Mein Fazit schonmal vorab: Ich würde die Innere am St. Nikolaus-Stiftshospital wirklich jeder:m weiterempfehlen.
Je nachdem, wie viel Interesse man an der Inneren hat, kann man hier entweder ein sehr entspanntes oder ein sehr lehrreiches Tertial erleben.
Erstmal ein paar generelle Punkte zum PJ hier, dann gehe ich genau auf den Ablauf in der Inneren ein.
Grundsätzlich ist gewünscht, dass man 4-5 24h-Dienste mitmacht. Zeitlich kann man die nach Absprache mit den diensthabenden Ärzt:innen frei planen. Man hat am Tag nach dem Dienst automatisch frei und man bekommt einen zusätzlichen freien Tag, den man an einem selbst gewählten Tag nehmen kann. In der Inneren kann man diese Dienste in der ZNA, ICU oder IMC verbringen. Die Dienste sind, meiner Meinung nach, sehr lehrreich und machen Spaß. In der Regel schicken die Ärzt:innen einen auch spätestens gegen Mitternacht schlafen. Dazu gibt es eigenes PJ-Zimmer, wo man sich schlafen legen kann. Wenn es noch was spannendes zu tun gibt, steht es einem aber natürlich immer frei, noch zu bleiben.
PJ-Unterricht findet täglich, außer Freitags, immer Nachmittags statt. In der Regel kann man danach (ca. 15:00-15:30 Uhr) auch nach Hause gehen. Ausfallen tut er wirklich nur sehr selten und auch qualitativ ist der Unterricht sehr gut und man kann viel mitnehmen.
Man startet in der Inneren in der Regel auf einer der internistischen Stationen. Dort bleibt man dann für ca. 6 Wochen, begleitet Visiten, untersucht Patienten, führt Sonographien auf Station durch, schreibt Briefe und lernt eben den generellen Ablauf auf Station kennen. Man hat, nach Absprache mit den zuständigen Ärzt:innen, auch immer die Möglichkeit unter Supervision eigene Patient:innen zu betreuen.
Blut abnehmen muss man in der Regel nur sehr selten, da es eine Blutentnahmekraft gibt, die morgens alle Blutentnahmen auf den internistischen Stationen durchführt. So hat man eigentlich immer die Möglichkeit, mit auf Visite zu gehen. Zugänge legen gehört natürlich schon zu den Aufgaben dazu, aber auch die kommen nicht in der Masse vor, dass man dadurch von der restlichen Arbeit auf Station oder von den Visiten abgehalten wird.
Es gab vor kurzem eine eher schlechte Bewertung über die Innere in Andernach, wo beschrieben wurde, dass die Blutentnahmekraft oft nicht da war und man dann als PJler:in alle Blutentnahmen machen musste. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Auch während meines Tertials war die Blutentnahmekraft mehrere Wochen im Urlaub und ich habe dann auf Anfrage zwar immer gerne auf den Stationen bei den Blutentnahmen unterstützt, aber es wurde niemals von mir verlangt, alle Blutentnahmen durchzuführen. Die Ärzt:innen hatten alle Verständnis, wenn ich gerade nicht kommen konnte, weil ich beispielsweise auf Visite war. Viele haben sogar explizit zu mir gesagt, dass ich dort sei, um viel zu lernen und sie ihre Blutentnahmen dann auch mal selbst machen könnten. Der Fokus für mich wurde von den Ärzt:innen ganz klar auf das Lernen gesetzt.
Wenn auf Station dann nicht mehr viel zu tun ist, ist man auch immer sehr gerne in der Funktionsdiagnostik gesehen und bekommt dort die Möglichkeit, unter Supervision, zu sonographieren, Pleura- oder Aszitespunktionen durchzuführen und auch bei ÖGDs und Kolos zuzuschauen.
Generell kann man sagen, egal wo man hinkommt, egal ob man mit den Assistenzärzt:innen, den Ober- oder Chefärzt:innen unterwegs ist: Jede:r ist motiviert und hat Lust, einem was beizubringen und freut sich, wenn man da ist. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, im Weg zu stehen, oder nur günstige Hilfskraft zu sein. Man wird als PJler:in sehr wertgeschätzt.
Nach den 6 Wochen auf Station kann man in Absprache mit den anderen internistischen und, für die ICU (Intensivstation), mit der:m Anästhesie-PJler:in, frei in die verschieden Bereiche rotieren. Möglich hier sind, wie schon gesagt, die Intensivstation, die Zentrale Notaufnahme, die Palliativstation, eine onkologische Praxis, die in einem MVZ an das Krankenhaus angegliedert ist, die Funktionsdiagnostik und die Geriatrie. Da ich in meinem Tertial als einzige internistische PJlerin da war, konnte ich sehr frei auswählen.
