Ich war in der Unfallchirurgie auf Station 2 eingeteilt. Schon zu Beginn wurde sehr deutlich gemacht, dass die Klinik ohne PJ-Studierende nicht funktioniert. Die Hauptaufgaben bestehen darin, Blut abzunehmen, Zugänge zu legen und nach der Visite – die im Schnitt ca. eine Minute pro Patient dauert – die Dokumentation ins System zu übernehmen. Auch die Abläufe im OP sind auf PJ-Assistenz angewiesen, sodass man dort regelmäßig eingeteilt ist. Das bedeutet, dass man fest im klinischen Alltag verplant ist.
Die Lehre kam faktisch nicht vor. Es gab lediglich zwei PJ-Seminare während des gesamten Tertials – diese waren inhaltlich zwar gut, sind aber fast immer ausgefallen. Von ärztlicher Seite wird wenig bis gar nichts erklärt. Auch wenn man proaktiv Fragen stellt, werden diese eher knapp in ein bis zwei Worten beantwortet. Im OP ist man als „Hakenhalter“ eingeteilt, ohne dass man fachlich etwas mitnimmt.
Auf Station war ein wesentlicher Teil der Tätigkeit das Schreiben von Arztbriefen. Eine unfallchirurgische Patientenuntersuchung habe ich in den gesamten Wochen nicht durchgeführt. Die Visite war rein verbal, mit kurzem Blick auf die Wunden, aber ohne strukturierte Untersuchung. Damit fehlt jegliche Vorbereitung auf das Staatsexamen.
Die Arbeitsatmosphäre in der Klinik war durch eine starke Hierarchie und erheblichen Druck geprägt. Einige Assistenzärzt:innen gaben diesen Druck ungefiltert an PJ-Studierende weiter, teils auch in einem unangemessenen Ton. Dies soll nicht heißen, dass es nicht auch einzelne engagierte Assistenzärzt:innen gab, die sich der schwierigen Situation bewusst waren und versucht haben, etwas gegenzusteuern. Leider blieb dies im Gesamtkontext jedoch die Ausnahme.
Es kam vor, dass PJ-Studierende im OP angeschrien wurden – ohne dass sich jemand vor sie gestellt hat. Im Gegenteil: Von Lehrbeauftragten wurde im Nachgang teilweise sogar darüber gelästert. Das Standing der PJ-Studierenden lässt sich damit recht gut zusammenfassen: Man ist für Pflichtaufgaben da, ohne dafür Wertschätzung oder Ausbildung zu erhalten.
Auch das Verhältnis zur Pflege war schwierig. Als PJ-Studierende wurde man nicht respektvoll oder auf Augenhöhe behandelt, sondern häufig in einem sehr harschen Umgangston angesprochen. Das hat zusätzlich zu einer unangenehmen Arbeitsatmosphäre beigetragen.
Organisatorisch war es ebenfalls schwierig: Selbst nach 8–9 Stunden Arbeitszeit wurde man gelegentlich versucht aufzuhalten und mit weiteren, nicht lehrreichen Aufgaben beschäftigt. Insgesamt hat das Tertial in dieser Form kaum Ausbildungscharakter, sondern dient hauptsächlich der Entlastung des Personals.
Als kleiner Ausblick: Es gibt mittlerweile neue Lehrbeauftragte, die sich engagieren wollen. Ich hoffe sehr, dass sich dadurch die Bedingungen für zukünftige PJ-Studierende verbessern. Stand jetzt kann ich das Tertial in der Unfallchirurgie hier jedoch nicht weiterempfehlen.