Vorab: Das AOZ ist eine Praxisklinik für Augenheilkunde. PJ kann man hier nur im Rahmen des ambulanten Quartal der Med. Fak. Mannheim machen.
Ich habe mein ambulantes Quartal im AOZ Augenoperationszentrum Heidelberg verbracht. Kurzversion: Wenn man sich für die Augenheilkunde interessiert, sehr zu empfehlen!
Das AOZ ist eine Praxis mit Schwerpunkt auf Kataraktchirurgie, Laserrefraktive Chirurgie und IVOMs. Es gibt auch eine Sprechstunde, hier kommen allerdings überwiegend Patienten zur Vor-/Nachuntersuchung der OPs. So ca. jeder 3. Pat hat eine andere chronische Augenerkrankung die kontrolliert werden muss oder kommt wegen akuten Beschwerden. Das Patientenklientel ist hier also nicht ganz so "spannend" wie an der Uniklinik, es gibt allerdings definitiv speziellere Fälle als in einer "normalen" Praxis.
Zur Praxis/Team: Das AOZ ist groß, eigentlich eine kleine Klinik mit >20 Mitarbeitern auf 6 Etagen und 2-3 OP-Sääle verteilt. Die Abläufe sind aber sehr gut organisiert, wodurch Patienten nur kurz warten müssen. Alles in allem ist das AOZ sehr professionell aufgestellt und ein "Paradebeispiel" wie eine Praxis laufen kann. Mir gegenüber waren alle sehr aufgeschlossen, wodurch man sich schnell als Teil des Teams fühlt. Grundsätzlich herrscht eine nette, fröhliche Stimmung, was sich auch angenehm im Patientenumgang zeigt. Neben mehreren angestellten Optikerinnen, Praxishilfen und MFAs für den OP gibt es 5 Ärzte und Ärztinnen. Dr. Volz ist der Gründer des AOZ und kann einem sehr viel fachlich, aber auch ökonomisch erzählen. Er ist mittlerweile im Ruhestand und kommt nur noch ca. 1 im Monat in die Praxis, weshalb er die Praxis an Prof. Schlichtenbrede übergeben hat. Prof. Schlichtenbrede ist ehemaliger Direktor der Augenklinik der UMM und ist in der Praxis hauptsächlich operativ tätig. Während meines PJs hat er auch ein Kollegin in der Sprechstunde vertreten, normalerweise versucht er sich aber dort überwiegend rauszuhalten. An OPs führt er routinemäßig (Femto-)Cataract/CLE-OPs, ICLs und IVOMs durch, beherrscht bei Bedarf aber auch weitere Verfahren. In der Praxis lassen sich abrechnungstechnisch und wegen der Ausstattung natürlich nicht alle OPs durchführen, weshalb man nicht erwarten sollte hier Sachen wie Cerclagen o.ä. zu sehen. Als weiterer Arzt ist Dr. Schilling zu nennen. Er ist erfahrener Laserchirurg und führt als einziger in der Praxis eine Reihe an Laserverfahren sowie deren Vor-und Nachgespräche durch. In der Praxis werden Smile Pro, Smile hyperop, Femto-Lasik (und Presbyond), PRK und PTK durchgeführt. Dr. Schilling ist hier ein sehr gewissenhafter und erfahrener Operatuer, der einem viel über die Verfahren erzählen kann. Dr. Golubkina und Dr. Schiltenwolf kümmern sich um die Sprechstunde. Sie sind beide sehr erfahren und bestrebt Wissen zu vermitteln. Hier findet der Großteil des Teachings statt.
Zu den Tätigkeiten: Es gibt einen Fahrplan, an den man sich mehr oder weniger halten kann. Man wird von Tag 1 in den Arbeitsplan mit aufgenommen und gilt schnell als vollwertige Arbeitskraft. Zuerst kümmert man sich um die Voruntersuchung, die alle Patienten bekommen. Also Visus am Autorefraktometer, kurze Anamnese, ggf. NC-Tonometer und Brille ausmessen. Da man die Bedienung der Geräte schnell gelernt hat und die Arbeit dann sehr repetetiv ist, bin ich schnell weiter zu den Optikern gegangen. Dort kann man eine Reihe weiterer Geräte kennenlernen und bedienen wie OCT, Optos, Gesichtsfeld, IOL Master zur Linsenberechnung, Pentacam und MS-39 für die Laserchirurgie und einige weitere. Außerdem kann man dort das Refraktionieren am Phoropter lernen. Als nächste Station kann man zu den Ärzten mit in die Sprechstunde. Hier wird man haupsächlich als Mitschreiber eingesetzt, kann aber immer bei interessanten Patienten mitdraufschauen. Dadurch lernt man die Krankheiten kennen und kann die Bedienung der Spaltlampe und Funduskopieren üben. Hier habe ich die meiste Zeit verbracht, wenn aber mal Not am Mann war, springt man z.B. kurz bei den Voruntersuchungen ein. Als weitere Station sollte man unbedingt mal mit in den OP, sowohl zu den Katarat-, als auch Laser-OPs. Hier kann man zwar nicht viel machen (OP-Assistenz gibts ja nicht), durch die Kameras sieht man aber alles was der Operateur sieht und kann die OPs live mitverfolgen. Nach ein paar Mal wird aber auch das repetitiv, sodass ich hier nicht mehr als 3-4 Tage verbracht habe.
Mittwochs ist ab Mittag Unterricht ("ambulanter Mittwoch") für den man ja in die UMM kommen muss. Hier kann man sich morgens seine Selbststudienzeit nehmen, sodass man nicht extra für 2 Stunden nach Heidelberg fahren muss und so jeden Mittwoch "frei" hat. 1-2x im Monat kommt mittwochs eine Optometristin ins AOZ, hier kann man in Absprache mit dem Dekanat den ambulanten Mittwoch fehlen, ohne dass es als Fehltag gilt.
Arbeitsbeginn ist immer 8 Uhr, Mittagspause hat man ca 1-1,5h und fertig ist man meist zwischen 16-17Uhr abhängig vom Patientenaufkommen.
Bei mir gab es eine Aufwandsentschädigung von 600€ netto/Monat.
Alles in allem würde ich das Quartal an jeden empfehlen, der in die Augenheilkunde gehen möchte. Entweder als Ergänzung wenn, man das Wahlfach auch in der Augenheilkunde an einer Uniklinik macht oder wenn man sich später niederlassen möchte und mal das "non plus ultra" einer Praxis sehen möchte. Wenn man sich nicht sicher ist, ob Augenheilkunde das richtige ist, ist wahrscheinlich eine Uniklinik interessanter.