Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, Diagnostik, OP
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Allgemeiner Eindruck
Aufgrund meiner fehlenden chirurgischen Vorerfahrung, einer dezenten OP-Aversion sowie den bekannten Horrorgeschichten vom Hakenhalten im Hinterkopf hatte ich initial ein mulmiges Gefühl über das Chirurgie-Tertial. Glücklicherweise habe ich mich für das Klinikum Ibbenbüren entschieden, wo ich sehr viel Freude an den chirurgischen Disziplinen entwickelt habe und das Tertial jederzeit wieder machen würde.
Allgemeine Rahmenbedingungen
- Im Voraus konnte man mit der Personalreferentin eine Wohnung in Kliniknähe oder eine Fahrtkostenerstattung organisieren. Außerdem ist auch der Bezug einer Parkkarte möglich.
- Reibungslose Einführung: Bereits vor Tertialbeginn bestand E-Mail-Kontakt mit der Personalreferentin zur Klärung der Rotationswünsche, am ersten Tag Einführungsveranstaltung am Mathis-Spital in Rheine mit Erhalt von Informationen, der Verzehrkarte sowie der EDV-Zugangsdaten. Das Telefon und die Schlüsselkarte (u.a. auch für die Dienstkleidung) dann von der Technik am Klinikum Ibbenbüren.
- Kostenloses Frühstück und Mittagessen in der Cafeteria.
- Regelmäßige PJ-Fortbildungen zweimal pro Woche (unter anderem ein Nahtkurs, den ich sehr gelungen fand), man durfte auch zu den PJ-Veranstaltungen in Rheine: hier sind besonders interessant der ACLS-Kurs (frühzeitig anmelden, die Plätze sind schnell weg) sowie der Kenntniskurs Strahlenschutz, den man sich nach der Approbation für die Fachkunde im Strahlenschutz anrechnen lassen kann.
- Mein persönliches Highlight war die M3-Simulation, welche durch die (Chef)Ärzte der Kardiologie/Gastroenterologie/Allgemeinchirurgie an zwei Tagen für uns PJler durchgeführt wurde und mir rückblickend, vor allem im Bezug auf Nervosität und Erwartungshaltung, sehr geholfen hat.
- Allgemein zu den Lehrkrankenhäusern der Uni Münster, vor allem für Externe: Die Uni Münster zahlt nur für jeden anwesenden Tag, heißt für das Wochenende/dienstfreie Tage/Fehltage bekommt man kein Geld. Allerdings kompensiert das Klinikum Ibbenbüren dies meiner Meinung nach gut mit anderen Benefits.
Rotationen
Im Laufe des Tertials rotiert man fest durch die drei chirurgischen Abteilungen Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie und Thoraxchirurgie. Fremdrotationen, z. B. in die Urologie, sind nach Absprache möglich, habe ich allerdings nicht in Anspruch genommen. Ich muss auch zugeben, dass ich insgesamt wenig im OP war, dies aber in allen drei Abteilungen problemlos möglich war.
1. Unfallchirurgie
Der Tag hier beginnt um ca. 7:40 Uhr mit der Frühbesprechung und endet gegen 16:00/16:15 Uhr nach der Röntgen- bzw. Nachmittagsbesprechung. Ich durfte dann jeden Tag selbst entscheiden, ob ich in die Notaufnahme, auf Station oder in den OP gehen wollte. Nur dienstags und donnerstags war ich fest zur Assistenz im OP bei den orthopädischen Belegärzten eingeteilt (meist Hüft- oder Knie-TEPs), die sehr nett waren und viel während den OPs erklärt haben.
Auch das Team der unfallchirurgischen Abteilung war sehr offen, hilfsbereit und erklärte mir viel. Blutentnahmen und das Legen von Zugängen wurden, wie auf den anderen Stationen auch, in der Regel vom Pflegepersonal übernommen, sodass man hier keineswegs dafür ausgenutzt wurde.
