PJ-Tertial Psychiatrie in Vivantes Klinikum Neukoelln (5/2025 bis 9/2025)

Station(en)
83
Einsatzbereiche
Diagnostik, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Vorab: ich kann das Wahltertial in der Psychatrie Neukölln wirklich nur empfehlen!

Wir wurden am ersten Tag vom Chefarzt persönlich begrüßt (er kannte sogar unseren Namen, man wundert sich). Dann wurde uns mitgeteilt, auf welcher Station wir eingeteilt sind. Man wird für das ganze Tertial fest auf einer Station eingeteilt - das hat den Vorteil, dass man dort dann wirklich gut ins Team integriert wird und die Abläufe gut kennt. Von dort aus kann man dann noch Hospitation machen (Suchtstation, Therapiestation, Tageskliniken, Rettungsstelle, Konsildienst, stationsäquivalente Behandlung, KJP). Wie lange man wo hospitieren möchte, wird einem freigestellt (länger als eine Woche ist aber unüblich) und man muss jede Hospitation natürlich gut absprechen. Man bekommt einen Transponder, einen Windows- und Orbiszugang, kann auf den Klinikserver zugreifen, hat eigentlich meistens einen eigenen Schreibtisch und bekommt 465 € monatlich (das Essen muss man allerdings selbst bezahlen). Arbeitsbeginn ist Montags um 8 Uhr, an den anderen Tagen um 8.10 Uhr.

Auf meiner Station wurde ich von Anfang an vom ganzen Team sehr gut integriert. In der ersten Woche wurde mir erstmal Orbis gründlich erklärt, ich habe ein bisschen dokumentiert und ich bin überall mitgelaufen, um die Abläufe kennenzulernen. Ab der zweiten Woche habe ich dann auch eigenständig Gespräche (Aufnahme, Visitengespräche, etc.) übernommen und nach ein paar Wochen hatte ich dann meine „eigenen“ Patient*innen, die ich von Anfang bis Ende betreuen durfte, ich war also zuständig für Aufnahme, Erarbeitung eines Vorschlags für Behandlungssetting und Therapieteilnahme sowie Medikation (das wurde dann alles noch mal mit einer Ärztin besprochen), Visitengespräche, Anmeldungen von Untersuchungen und Konsilen, Briefe schreiben, etc. Da die Station meist gut besetzt war, konnte ich eigentlich immer alles noch mal mit einer der Assistenzärzt*innen oder dem Oberarzt besprechen, ich habe mich also nie allein gelassen gefühlt. Meine einzige wirklich feste Aufgabe waren die morgendlichen Blutentnahmen, aber da ich mir auch immer selbst überlegen sollte, welche Blutwerte kontrolliert werden müssen, habe ich dabei auch einiges gelernt - und sooo viele Blutentnahmen muss man in der Psychatrie nun auch nicht machen.

Ich habe dann noch eine Woche in der Rettungsstelle hospitiert und bin zweimal bei Nachtdiensten mitgelaufen, was ich beides sehr empfehlen kann, da man dabei nochmal einen besseren Eindruck der Krankheitsbilder im absoluten Akutstadium bekommen kann. Auch in der Rettungsstelle durfte ich eigenständig Aufnahmegespräche führen und dann mit der zuständigen Assistenzärztin das weitere Vorgehen besprechen.

Ich habe dann noch je einen Tag auf der Suchtstation und in der Intensivtagesklinik hospitiert; da konnte ich zwar eher nur zugucken, aber es war gewinnbringend, um einen Einblick in die Arbeit zu bekommen. Außerdem hatte der Chefarzt organisiert, dass ich noch eine Woche in der KJP in einer anderen Klinik hospitieren konnte - dort war zwar alles etwas chaotisch, aber die Woche war gut, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sich psychiatrische Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter entwickeln.

Ansonsten gibt es noch einen Haufen Fortbildungen: 2-4 mal pro Woche gibt es PJ-Unterricht, der mal besser, mal schlechter ist. Von der Abteilung selbst gibt es je einmal die Woche einen Journal Club, eine Fortbildung und die AG allgemeine Psychotherapie (letztere war meiner Meinung nach ein absolutes Highlight: in der AG werden schwierige Behandlungsverläufe besprochen und gemeinsam überlegt, ob man der Therapie noch mal eine neue Richtung geben kann; ich habe dabei vor allem viel über die psychodynamische Herangehensweise an psychische Erkrankungen gelernt).

Ganz grundsätzlich sollte man sich natürlich darüber im Klaren sein, dass es im Einzugsgebiet der Klinik sehr viel soziales Elend und leider auch sehr viel Gewalt gibt, das spürt man in der Psychatrie natürlich ganz besonders. Das was einem die Patient*innen erzählen, ist nicht immer leicht wegzustecken. Außerdem erlebt man in der Rettungsstelle und auch auf den Stationen oft agitierte, teils auch gewalttätige Patient*innen, was nicht selten in Fixierungen endet. Mein Eindruck war, dass die Abteilung bemüht ist, die Zahl der Fixierungen, insbesondere die Fixierungen mithilfe der Polizei, gering zu halten, aber ich habe keinen Vergleich. In jedem Fall werden alle Fixierungen nachbesprochen und wenn man darüber hinaus noch Redebedarf hat, findet sich immer irgendjemand, mit dem man nochmal darüber sprechen kann. Es finden monatlich Fixierübungen statt und nachdem man daran teilgenommen hat, kann man auch bei Fixierung mithelfen, man muss aber nicht. So oder so: für sehr ängstliche Menschen bzw. Menschen, die viel Angst vor Gewalt haben, würde ich das PJ in Neukölln eher nicht empfehlen, da man immer auf einer Akutstation eingesetzt wird und um Gewalt und Fixierungen eigentlich nicht herumkommt.

Allen anderen kann ich das PJ in der Psychatrie Neukölln wirklich sehr empfehlen. Ich bin eigentlich jeden Tag gerne zur Arbeit gekommen, alle waren extrem nett zu mir und hatten Lust, mir etwas beizubringen und ich habe am Ende des Tertials das Gefühl, sehr gut zu wissen, was die Arbeit in der Psychatrie bedeutet.
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
EKG
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Mitoperieren
EKGs
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
465

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07