PJ-Tertial Chirurgie in Cape Coast Teaching Hospital (10/2024 bis 12/2024)

Station(en)
Notaufnahme, Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Koeln
Kommentar
PJ in Cape Coast, Ghana – Chirurgie im Cape Coast Teaching Hospital

Ich habe die Hälfte meines chirurgischen Tertials im Cape Coast Teaching Hospital (CCTH) in Ghana absolviert und dort überwiegend in der Notaufnahme gearbeitet. Zu Beginn hat man die Möglichkeit, sich selbstständig einen Bereich auszusuchen, in den man rotieren möchte. Insgesamt ist man sehr frei in der Gestaltung seines klinischen Alltags.
In der Notaufnahme gab es jeden Mittwochmorgen eine Frühbesprechung mit spannenden Fallvorstellungen und regelmäßig gut aufbereiteten Fortbildungsvorträgen. Das Arbeitstempo war teilweise etwas langsamer als in deutschen Kliniken, doch mit etwas Geduld konnte ich viel mitarbeiten, lernen und meine klinischen Fähigkeiten ausbauen.

Viele Patient*innen kamen mit fortgeschrittenen Krankheitsbildern, häufig in bereits dekompensiertem Zustand. Die späte Vorstellung liegt meist an finanziellen Hürden: Zwar existiert eine staatliche Krankenversicherung, doch sie deckt nur einen Teil der Kosten. Medikamente, Laboruntersuchungen oder Bildgebung müssen häufig direkt aus eigener Tasche bezahlt werden, was die Behandlung verzögert oder manchmal ganz verhindert.
Die Ärzt*innen vor Ort waren fast alle engagiert, fachlich sehr kompetent und offen für Austausch. Ich habe viele Gespräche über das Gesundheitssystem, soziale Ungleichheiten und die strukturellen Herausforderungen der Versorgung in Ghana geführt – oft sehr reflektiert und kritisch.
Die Unterrichts- und Amtssprache ist Englisch, sodass die Kommunikation im klinischen Alltag problemlos funktioniert. Dennoch kann ich nur empfehlen, sich ein paar Begriffe in Twi anzueignen – das wird sehr geschätzt und öffnet Türen zu tieferem Austausch.
Ich kann jedem Medizinstudierenden ein Auslandstertial in einem Land des globalen Südens wirklich empfehlen. Medizinisch sieht man Krankheitsbilder in einem ganz anderen Stadium (z. B. Endstadien, Traumata, Tropenerkrankungen), aber auch menschlich erweitert sich der Horizont enorm. Man lernt, wie Medizin unter schwierigen Bedingungen trotzdem funktionieren kann, oder auch an äußeren Umständen scheitert. Die engen Verflechtungen von Globalisierung, Wirtschaft und Gesundheitssystem werden dabei sehr greifbar – eine Erfahrung, die hoffentlich auch lange nach dem PJ nachwirkt.
Ghana gilt im westafrikanischen Vergleich als stabiles Land. Dennoch war es für mich teilweise schockierend und auch frustrierend zu sehen, wie viele Ressourcen fehlen.

Als weiße, alleinreisende Studentin – zur Zeit meines Aufenthalts war ich die einzige europäische Studentin am Haus – wurde ich überall offen, interessiert und freundlich empfangen. Ghana ist ein sehr gastfreundliches und sicheres Land, in dem ich mich jederzeit wohlgefühlt habe.
Reisen und Freizeit
Auch Reisen innerhalb des Landes war unkompliziert möglich. An verlängerten Wochenenden oder durch flexible Einsatzzeiten hatte ich Gelegenheit, Ghana auch außerhalb des Klinikalltags kennenzulernen. Das Land ist touristisch noch wenig überlaufen, aber voller Highlights: der Kakum-Nationalpark mit Regenwald-Hängebrücken (inkl. Übernachtung im Baumhaus!), das geschichtsträchtige Cape Coast Castle, und wirklich schöne Strände. Abends konnte man am Meer in kleinen Bars entspannen, ein Bier trinken oder Billard spielen.
Cape Coast selbst ist eine kleine, eher ruhige Stadt mit viel Geschichte – deutlich entspannter als das chaotische Accra, wo man während der Rushhour oft kaum von der Stelle kommt. In Cape Coast kommt man gut zurecht, wenn man das lokale Transportsystem einmal verstanden hat: Tricycles und Sammeltaxis fahren feste Routen, sind günstig und zuverlässig. Der Weg zur Klinik hat meist nur 15-20 Minuten gedauert.

