PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Mbarara University Hospital (3/2025 bis 6/2025)

Station(en)
Notaufnahme, OP, Geburtshilfe
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ich habe mein Chirurgie Tertial für vier Monate am Mbarara Regional Referral Hospital in Uganda absolviert. Im folgenden Text bin ich sehr ins Detail gegangen, um einige Tipps zu geben, über welche ich mich am Anfang gefreut hätte. Falls noch Fragen bestehen sollten, kannst du dich auch gerne bei mir melden.

Ich bin nach Entebbe geflogen, habe mir am Flughafen eine Airtel Sim geholt und wurde dort von einem Taxifahrer, welchen mir Sheila empfiehl für 30 USD nach Kampala gefahren. Es gibt aber auch Uber. Falls ihr dort eine Nacht übernachten wollt, empfehle ich euch Acacia Hostel als Unterkunft (sehr sauber, günstig, entspannte Gegend). Auch wenn Kampala erst recht wuselig wirkt, habe ich mich dort sehr sicher gefühlt und bin auch mit den BodaBodas (Motorrädern) mitgefahren. Dann ging es am nächsten Tag weiter nach Mbarara. Im Vorhinein fand ich es schwierig einzuschätzen, wie ich zum bus park kommen würde. Ihr fragt einfach ein Boda, ob es euch zum Global Coach bus park fahren kann und dann kümmern sie sich um alles. Der Preis liegt bei ca. 3000-5000 shilling. Am Buspark rufen euch schon die Busfahrer und andere Menschen heran, geleiten dich zum Bus nach Mbarara und du kannst für 25.000 shillings mitfahren. Die Fahrt dauert je nach Verkehrslage 5-6h. Nach 2,5h gibt es eine Toilettenpause. Am Buspark in Mbarara erwarten dich wieder viele BodaBodas, die dich für ca. 2000 shilling zum university gate bringen. Da die Reise mit den Motorrädern am unkompliziertesten ist, empfehle ich mit Wanderrucksäcken zu reisen. Gegenüber vom university gate gibt es ein Tor, welches auf einen Campus führt, auf welchem international doctors und interns in Backsteinhäusern wohnen. Die Standards variieren dort sehr doll. Überall kostet eine Nacht 5 USD. Ich habe mich zu jeder Zeit sehr sicher gefühlt (Uganda ist generell sehr sicher, auch alleine als Frau). Von dort sind es 5 Minuten zum nächsten Supermarkt und 5 Minuten bis zum Krankenhaus. Safiina ist für die Unterbringung zuständig und zeigt euch am ersten Tag die Wohnung. Sie kommt auch zum Putzen und macht die Wäsche für 20.000 Schilling. Wenn ihr etwas anderes braucht, könnt ihr ihr jederzeit eine SMS schicken, sie antwortet innerhalb weniger Minuten. Ich hatte Glück und konnte meine ersten Wochen mit zwei belgischen Frauen verbringen, die im Tourismusbereich arbeiten, sodass ich nicht alleine lebte. Eigentlich hatte ich erwartet, mehr internationale Medizinstudenten zu treffen, aber das war in den ersten zwei Monaten nicht der Fall. Daher musste ich mich selbst im Krankenhaus zurechtfinden.

Am ersten Arbeitstag führte mich ein Student über den Unicampus und am zweiten Tag zeigte mir Dr. Edson, ein Oberarzt der Allgemeinchirurgie, das Krankenhaus. Das Krankenhaus besteht aus vielen verschiedenen Häusern, welche die unterschiedlichen departments beherbergen. Von internal medicine, über surgery, pediatrics, obs/gyn, tbc clinic, std department, urology, ICU, … ist alles dabei. Innerhalb eines departments gibt es, außer im private ward, nur einen Raum für Frauen und einen Raum für Männer. Das heißt, dass Bett neben Bett steht, Patient*innen auf Matten auf dem Boden liegen und es sehr eng ist. Die nurses sind hier nicht für die Körperpflege zuständig, sodass zusätzlich noch Familienmitglieder, sog. care takers, anwesend sind und ihre Angehörigen waschen, sich um das Essen kümmern und die Wäsche waschen. Außerdem müssen die care takers die Medikamente und Verbände, welche verordnet werden, selbstständig in den Apotheken kaufen. Obwohl es sich um ein staatliches Krankenhaus handelt, ist die Finanzierung sehr gering.

