Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Ich habe mein Innerequartal am Hôpital Robert Schuman in Luxemburg absolviert und kann diese Erfahrung uneingeschränkt empfehlen.
Der Arbeitstag beginnt kurz vor acht Uhr mit den Dialysevisiten, bevor es auf Station weitergeht. Das Ende des Arbeitstages ist flexibel und hängt davon ab, wie viel zu tun ist und wie viele Aufnahmen anstehen. In der Regel dauert der Tag bis etwa 16 Uhr, manchmal auch kürzer, wenn weniger los ist. An Tagen mit mehr Arbeit kann es auch einmal länger dauern, aber es ist jederzeit möglich, früher zu gehen, wenn man etwas erledigen muss. Zusätzlich ist die Urlaubsregelung sehr großzügig, sodass freie Tage problemlos genommen werden können. Zu meiner Zeit war von den Assistenten Dan in der Nephrologie. Er spricht Deutsch und interessiert sich sehr für Medizin. Gefühlt konnte er jede Leitlinie auswendig, sodass man von ihm viel lernen konnte und alle möglichen Fragen ausdiskutieren konnte. Er war auch schon auf Intensivstation in Frankreich tätig und hat Erfahrung in unterschiedlichen Gebieten gesammelt. Er ist immer auf alle möglichen Fragen von Studierenden eingegangen und hat sich immer Zeit dafür genommen. Man hat sich als PJlerin bei ihm gut aufgehoben gefühlt.
Als PJler wird man aktiv in die Abläufe integriert, darf Patienten eigenständig betreuen, Arztbriefe schreiben und bei Aufnahmen mitarbeiten – stets mit kompetenter Supervision. Besonders hervorzuheben ist das eigene Büro mit Schließfächern und PCs sowie der persönliche Orbis-Zugang, was professionelles und eigenständiges Arbeiten erleichtert. Ich durfte deutschsprachige Patientinnen selbständig betreuen, was die Zeit im KH spannend machte. Manche Befunde waren auf Französisch, sodass ich diese erstmal übersetzen müsste. Aber es war kein Hindernis.
Ein besonderes Highlight war die Teilnahme an der Sprechstunde des Chefarztes. Hier nehmen sich die Ärzte im Durchschnitt rund 40 Minuten pro Patientin bzw. Patienten, was eine enorm hohe Versorgungsqualität ermöglicht, die deutlich besser ist als in Deutschland. Neben seiner Sprechstunde durfte ich netterweise bei der von der Angiologin Fr. Dr. Braun teilnehmen und Einblicke in ein anderes Profil an internistischen Erkrankungen gewinnen.
Prof. Braun hat auch M3-Simulationen angeboten, was mir sehr bei der Examsvorbereitung geholfen hat. Der Ablauf war wie in der Prüfung in Mannheim, dadurch fühlte ich mich deutlich sicherer bei meinem Exam. Auch wenn ich zuerst davor Respekt hatte, würde ich jedem empfehlen, so ein Angebot wahrzunehmen. Er hat sich auch insgesamt viel Zeit für die Lehre genommen und dank seiner Bemühungen konnte ich die Rotationen in die andere Abteilung machen, die ich kurz vor meinem Exam sehen wollte. In der Gefäßchirurgie hat Prof. Grotemeyer auch Sono-Unterricht an uns selbst mit Doppler angeboten, da es bei ihm auch PJlerin gab. Dadurch hatten wir ein breites Angebot.
Die meiste Zeit verbrachte ich in der Nephrologie, zusätzlich erhielt ich spannende Einblicke in die Intensivmedizin, Kardiologie sowie in die Pulmonologie, die ich in der Zitha-Klinik (Partnerkrankenhaus in der Stadtmitte) kennenlernen durfte. Alle anderen Rotationen fanden direkt am Hôpital Robert Schuman statt. Ich habe in diesem Quartal fachlich extrem viel gelernt und gleichzeitig Einblicke in verschiedene Arbeitsweisen gewonnen. Auf der Kardiologie war ich eine Woche lang mit einer deutschsprachigen Ärztin, Frau Dr. Seck, tätig. Ich war mit auf der Intensivstation bei Durchführung von Kardioversionen bei VHF, im OP bei der Anlage von Herzschrittmachern, in ihrer Sprechstunde mit Carotis-Duplex-Sono. Sie war sehr nett und hat vieles erklärt. Als Wiederholung vor dem Exam war es sehr praktisch. Auf der Intensiv arbeitet ein Team von Ärzten aus Deutschland und Luxemburg. Ich war mit Dr. Schmoch unterwegs, der hauptsächlich Deutsch spricht. Bei ihm durfte ich bei kleinen Eingriffen, wie ZVK-Anlage, Tracheostomie, Bronchoskopie, assistieren. Man merkte, dass ihm die Lehre Spaß macht und er gerne Sachen erklärt. Das gesamte Team auf der I war auch nett und mit der Pflege durfte ich sogar aufs Notfalltelefon rennen.
Das Team der Nephro ist außergewöhnlich freundlich, motiviert und humorvoll. Der Chefarzt sorgt mit seinen Witzen täglich für gute Stimmung. Die Pflege spricht überwiegend Französisch, auf der Intensivstation teilweise auch Deutsch, und Visiten laufen oft auf Luxemburgisch. Französischkenntnisse sind hilfreich, aber keine Voraussetzung. Blutentnahmen werden von der Pflege erledigt. Die sind nach meinem Empfinden auch besser besetzt als in Deutschland.
Die Mensa ist ein absolutes Highlight: kostenloses Mittagessen und Frühstück, abwechslungsreich und auf einem Niveau, das ich von deutschen Unikliniken nicht kenne. Einmal im Monat kocht sogar eine Michelin-Sterneköchin, was das kulinarische Erlebnis perfekt macht. Untergebracht war ich in einem Zimmer mit eigenem Bad in einem Frauenkloster in einem schönen Viertel von Luxemburg, mit einer Busanbindung von etwa 40–50 Minuten.
Auch finanziell ist es attraktiv: Die Vergütung liegt zwischen 300–700 € pro Monat, zusätzlich kann über Erasmus Plus ein Zuschuss von rund 750 € monatlich beantragt werden. Darum müsste man sich allerdings rechtzeitig kümmern und direkt am Anfang der Bewerbungsphase den Antrag stellen, da die Gelder schnell ausgebraucht werden. Da der öffentliche Nahverkehr in Luxemburg kostenlos ist, lässt sich das Land in der Freizeit hervorragend erkunden.
Insgesamt war dieses PJ-Quartal eine außergewöhnlich lehrreiche, bereichernde und rundum positive Erfahrung. Alle haben deutlich mehr Zeit für Studentenbetreuung als in Deutschland. Ich würde jederzeit wiederkommen und kann das Hôpital Robert Schuman sowie die Zitha-Klinik jedem PJler nur wärmstens empfehlen.
Bewerbung
Die Organisation über die Medizinische Fakultät Mannheim als Partnerkrankenhaus war unkompliziert, und von Beginn an fühlte ich mich hervorragend betreut. Zeitnah wird man vom KH kontaktiert und bekommt Infos zur Unterkunft und Organisation. Es gibt einen festen Ansprechpartner.