Mir hat das Tertial in Bruneck sehr gut gefallen. Ich hatte im Vorhinein wenig Lust auf Chirurgie, jedoch habe ich überraschend festgestellt, dass einige Ärzt*innen doch netter als erwartet waren. Das Haus und Team ist klein und alles wirkt recht familiär und wenig anonym, was ich sehr zu schätzen wusste. Bis auf eine fast fertige Assistenzärztin gibt es nur Fachärzt*innen und man wird generell mit einem gewissen Altersunterschied im Team konfrontiert. Wie zu erwarten sind auch ein paar Ärzt*innen mit einem eher etwas speziellen Charakter dabei.
Zu Beginn war in der einzige Student, der in den OP gehen konnte, sodass ich viel Zeit dort verbringen durfte/musste. Hier trifft man auf das netteste OP-Team, dass ich je kennenlernen durfte. Im OP ist es relativ abwechslungsreich: Appendix, Gallen, TAPPS, Narbenhernien, Hemikolektomien, Fundoplicatio, Gastrektomien, Lymphknoten, anale Krankheitsbilder und einmal sogar einen Ösophagus. Ich durfte mit der Zeit immer mehr machen: allein am Tisch Hautnähte, Infiltrationen, Hautschnitte und Trokare setzen. Aktuell ist das Team leider unterbesetzt, sodass die Ärtz*innen sehr überarbeitet sind. Häufig ist nur eine Person im OP eingeteilt, was dazu führte, dass plötzlich als erste Assistenz bei einer Gastrektomie oder Fundoplicatio da steht. Wir haben ein Studi Telefon organisiert, sodass man zumindest nicht die ganze Zeit da sein muss, wenn man nicht gebraucht wird.
Man wird als Studi was täglich im OP benötigt. Ansonsten ist man in seinen Aufgaben sehr frei. Gerade in den Hochsaisons wird man gern in der Notaufnahme gesehen. Da man leider keinen eigenen Zugang haben, ist man jedoch von den Ärzt*innen abhängig, wie viel man selber machen darf. Das unterscheidet sich leider sehr. In der Ambulanz und Endoskopie kann man meistens nicht viel machen. Die meisten Ärzt*innen erklären gern Sachen und man wird auch nicht so häufig angeschnauzt wie gedacht ;)
Essen ist kostenlos, häufig sehr gut und man wird auf alle Fälle immer satt und selbst im OP bekommt man immer die Zeit, um sich zwischendurch auszuschleusen und essen zu gehen.
Später waren wir mehr Studis und haben uns in Früh (7:45-14) und spät (14-20 ) eingeteilt, um uns nicht gegenseitig die Aufgaben wegzunehmen. Das ganze geht sich dann jedoch nicht mit den 40 Wochenstunden fürs Stipendium aus. Einmal im Monat macht man weiterhin einen Bereitschaftsdienst am WE (8-20), wo ich insgesamt an 3 von 8 Tagen gerufen wurde. Da man diese Stunden nicht stempelt und ja im Gegenzug zwei Tage frei bekommt, rutscht man noch weiter ins Minus mit den Stunden. Das Ganze ist noch nicht durchdacht...
Ich habe mit zwei Freunde bei Prof. Waibl gewohnt, was eine gute Option zu zusammenwohnen ist, jedoch muss man sich auf eine Kellerwohnung einstellen, die wenig Sonnenlicht und dafür Kälte und eine gewisse Feuchte bietet. Für die Sommerzeit war es ok, aber im Winter weiß ich nicht, ob ich nochmal in die Wohnung gehen würde. Es gibt ja noch andere Optionen in der Liste, jedoch weiß ich nur von einer PJlerin, die mit einer älteren Frau in einer WG gewohnt hat und eine war beim Grafen, wo man eine eigene kleine Wohnung hat, aber auch mehr bezahlt.
Alles im Allen bin ich aber sehr zufrieden und würde mein Tertial immer wieder hier machen. Mir hat der Ort zum Leben für diese Zeit auch sehr gefallen und man konnte die verschiedenen Seiten der Dolomiten sehr gut nutzen.
Bewerbung
2,5-3 Jahre im Voraus bevor es das Bewerbungsportal gab. Einen Platz für 4 Monate zu bekommen ist recht schwierig, aber in meiner Zeit hatten auch einige Leute kurzfristig abgesagt