Obwohl mir ein leitender Arzt an meinem ersten Tag im Krankenhaus alles gezeigt und mich bereits einigen Ärzten und Krankenschwestern vorgestellt hatte, gab es noch viele Dinge, die ich selbst herausfinden musste. Da ich eine kontaktfreudige Person bin und es mir nichts ausmacht, mich immer wieder neu vorzustellen, habe ich es geschafft, aber nicht ohne Schwierigkeiten. Am Anfang waren sich die Ärzte nicht ganz sicher, was meine Aufgaben waren, also habe ich mich wirklich ins Zeug gelegt und ihnen gezeigt, dass ich daran interessiert bin, zu lernen und das System kennenzulernen. Als sie meine Bereitschaft sahen, öffneten sich die Ärzte und Assistenzärzte wirklich, bezogen mich mit ein, brachten mir viele praktische Fertigkeiten bei und führten sehr interessante oder lustige Gespräche mit mir. Wenn du ein aufgeschlossener Mensch bist, wirst du sicher gut zurechtkommen. Andernfalls rate ich, diese Erfahrung mit einer engen Bezugsperson zu machen. Das System ist anders, ugandische Assistenzärzt*innen arbeiten viel und es dauert eine Weile, bis man seinen Platz im System gefunden hat. Aber sobald ich das geschafft hatte, fühlte ich mich sehr wohl. Ich legte Kanülen, nahm Blutproben, ging zur Blutbank, um Blut für den OP zu holen, assistierte bei Wundreinigungen, nähte Kopfwunden, half im Reanimationsraum (Beatmung von Patienten, Durchführung von CPR, ...), bereitete den sterilen Tisch für Operationen vor, assistierte bei Operationen und durfte auch nähen. Die Ärzt*innen aus anderen Abteilungen sind auch sehr offen für Rotationen in andere Fachbereiche, sodass ich mir auch eine vierwöchige Rotation in der Geburtshilfe/Gynäkologie organisiert habe. Die Ärzt*innen haben mich ebenfalls mit großer Freundlichkeit und Interesse empfangen, und ich durfte bei vielen Kaiserschnitten als erste Assistentin mitwirken. Die ugandan interns lernen in ihrer Zeit dort selbstständig Kaiserschnitte durchzuführen. Ich wurde von meinen general surgeons und den anderen docs regelmäßig gefragt, wie viele Babys ich schon delivered hätte. In Uganda freuen sich die Assistenzärzt*innen dich auf deinem Weg zum selbstständigen Arbeiten zu unterstützen, erklären dir ihre Schritte und erlauben dir (natürlich nur, wenn du dich wohl fühlst und sie dich kennen) selbstständig ein Baby zu deliveren oder ab der Gebärmutter zuzunähen. Am Anfang war mir das sehr fremd, aber da ich bei so vielen Kaiserschnitten assistieren durfte, habe ich mir das Nähen bald zugetraut. Wenn du die Gebärmutter, Faszie und Haut nähen kannst, dann darfst du auch die erste Operateurin sein.

Vor meiner Ankunft in Uganda hatte ich Angst, dass mir Aufgaben auf Grund meiner Hautfarbe zugetraut werden und mir sehr viel Verantwortung zugeschrieben wird. Dies war keinesfalls so. Natürlich bin ich durch meine weiße Hautfarbe im Krankenhaus besonders aufgefallen. Mir wurden aufgrund dessen aber keinesfalls Dinge zugetraut, für welche ich noch nicht ausgebildet bin. Ich wurde als Studentin angesehen, die viele praktische Skills erlernen soll, ähnlich wie dies auch von den einheimischen Studierenden erwartet wird. Die einheimischen Studis habe aufgrund ihrer vielen Rotationen deutlich mehr praktische Erfahrung und das sollte einem bewusst sein. Erst wenn man sich wohlfühlt gewisse Aufgaben zu übernehmen und selbstständig durchzuführen, sollte man dies tun. Es gab dort stets die Möglichkeit nein zu sagen.

Es ist auch sehr einfach, verschiedene Rotationen zu organisieren. Man kann auch in die Neurochirurgie, Orthopädie, Pädiatrie, Geburtshilfe/Gynäkologie gehen ...
Da die Ausstattung im Krankenhaus recht spärlich ist, würde ich auf jeden Fall eigenes Handdesinfektionsmittel mitbringen (gibt es osnt auch vor Ort in Apotheken). Einweghandschuhe und Gesichtsmasken waren während meines Aufenthalts immer verfügbar. Einige OP-Hauben für den Operationssaal wären jedoch gut mitzubringen. Ich habe auch 5 Sets Scrubs mitgebracht und diese für meine Arbeit auf der Station verwendet, ein weiteres Set für den OP-Bereich. Falls du eigene OP-Schuhe hast, kannst du diese ebenfalls mitbringen. Ich habe jedoch immer ein Paar gefunden, das ich verwenden konnte.
Ich kann wirklich jeder Person empfehlen, ein PJ-Tertial im Mbarara Regional Referral Hospital zu absolvieren. Ich war froh, die ganzen vier Monate hier verbracht zu haben, denn nach fünf bis sechs Wochen hatte ich mich vollständig eingelebt. Meine Freizeit verbrachte ich mit meinen beiden Mitbewohnerinnen, mit denen ich die ersten sechs Wochen zusammenlebte, mit anderen Leuten, die ich zufällig in Hostels kennengelernt habe, und mit meiner besten Freundin, die nach zehn Wochen zu mir stieß. Falls man mal nicht weiterweiß oder den Weg nicht kennt, kann man einfach Leute fragen, die einem immer weiterhelfen. Wenn man auf den Markt geht oder ein Boda nimmt, kann man auch immer feilschen. Selten hat jemand versucht, einen höheren Preis zu verlangen, aber das kam nur ein paar Mal vor. Ich habe die Einheimischen als ehrliche und herzliche Menschen kennengelernt, die das Beste für einen wollen.

