Wir waren zu meiner Zeit zwei PJler und als zweiter PJ-Durchgang in der Inneren Medizin in Wasserburg und es war insgesamt ein sehr gutes Tertial.
Allgemeines
Die Buchung erfolgte über das PJ-Portal, zusätzlich gab es im Vorfeld einige Infos über das Sekretariat und seitens der TUM. Es gibt einen PJ-Beauftragten, der sich um PJler-Belange kümmert, bei der Organisation konnten wir vieles selbst in die Hand nehmen und uns so gut miteinander absprechen, was unsere Rotationen in die verschiedenen Bereiche anging (Station, ZNA, ITS, Funktion, NEF). Auch Rotationen in die Anästhesie, Chirurgie, chirurgische Notaufnahme oder Labor sind problemlos möglich. Etwas ungewöhnlich war, dass wir nur eine kurze Einführung ins Haus erhielten, aber nach vier Wochen nochmal am ausführlichen Einführungstag teilnahmen, was daran liegt, dass zum Monatsanfang alle neuen Mitarbeiter eingeführt werden, was natürlich selten mit dem Tertialbeginn korreliert. Einen PJ-Sprecher gab es nicht, bei zwei Plätzen pro Tertial in der Inneren aber auch nicht erforderlich, man konnte alle Belange auch direkt und unkompliziert mit dem Chef besprechen.
Unterkunft, Verpflegung, Umgebung, Freizeit
Man wohnt i.d.R. im Personalwohnheim am alten Krankenhaus ca. 15 bis 20 Minuten zu Fuß vom Klinikneubau auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums entfernt. Das Wohnheim ist leider ziemlich in die Jahre gekommen, nicht besonders gepflegt und sehr hellhörig, dafür aber sehr schön unmittelbar am Hang zu Inn gelegen mit Blick direkt ins Grüne. WLAN gibt es allerdings keines. Platz wäre theoretisch für je 10 Leute auf zwei Etagen, zu meiner Zeit war die Auslastung aber zum Glück nicht so hoch. Die Organisation erfolgte einfach per E-Mail über die Hauswirtschaft, Kosten ca. 125 € pro Monat die von der Aufwandsentschädigung einbehalten werden. Das Essen wird gestellt, man kann sich hierfür jeweils am Wochenanfang kostenlos fünf Essensmarken am Empfang abholen, Frühstück gibt es keines. Man kann sich aber im Besuchercafé für wirklich günstige Preise Brötchen oder Snacks sowie ein alternatives Mittagessen holen, die Besucher- oder Dachterrasse mit Alpenblick laden auch mal zwischendurch auf einen Kaffee ein. Ein wenig witzig ist, dass man durch die Hanglage die Klinik auf den Etagen 2 bis 4 ebenerdig betreten kann.
Wir hatten über die WA-Gruppe sowohl Kontakt zu den Rosenheimer PJlern (im Mutterhaus des Klinikverbunds gibt es deutlich mehr) als auch zu den Wasserburger PJlern aus der Gyn und Psychiatrie, sodass man in der Freizeit aus was zusammen unternehmen konnte.
Es gibt viele schöne Seen und Städte in der Umgebung, die einen Besuch wert sind sowie natürlich die Alpen, die zum Wandern einladen. Außerdem gibt es einige gute Restaurants und Cafés in der Umgebung, die man während seines Tertials ausprobieren sollte. Ebenfalls schön war, dass während unserer Zeit Assistententreffen eingeführt wurden, sodass man sich auch mal fernab der Arbeit mit dem Team treffen konnte.
Arbeitszeiten und Stimmung
Dienstbeginn war i.d.R. um 8 Uhr morgens, auf der ITS bereit um 7 Uhr. Man konnte auch Dienste in der ZNA mitmachen als Ausgleich für frei an anderen Tagen. Die Stimmung war insgesamt sehr gut, vorbeschriebenen grenzwertigen Humor konnte ich zu keiner Zeit feststellen. Meistens geht man mit den Assistenten zusammen mittag essen.
