen aufregen. Unverschämt ist es, dass die Ausbeutungsentschädigung von schlappen 300€ im letzten Monat, nur nach Übersendung der Tertialsbescheinigung ausbezahlt wird und dass es 10€ Abzug pro eingetragenem Fehltag gibt (gilt für alle Tertiale am UKF, kotz!).
Durch Nachtdienste verdient man 120€ zusätzlich, wovon man offiziell mind. 1 machen muss (Ausnahmen können verhandelt werden). Wochenenddienste sind untersagt. Die PJ-Verantwortliche Chirurgin ist sehr enthusiastisch, leidenschaftlich engagiert und auch die PJ-Sekretärin nett und zuvorkommend. Insgesamt überwiegt in der Allgemeinchirurgie am UKF der Frauenanteil.
Es gibt offiziell 3x die Woche Unterricht: dienstags mittags 1 Seminar und nachmittags die Lehrvisite (fällt oft aus), sowie donnerstags Kurs zu praktischen Fertigkeiten. Hier kann die Uniklinik schon wieder punkten, da die Veranstaltungen einen sehr im klinisch differentialdiagnostischen und therapeutischen Denken voranbringen. Vor allem bei den Seminaren Insgesamt sind die Mitarbeitenden den Umgang mit Schülern/Famus/FSJs/Azubis und PJs gewohnt und behandeln einen freundlich, aber auch hier zählt es mehr als 100% zu geben, damit man noch irgendwie mehr mitbekommt, weil die meisten sonst betriebsblind ihr Programm durchziehen.