PJ-Tertial Psychiatrie in Spital Interlaken (6/2025 bis 8/2025)

Station(en)
Psychiatrie Station
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station
Heimatuni
Bern (Schweiz)
Kommentar
Mein Wahlstudienjahrs-Monat (so heisst das PJ in der Schweiz) auf der Psychiatrie-Station des Spitals Interlaken hat mir sehr gut gefallen. Besonders positiv aufgefallen ist mir der durchgehend wertschätzende und respektvolle Umgang sowohl gegenüber den Patient:innen als auch im interprofessionellen Team. Schrittweise wurde mir im Verlaufe des Monats mehr Verantwortung anvertraut, wobei ich gegen Ende hin selbständig Gespräche führen, Gruppen leiten und eine Fallführung übernehmen durfte.

Organisation
Die Organisation verlief von Anfang an reibungslos. An meinem ersten Tag wurde ich vom Chefarzt in Empfang genommen, der mich dann auf die Station gebracht und dem Team vorgestellt hat. Ich durfte mich dann sogleich einer Psychologin anschliessen, die mir die Station zeigte und mir alle Abläufe erklärte. Es wurde stets darauf geachtet, dass ich möglichst viel lernen kann und spannende Einblicke bekomme.

Tätigkeiten
Der Arbeitstag startete um 08:00 und endete meist um 17:00. Je nach Arbeitsintensität kam es aber auch vor, dass ich um 16:00 bereits gehen konnte oder bis 18:00 geblieben bin. Die psychiatrische Station ist offen geführt und verfügt über 28 Betten.

In den ersten zwei Wochen war mir täglich ein:e Assistenzärzt:in oder Psycholog:in zugeteilt, die mich sukzessive in den Arbeitsalltag einarbeiteten und mir halfen, den Tag möglichst interessant zu gestalten. Ich erhielt einen Einblick in das vielseitige Gruppentherapieangebot, das unter anderem Themen wie Musik, Kunst, Yoga, Achtsamkeit, Akupunktur, Outdoor und Alltagskompetenz beinhaltete. Ausserdem durfte ich bei Aufnahmen sowie psychologischen Gesprächen dabei sein und Verläufe sowie Berichte schreiben.

Ab der dritten Woche wurde erwartet, dass ich die Tagesplanung selbstständig übernehme. Bei Bedarf konnte ich jederzeit Unterstützung einholen. Ich durfte nun selbstständig psychologische Gespräche führen, Aufnahmegespräche durchführen und Gruppenangebote leiten. Gegen Ende meines Einsatzes hatte ich zudem die Gelegenheit, eine Fallführung zu übernehmen. Diese wurde eng begleitet und regelmässig supervidiert, was mir eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Behandlungsprozess ermöglichte.

Ich war überwiegend auf der Station tätig, hatte aber die Möglichkeit, die diversen Tätigkeitsbereiche der psychiatrischen Dienste Interlaken kennenzulernen. Dazu gehörten die Tagesklinik, die Alterspsychiatrie, die Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie sowie ein sozialpsychiatrisches Begegnungszentrum. Diese Einblicke haben mein Verständnis für das vielfältige Angebot der psychiatrischen Versorgung und die Bedeutung einer abgestuften, bedarfsgerechten Behandlung deutlich erweitert. Ausserdem durfte ich an den Visiten der Intensivstation teilnehmen. Dabei wurde aktiv darauf geachtet, dass ich über mehrere Tage hinweg mitgehen konnte, um den Verlauf eines Patienten möglichst kontinuierlich mitzuverfolgen. Diese Erfahrung war besonders lehrreich und hat mir einen vertieften Einblick in die Behandlung akuter psychiatrischer Krisen ermöglicht.

Dreimal wöchentlich findet eine Supervision für Assistenzärzt:innen und Unterassistent:innen statt, in der Fragen geklärt, Fälle besprochen und schwierige Situationen reflektiert werden. Einmal wöchentlich nimmt das gesamte Team an einer Intervision teil, bei der Fallbesprechungen in einem stets wertschätzenden Rahmen erfolgen. Medikamentöse Anpassungen werden viermal pro Woche im Rahmen eines Medikamentenrapports mit dem Chefarzt diskutiert. Einmal pro Woche findet normalerweise eine halbtägige Weiterbildung für Assistenzärzt:innen in Bern statt; während meines Einsatzes fiel diese jedoch aufgrund der Sommerpause aus.

Betreuung und Teamkultur
Das Team besteht aus Pflegepersonal, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, Spezialtherapeut:innen und Ärzteschaft. Die Zusammenarbeit habe ich als wirklich interdisziplinär erlebt – nicht nur im organisatorischen Sinne, sondern auch im täglichen Miteinander. Unterschiedliche Perspektiven wurden aktiv einbezogen, und es wurde grosser Wert darauf gelegt, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Die Hierarchien werden bewusst sehr flach gehalten, was zu einem offenen, wertschätzenden und kritisch hinterfragenden Austausch im Team beiträgt.

Das ganze Team ist sehr herzlich und fachlich kompetent. Dies wirkt sich äusserst positiv auf die Patient:innenbetreuung wie auch auf die gemeinsame Zusammenarbeit aus. Ich habe mich jederzeit als vollständiges Teammitglied gefühlt und wurde aktiv ermutigt, Fragen zu stellen, Beobachtungen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Mein Input wurde ernst genommen und geschätzt.

Bei Unsicherheiten oder Fragen hatte ich nie Hemmungen, nachzufragen, und man ist oft auch aktiv auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich zurechtkomme oder noch etwas besprechen möchte.

Unterkunft und Freizeit
Das Personalwohnheim wurde mir durch das Sekretariat der Psychiatrie vermittelt und liegt nur fünf Gehminuten vom Spital entfernt. Die Zimmer sind einfach ausgestattet und verfügen über ein Lavabo; Dusche, WC und Küche werden gemeinschaftlich genutzt. Die Gemeinschaftsbereiche sind sauber, und die Küche ist ausreichend zum Kochen eingerichtet. Da viele Unterassistent:innen dort wohnen, findet sich fast immer jemand zum gemeinsamen Essen oder Austausch.

Interlaken liegt eingebettet zwischen zwei Seen und mitten in den Bergen – entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung in der Natur. Das Spitalgelände ist schön gelegen, und der Thunersee ist in rund 15 Gehminuten erreichbar. Auch zum Joggen oder Spazierengehen bietet die Umgebung ideale Voraussetzungen.

Fazit
Der Monat in der Psychiatrie Interlaken war für mich fachlich wie auch persönlich sehr bereichernd. Ich habe nicht nur wertvolle Einblicke in das breite Spektrum psychiatrischer Versorgung erhalten, sondern konnte auch meine eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und zunehmend Verantwortung übernehmen. Die offene, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie der respektvolle Umgang im gesamten Team haben ein äusserst lernförderndes Umfeld geschaffen. Ich kann einen Einsatz in der Psychiatrie Interlaken wärmstens weiterempfehlen.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Patientenvorstellung
Prüfungsvorbereitung
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Gehalt in EUR
1'200 CHF
Gebühren in EUR
415 CHF für ein Zimmer im Personalhaus

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1