Tätigkeiten und praktisches Lernen
Nach der Frühbesprechung startete man auf der Privatstation für gewöhnlich mit Blutentnahmen in den Tag, meist nicht mehr als max. 10, auf der Normalstation gab es einen Blutentnahmedienst. Dies hat einen aber nie daran gehindert an der Visite teilzunehmen, die besonders mit dem PJ-Beauftragten immer Spaß gemacht hat und auch unterhaltsam war. Im Tagesverlauf kam dann auch die ein oder andere Viggo oder zusätzliche Blutentnahme hinzu, man hatte dann ein wenig das Gefühl, dass obwohl wir erst der zweite Durchgang waren, dies schon etwas zur Gewohnheit wurde, die PJler dafür anzurufen. Man konnte darüber hinaus selbstständig arbeiten, eigene Patienten betreuen, Untersuchungen anmelden, Labore rauslassen und lernte Arztbriefe zu schreiben. Sehr angenehm war auch die Arbeit mit dem KIS Medico, das im Gegensatz zu z.B. SAP oder Orbis sehr modern und intuitiv wirkt. Das gesamte Arbeiten erfolgte digital, von der Frühbesprechung über die Visite bis hin zu allen anderen Dokumentationen. Man kann sich bei Bedarf auch an allen anderen Standorten, also Rosenheim, Prien oder Bad Aibling einloggen, z.B. für Zusatzinfos bei Zuverlegungen von Patienten.
Außerdem konnte man mit zum Chef in die HKU oder zur Schrittmacherimplantation gehen, dieser hat sich immer gefreut und das ein oder andere erklärt, meistens durfte man dann auch zunähen. In der direkt benachbarten Funktion konnte man sonographieren oder auch mal selbst eine TEE unter Aufsicht durchführen, punktieren, kardiovertieren oder bei Koloskopien zuschauen. In der ZNA bzw. ITS konnte man auch oft das Sono dazuholen bspw. für ein eFAST oder Herzultraschall, arterielle BGAs machen und auswerten oder einen arteriellen Zugang legen.
Ich würde unbedingt dazu raten, die Möglichkeit zu nutzen und auf einem NEF mitzufahren, das nur unweit der Klinik beim BRK steht. Das Ganze war entweder direkt aus dem Dienst oder alternativ auch am Wochenende ganztags möglich und hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn mal Nullrunden dabei sind, hat man sicherlich die Möglichkeit, ein paar spannende Einsätze zu sehen.
Lehre und Betreuung
Die Betreuung war sehr gut, besonders der Chef ist sehr engagiert, den Studenten etwas beizubringen. Es gab einmal pro Woche einen Unterricht bzw. Seminar für PJler oder Famulanten, manchmal auch ein Hands-On seitens der Anästhesie, zusätzlich eine Fortbildung für das gesamte Ärzteteam der Klinik oder Reanimationstrainings. Innerhalb der Abteilung gab es eine wöchentliche Fortbildung, M&M-Konferenz oder Röntgenbesprechung. Des Weiteren durften wir auch kostenlos am Wasserburger Wundforum teilnehmen, das zu unserer Zeit stattfand. Die TUM sieht laut Logbuch zwei Studienwochen pro Tertial vor (8. & 16. Woche). Das Logbuch muss man sich selbst im mediTUM-Portal mit dem Gastzugang, den man vorab bekommt, downloaden und ausdrucken, sofern man eins führen muss, eine gebundene Version gibt es nicht.
Fazit
Insgesamt ein empfehlenswertes und lehrreiches Tertial, natürlich bekommt man eingedenk der Größe der Klinik mit 130 Betten nur die häufigsten Krankheitsbilder der Inneren Medizin zu Gesicht, was einem bei der Tertialplanung bewusst sein sollte. Die Rotationen in die verschiedenen Bereiche waren sinnvoll und haben eine gute Abwechslung in den Alltag gebracht, das Team war sehr nett und der Chef engagiert und studentenfreundlich. Die Umgebung und die damit einhergehenden Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung haben das Tertial im Ganzen abgerundet, daher von mir eine klare Weiterempfehlung.