Weitere Empfehlungen:
Reisen: Global Coach Bus von Kampala nach Mbarara für 25.000 Schilling, kürzere Strecken: Motatos/Minibus

Gemüse, Obst: Central Market (im Vergleich zu anderen Märkten etwas teuer), Rwebikona-Markt (gute Preise!!!!)

Wasser: In jedem Lebensmittelgeschäft kann man 5- oder 20-Liter-Wassertanks kaufen, die ein Boda-Fahrer zu dir nach Hause bringen kann.

Mobile Daten: MTN, Airtel; es gibt einen Laden am Flughafen und an jeder Straßenecke gibt es weitere Läden.

Geld: Es gibt so viele Banken in der Stadt, dass man selber schauen muss, welch einem die geringsten gebühren berechnet. Ich bin zu „dfcu” gegangen und habe 11.500 Schilling für jeden Betrag Gebühren gezahlt.

Mücken: Ich habe Malarone für die gesamten 4 Monate eingenommen, war aber überrascht, dass ich nicht viele Mücken gesehen habe (März-Juli). Ich habe mich dennoch wohler gefühlt unter einem Moskitonetz zu schlafen und Malarone zu nehmen.

Strom: Der Strom fällt recht regelmäßig aus. Anfangs bestimmt 3 Mal pro Tag für 10 Min- 1h. Pack also eine Stirnlampe und eine Powerbank ein!

Ernährung: Ich bin Vegetarierin und hatte überhaupt keine Probleme. Meine Freundin ist sogar Veganerin, und wir haben Soja- oder Hafermilch gekauft.

Temperatur: Ich war während der Regenzeit in Mbarara. Das bedeutet jedoch nicht, dass es ständig regnet. Meistens regnete es nachts oder morgens stark, danach kühlte es ab und wurde wieder heiß. Schnelle Wetterumschwünge sind jedoch häufig. Tagsüber war es recht warm, aber nachts kühlte es stark ab, sodass ich trotzdem gut schlafen konnte.
Bewerbung
Für die Organisation von Praktika internationaler Studierender ist Sheila, die international relations officer der Mbarara University of Science and Technology (MUST) zuständig. Ich habe im Dezember 2023 meine Bewerbung mit CV und der Application Form, die ich unter der Website von MUST gefunden habe an folgende Mail geschickt: [email protected]. Tatsächlich habe ich erst 3 Monate später eine Antwort erhalten, sodass ich euch die Kontaktaufnahme per Whatsapp unter folgender Nummer empfehlen würde: +256782595511. Sheila antwortet manchmal etwas länger nicht, nimmt es einem aber nicht übel, wenn man ihr mehrfach Nachrichten zur Erinnerung schickt. Nach meiner Annahme habe ich noch angegeben, dass ich eine Wohnung auf dem Campus (5 USD/Nacht) mieten möchte und dann konnte ich mich schon um meine Impfungen kümmern.

Das Visum habe ich tatsächlich erst im Januar 2025 für meine Einreise ab März 2025 gebucht (https://visas.immigration.go.ug) Zunächst war ich etwas verwirrt, da mir Sheila riet ein tourist visa für 3 Monate für 50 USD zu buchen. Bei der Registrierung musste ich jedoch mein Rückflugticket, welches vier Monate später war, hochladen. Das stellte jedoch kein Problem dar und ich hatte zwei Tage später mein Online Visum. Eine Woche bevor mein tourist visa dann abgelaufen ist, bin ich in Mbarara einfach ins immigration office gegangen und habe dort extrem unkompliziert mein Visum für 50 USD verlängert.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Mitoperieren
Notaufnahme
Gipsanlage
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Punktionen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
500 USD für 4 Monate

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07