Auf Station bestand meine Hauptaufgabe darin, Visiten zu begleiten und Arztbriefe zu schreiben, wobei man auch hier nicht unter Druck gesetzt wurde, sondern einem auch immer zu dem Prozedere/dem Arztbrief verfassen an sich erklärt worden ist. In der Notaufnahme durfte ich Patienten mituntersuchen, Wunden versorgen und nähen, sodass man schnell eine gewisse Routine entwickeln konnte. Natürlich konnte man auch zu den Sprechstunden, z.B. der BG-Sprechstunde.
2. Allgemeinchirurgie
Ich muss wirklich betonen, wie wohl ich mich auch in diesem tollen und engagierten Team gefühlt habe. Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit der Frühbesprechung und endet gegen 15:45 Uhr mit der Röntgenbesprechung. In der Allgemeinchirurgie war der Übergang zwischen OP/Station/ZNA/Sprechstunden sehr fluide und jederzeit möglich. Auf Station zählten zu meinen Aufgaben u. a. das Ziehen von Drainagen, das Anlegen von Verbänden, das Betreuen von eigenen Patienten (und das Schreiben derer Arztbriefen), alle Tätigkeiten wurden einem dabei vorher immer vernünftig gezeigt und erklärt. Fester Bestandteil der Aufgaben war natürlich auch die Visite und insbesondere die wöchentliche Chefarztvisite am Mittwoch, bei der man seine Patienten vorstellen durfte und die beiden engagierten Chefärzte einem Fragen zu den jeweiligen Krankheitsbildern und dem Prozedere stellen. Ich empfand dies als eine hervorragende Vorbereitung insbesondere auf den ersten Tag des M3s. Einer der beiden Chefärzte, welcher durch die M3-Simulation bereits von meiner Prüfungsangst wusste, hat sich sogar extra nochmal die Zeit für mich genommen, um im Stil des M3s das Kolorektale Karzinom mit mir durchzugehen, wofür ich sehr dankbar war. Bei interessanten Fällen in der Notaufnahme konnte man jederzeit runtergehen und durfte die Patienten schonmal eigenständig untersuchen/sonographieren etc. und anschließend den Assistenzärzten vorstellen und den Fall besprechen. Insgesamt habe ich von Chefärzten bis zu Oberärzten und Assistenzärzten (insbesondere auch einer, der jetzt leider auf Intensivstation ist und immer systematisch alle relevanten Krankheitsbilder gründlich mit mir durchgegangen ist) und auch die liebe PA, die liebe MFA und natürlich auch die Pflege sehr viel gelernt und hatte auch wirklich sogar sehr viel Spaß dabei. Hätte ich Allgemeinchirurgin werden wollen, so hätte ich mich auf jeden Fall hier beworben.
3. Thoraxchirurgie
Durch meine 20 Fehltage am Ende des Tertials beschränkte sich mein Aufenthalt in der Thoraxchirurgie auf nur drei Tage. Hier durfte ich immer mit in den OP und mich einwaschen, in der Notaufnahme sind die Thoraxchirurgen am Klinikum Ibbenbüren nicht fest eingeteilt. Auf Station konnte man am normalen Stationsalltag teilnehmen und mit den PAs mitlaufen und u. a. lernen, Thoraxdrainagen zu ziehen. Die Arbeitszeit war ähnlich wie in der Unfallchirurgie: 7:40 bis 16:00 Uhr.
Fazit
Das Chirurgie-Tertial am Klinikum Ibbenbüren war für mich eine durchweg positive und überraschend bereichernde Erfahrung. Ich habe mich fachlich gefördert, persönlich wertgeschätzt und menschlich gut eingebunden gefühlt. Wer ein abwechslungsreiches, lehrreiches und kollegiales chirurgisches Tertial sucht (ohne Dauer-Hakenhalten), dem kann ich das Klinikum Ibbenbüren uneingeschränkt empfehlen.