Die letzten Bewertungen waren nicht mehr sehr aktuell, waren aber insgesamt gut. Ich hätte nicht gedacht, dass sich in drei Jahren so viel verändern kann. Meine Erfahrungen wichen leider stark von denen vor 2022 ab.
Das Wichtigste in Kürze (danach ein ausführlicher Bericht):
Rahmenbedingungen:
Unterkunft: kostenfrei, 2 Zimmer + Balkon + eigenes Bad + kleine Küchenzeile, kein Bett, aber ein Schlafsofa, WLAN
nahezu alle im Haus per „Du“
jeden zweiten Freitag ist Studientag: an einem hat man frei, am nächsten muss man nach Hamburg ans UKE zum Unterricht, immer im Wechsel
gratis Mittagessen
Gehalt: 300 Euro
Stunden wurden bei mir nicht kontrolliert
Freizeit:
Insgesamt hatte ich eine ganz gute Zeit in Buxtehude. Ich hatte hier bereits Freunde, die ich kannte, und der Brazilian Jiu-Jitsu-Verein hat mich auch sehr herzlich aufgenommen. Das Joy Fitness ist ein super Studio, das – wenn man gymbegeistert ist – alles hat, was man braucht. Am Wochenende war ich viel in Hamburg oder Kiel. Buxtehude ist auch eine nette kleine Stadt, in der man gut bummeln kann. Abends ist allerdings nichts los, was mich aber nicht gestört hat.
Zur Arbeit:
Die Gastro hat massiv strukturelle Probleme. Die Ärztinnen und Ärzte waren alle lieb und freundlich, aber es war echt super chaotisch. Keiner der Assistenzärzte war länger als zwei Jahre dort; mit mir haben zeitgleich zwei neue angefangen. In der Zeit, in der ich dort war, haben von sechs Fachärzten drei gekündigt. Die anderen gehen Ende des Jahres in Rente und nehmen den Chef mit, der sowieso kaum da war. Wenn ihr etwas lernen wollt, würde ich mindestens ein Jahr warten und mich erkundigen, wie die Abteilung reformiert wurde – oder mal hospitieren.
Innere war bisher nicht mein Fach, dennoch wollte ich die Basics lernen und bin motiviert gestartet.
Auf der Gastro war leider nur eine Assistenzärztin, die in Deutschland studiert hatte. Daher hatte ich den Eindruck, dass nicht besonders viel Empathie gegenüber den PJlern vorhanden war. Für den Anfang bin ich erstmal auf Station geblieben. Außer einer arteriellen BGA habe ich in sechs Wochen nicht mehr gemacht als Blut abnehmen und Viggos legen. Einige Assistenzärzte haben mir auch gerne etwas erklärt, aber viele hatten selbst gerade erst im Haus angefangen. Es schien mir, als gäbe es kein wirkliches Einarbeitungskonzept. Dementsprechend wurde ich auch nicht eingearbeitet. Da ich bisher noch nie einen Brief geschrieben hatte, wollte ich das gerne lernen, wurde auf der Gastro aber immer auf „morgen“ vertröstet.
In der dritten Woche habe ich dann an ein paar Tagen von 8:00 bis 12:00 Blut abgenommen. Immer wenn ich fertig war, kam dann doch noch etwas. Nachdem ich Patienten eine Viggo gelegt hatte, fiel manchen Assistenten doch noch spontan ein, eine Hb-Kontrolle oder Sonstiges zu brauchen. Ab da habe ich die gestellten Röhrchen abgenommen und bin dann immer gegen 9:30 Uhr in die Funktion gegangen. Dort durfte ich dann auch gastroskopieren und bei der Colo assistieren. Auf Station gibt es leider kein Ultraschallgerät. In der Funktion gab es einen Oberarzt, der nur Sonos gemacht hat – da konnte man zuschauen. Er hat auch ab und zu etwas erklärt, aber für meinen Geschmack hätte es deutlich mehr sein können.
Um der Gastro zu entkommen, bin ich dann drei Wochen auf Intensiv zu den Anästhesisten rotiert. Das war wirklich ganz cool, die haben sich sehr bemüht, einem etwas beizubringen. Leider war nicht viel los, also echt viel Downtime. Daher bin ich auch einige Tage in den OP gegangen, durfte intubieren und die Einleitungen mitmachen. Alles in allem: gut, und nette Kollegen.
Kardio:
Ich habe Kardiologie als Fach nie gemocht, wollte dennoch dort hin, um EKGs zu befunden und darin sicherer zu werden. Ich habe mir eine Katheteruntersuchung und zwei PVIs angeschaut, danach habe ich entschieden, dass das nichts für mich ist.
Die Assistenzärzte auf der Kardio haben mir gerne etwas beigebracht, mir immer wieder EKGs gezeigt und mich im Briefe-Schreiben angeleitet. Herzecho habe ich auch machen können, aber auch hier war meine Affinität eher gering. Mein Highlight war, eine Pleurapunktion durchzuführen. Wenn man mehr Interesse an Kardio hat, kann man hier deutlich mehr lernen, vor allem wenn man die Oberärzte auch aktiv anspricht. Generell war das Kardioteam sehr freundlich und eng verbunden – sie haben mich sogar auf ihr Sommerfest mitgenommen. Insgesamt hatte ich dort eine sehr angenehme Zeit.
Fazit:
Falls ihr noch eine Doktorarbeit schreiben müsst oder Ähnliches und einfach ein Haus sucht, wo man gut untertauchen kann, ist Buxtehude nach meiner Erfahrung gut geeignet.
Wenn ihr aber wirklich gut ausgebildet werden möchtet, gibt es aktuell – was Innere angeht – sicher bessere Häuser.
Bewerbung
über das PJ Portal, Absprache mit Koordination nötig, jenachdem wo ihr hinwollt, da Klinikverbund mit Stade