Unterkunft und freiwillige Arbeit in der Community Clinic

Ich habe auf dem Gelände einer kleinen Klinik am Stadtrand von Cape Coast gewohnt, mit großem Garten, zwei verspielten Hunden und sehr netten Nachbar*innen. Durch die Lage auf einem Hügel war es angenehm kühl, was das Klima auch in heißen Zeiten sehr erträglich machte. Nach dem oft trubeligen Klinikalltag war das ein guter Rückzugsort um auch mal zur Ruhe kommen zu können.
Zusätzlich zu meinem PJ im Teaching Hospital konnte ich mich auch in der kleinen Klinik, auf dessen Gelände ich gewohnt habe, freiwillig einbringen. Hier konnte ich bei Ultraschalluntersuchungen unterstützen oder bei der Betreuung von Patient*innen mithelfen – ein direkter, nahbarer Einblick in die Basisversorgung vor Ort.

Organisation & Bescheinigung

Ich habe nur ein halbes Tertial absolviert und studiere an einer Universität in Nordrhein-Westfalen. Deshalb reichte für meine Tertialbescheinigung ein Stempel des Krankenhauses – ein Stempel der Universität in Cape Coast war nicht nötig. Das kann je nach Fakultät oder Prüfungsamt variieren – ich empfehle, das frühzeitig mit der Heimatuni abzuklären.
Mein Ansprechpartner vor Ort hat sich sehr unkompliziert um alle Formulare, Stempel und Dokumente gekümmert. Die Organisation lief Dank der Kontakte vor Ort reibungslos.

Bewerbung
Bewerbung und Kontaktaufnahme

Den Kontakt zum CCTH habe ich über einen befreundeten Arzt hergestellt, den ich in meinem ersten Tertial in Accra kennengelernt hatte. Er betreibt die kleine Klinik in Cape Coast, in der ich zusätzlich freiwillig ausgeholfen habe, und setzt sich dort für die fast kostenlose medizinische Versorgung einer ärmeren Community ein.
Aktuell baut er ein kleines Austauschprogramm auf, bei dem internationale Medizinstudierende auf dem Klinikgelände wohnen können. Die Miete trägt direkt zur Finanzierung der medizinischen Arbeit bei – ein einfaches, aber wirkungsvolles Konzept, das freiwilliges Engagement mit lokaler Unterstützung verbindet.
Wenn ihr Interesse daran habt selber dort eine Famulatur oder ein Teil eures PJs zu verbringen könnt ihr euch gerne bei dieser Mail hier melden: [email protected]. Es fallen keine zusätzlichen Vermittlungsgebühren an und die Miete die ihr zahlt geht direkt an die Klinik.
Meine Bewerbung war sehr kurzfristig – etwa einen Monat im Voraus – aber völlig unkompliziert. Für alle, die einen authentischen PJ-Auslandsaufenthalt mit Sinn und medizinischem Tiefgang suchen, ist ein Tertial am Cape Coast Teaching Hospital (CCTH) in Ghana wärmstens zu empfehlen.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Gipsanlage
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Notaufnahme
Chirurgische Wundversorgung
Punktionen
Dienstbeginn
Nach Bedarf
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
Studiengebühren 250€ für 8 Wochen + Miete ca 100€ pro Woche

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.8