Ich fasse die Bereiche, in die ich rotiert bin, jeweils kurz zusammen.
ICU (Intensivstation): Auf der Intensivstation arbeiten die Anästhesist:innen und die Internist:innen eng zusammen. Je nach Belegungszahl betreuen die Ärzt:innen 3-4 Patient:innen. Es ist sehr gerne gesehen, wenn man, wenn man möchte, auch dort eigene Patient:innen betreut. Auch das Anlegen von Invasivitäten (Arterie, ZVK, Pleuradrainage) ist unter Supervision immer möglich, wenn es nicht gerade sehr zeitkritisch ist.
Insgesamt sehr lehrreich, ich würde aber auf jeden Fall empfehlen, mindestens zwei Wochen dort zu verbringen, da man zu Beginn dann nochmal etwas Zeit braucht, sich an die Abläufe zu gewöhnen. Mit zwei Wochen Zeit kann man dann schon sehr viel mitnehmen.
ZNA (Zentrale Notaufnahme): Ich war eine Woche hier, was für mich völlig ausreichend war, da ich auch die meisten meiner Dienste in der ZNA gemacht habe. Je nach Interesse kann man aber auch länger bleiben.
In der Regel kann man hier die Patient:innen anamnestizieren, untersuchen und ggf. schonmal sonographieren. Danach bespricht man die Patient:innen mit den Ärzt:innen und überlegt gemeinsam, wie das weitere Vorgehen ist. Auch hier kann man wirklich viel lernen und sieht viele verschiedenen Krankheitsbilder.
Auch dadurch, dass man hier sehr viele EKGs auswertet, habe ich viel gelernt.
Onkologische Praxis: Hier war ich eine Woche und auch das hat mir völlig ausgereicht. Man begleitet die Ärztinnen auf Visite der Chemopatient:innen und in der Sprechstunde. Man bekommt einen guten Überblick über verschiedene onkologische Erkrankungen und deren Therapien. Ich hatte hier auch die Möglichkeit, das Port-Anstehen zu lernen, was ich bis dato noch nie gemacht hatte.
Geriatrie: Für die Geriatrie möchte ich eine ganz besondere Empfehlung aussprechen! Seit kurzem bietet der Chefarzt die Geriatrie auch als Wahlfach an. Das habe ich zwar selber nicht gemacht, würde es aber auf jeden Fall jeder:m empfehlen, der/die sich die Innere als Fachgebiet vorstellen kann.
Ich war freiwillig insgesamt fünf Wochen hier und wäre grundsätzlich auf jeden Fall auch noch länger geblieben. Sowohl der Chefarzt, als auch der Oberarzt sind sehr motiviert. Ich habe hier wirklich richtig gut gelernt, wie man strukturiert an komplex vorerkrankte Patient:innen mit einer zusätzlichen akuten Erkrankung, oftmals unter Polypharmazie, herangeht. Der Chefarzt legt sehr viel Wert darauf, dass man viel lernt und engagiert sich auch sehr dafür.
Da die Patient:innen in der Regel 14 Tage in der Geriatrie bleiben, macht es Sinn, auch mindestens zwei Wochen zu bleiben. Man lernt nochmal mehr, wenn man die Patient:innen dann ein bisschen kennt.
Grundsätzlich startet der Tag mit einer Frühbesprechung mit allen Fachdisziplinen, die in der Geriatrie mitarbeiten. Danach geht es weiter, erst mit der Kurvenvisite und dann folgt die physische Visite. Im Anschluss werden Arztbriefe geschrieben und neue Patient:innen aufgenommen. Man kann das Aufnahmegespräch und die Aufnahmeuntersuchung immer gerne selbst durchführen. Im Anschluss werden die neuen Patient:innen dann mit dem Ober- und/oder Chefarzt strukturiert besprochen, inklusive der Medikation.
Auch das gemeinsame Mittagessen ist ein wichtiger Punkt im Tagesablauf.
Insgesamt war die Zeit in der Geriatrie wirklich mit die schönste und lehrreichste Zeit während meines Innere-Tertials und ich empfehle wirklich jeder:m wärmstens hierhin zu rotieren oder auch das Wahlfach in Betracht zu ziehen.
Fazit insgesamt: Die Innere am St. Nikolaus-Stiftshospital in Andernach ist wirklich sehr empfehlenswert. Man wird zu nichts gezwungen, kann aber wirklich sehr viel lernen.
Das Team ist sehr nett und motiviert.
Insgesamt hatte ich hier eine sehr schöne und lehrreiche Zeit.