Als erstes will ich meine Enttäuschung vom Weg nehmen: mir wurden feste Rotationen in Neuroradiologie und Neurochirurgie jeweils für 2 Wochen schriftlich versprochen. Es wurde nur Neurochirurgie für eine Woche umgesetzt. Die ganze Organisation ist so unprofessionell gelaufen, echt schade. Sonst hätte ich dafür, was mir da angeboten wurde, auch in Heidelberg bleiben können. Das Sekretariat der Neurologie ist eine der unsozialsten und unfreundlichsten, was ich je erleben durfte.
Die Neurologie in Ludwigsburg ist eine relativ große Abteilung mit vielen verschiedenen Bereichen und Spezialambulanzen. Es war also trotz der guten Besetzung von Assistenten wirklich sehr stressig, da man sehr viele Aufgaben aufgetragen bekommen hat. Keine Assistenten gaben sich wirklich Mühe einem etwas beizubringen, was sehr schade ist. Zum Glück haben da die Oberärzte und der Chef sehr viel kompensiert. Das Team hatte keine Erfahrung mit PJern. Es wurde zu viel erwartet und wenig erklärt, was die Aufgaben anging.
Leider ist es auch so, dass wirklich sehr sehr viele Stellen mit Ärzten aus dem Ausland besetzt sind, die kein Verständnis für die Tätigkeiten eines PJs haben. Das verringerte den Lerneffekt dann natürlich noch zusätzlich.
Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass die Stimmung in der Abteilung eher normal ist, jedoch habe ich mich nie richtig als Teil des Teams empfunden.
Zum allgemeinen Tertialablauf: es gab kein PJ-Ansprechpartner für mich, kein Log-Buch, die Rotationen wurden mit dem Chef und der Oberärztin persönlich abgesprochen, mit wenig Freiraum, was das anging. Während des Tertials durchläuft man die verschiedenen Stationen: 8 Wochen Normalstation, 4 Wochen Stroke-Unit, 1 Woche Elektrophysiologie, 2 Wochen ZNA und eine Woche Neurochirurgie (mein Sonderwunsch gewesen).
Mit Abstand am Besten gefallen haben mir die Wochen in der Notaufnahme, in der man doch recht selbständig arbeiten konnte und das Gefühl hatte, auch wirklich gebraucht zu werden. Hier sieht man die wichtigsten Notfälle und bekommt schnell Routine in der Notfalldiagnostik und Therapie der wichtigen neurologischen Notfallbildern. Außerdem die Neurochirurgie in Ludwigburg ist echt traumhaft, nettes Team, gute Eingliederung.
Auch der Monat auf der Stroke-Unit war ganz interessant und total lehrreich. Der leitende Oberarzt hat sich immer Mühe gegeben einem was beizubringen und zu erklären. Am Ende hatte ich das Gefühl, ein Spezialist für Schlaganfall geworden zu sein.
Die Zeit auf Normalstation empfand ich leider als nicht so lehrreich. Hier war auch möglich selbständig zu arbeiten, dennoch unter zu viel Supervision von Assistenten, so dass die selbständige Arbeit nicht wirklich selbstständig war. Leider hatte ich immer den Eindruck, dass man die Zeit bis zum Schluss absitzen musste auch wenn es nichts zu tun gab; früher nach Hause geschickt wurde man eigentlich nie. Es kam sehr oft zu den Überstunden, was bei mir auch zu Krakheitstagen geführt hat. Auch kein Verständnis dafür und Ausgleichstage zu gestalten waren auch extremst schwierig. Sie nehmen PJ sehr ernsthaft, zu ernsthaft an, was die Mitarbeit angeht.
Positiv hervorzuheben ist der PJ-Unterricht am Klinikum Ludwigsburg. Dieser findet jeden Tag statt und ist wirklich lehrreich! Meistens ist ab circa 13 Uhr Unterricht, der dann bis circa 16 Uhr geht, sodass man den gesamten Nachmittag nicht auf Station ist.
Insgesamt ist das PJ in Ludwigsburg gut strukturiert. Es gibt einen PJ-Sprecher, der einen schon einige Zeit vor Tertialbeginn kontaktiert und in die gemeinsame Whatsapp-Gruppe aufnimmt. Das fand ich persönlich echt toll, weil man so schon rechtzeitig alle wichtigen Informationen erhalten konnte! Am ersten Tag gibt es einen Einführungstag mit Klinikführung etc...