Diagnostik, Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
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Kommentar
Rückblickend war mein Tertial im St. Joseph-Stift mit Abstand mein bestes und lehrreichstes PJ-Tertial ! Das SJS ist der richtige Ort für angehende Chirurgen und jene (wie mich), die von dem Fach zunächst überzeugt werden müssen.
Vom ersten Arbeitstag an ist man fester Bestandteil eines äußerst netten und kompetenten Teams. Der Einsatz erfolgt auf den verschiedenen chirurgischen Stationen des Hauses und in der Notaufnahme. Einblicke in die Sprechstunden und die Intensivstation werden bei Interesse ebenfalls ermöglicht. Im OP-Plan werden bei viszeral- und unfallchirurgischen Eingriffen regelhaft PJler als 2. Assistenz eingetragen, sodass wir uns meist am Morgen in die jeweiligen OP-Säle aufteilten. Wollte man bei spannenden Eingriffen dabei sein, so konnte man im Grunde jederzeit mit an den OP-Tisch. Meine anfänglichen Unsicherheiten aus dem Fach zu Pandemiezeiten waren recht schnell überwunden, danach habe ich das Assistieren als großes Privileg wahrgenommen. Alle Operateure sind sehr um eine gute Lehre bemüht. Hin und wieder darf man die Hautnähte machen, bei laparoskopischen Eingriffen die Kameraführung und bei kleineren Operationen gelegentlich sogar die erste Assistenz übernehmen. Die Stimmung ist fast ausnahmslos gut unter Ärzten und OTAs und der Umgang miteinander wertschätzend.
Auf Station läuft man nach der Frühbesprechung mit auf Visite. Eine nette MFA übernimmt einen großen Teil der Blutentnahmen, natürlich ist man hierbei auch als PJler gefragt. Verbandswechsel, Klammern oder Drainagen entfernen, Ports anstechen, Befunde sichten und Arztbriefe verfassen zählen ebenso zu den täglichen Aufgaben. Ich kann hier jedem PJler empfehlen, während des Einsatzes auf dem Bauchzentrum ein „eigenes Zimmer“ zu betreuen! In der ZNA ist selbstständiges Arbeiten gut möglich und auch erwünscht. Die initiale Untersuchung und strukturierte Anamnese, (FAST-) Sonographie oder Wundversorgung (inkl. Nähen) führt man in der Regel eigenständig durch, nach der Dokumentation holt man sich einen der Assistenten hinzu und erörtert das weitere Prozedere. In kurzer Zeit sammelt man in der Notaufnahme viele Eindrücke und erlernt praktische Fähigkeiten.
Besonders hervorzuheben sind die regelmäßig stattfindenden klinischen Lehrvisiten mit dem Chefarzt. Zunächst ist einer der Studenten aufgefordert, der Runde kurz und präzise ein Bild des Patienten zu vermitteln, bevor eine gemeinsame Visite und Untersuchung erfolgt. Im Anschluss werden das Krankheitsbild oder anderweitige chirurgische, pharmakologische und internistische Themengebiete besprochen. Der Erkenntnisgewinn ist enorm groß, sowohl fachlich als auch im Hinblick auf sinnvolle Herangehensweisen in der täglichen Begegnung mit Patienten. Wer mehr davon für seine spätere Tätigkeit mitnehmen möchte, dem empfehle ich, die morgendliche Visite auf der Privatstation zu begleiten (früh, dennoch sehr lohnenswert)! Abgesehen von den Lehrvisiten findet fast täglich Unterricht für alle PJler und Famulanten im Hause statt, dieser umfasst neben Chirurgie auch Gynäkologie, Anästhesie, Innere und Radiologie inkl. Sonographie. Leider fiel der Unterricht der Inneren Medizin des Öfteren aus. Der radiologische Unterricht hingegen fand ausnahmslos statt und war ebenfalls grandios. Wer mag, kann außerdem in der täglichen Röntgendemo Patienten aus der ZNA oder von Station vorstellen. Dienstags findet eine interdisziplinäre Tumorkonferenz statt.
Generell herrscht im SJS ein besonderes Arbeitsklima und der Patient steht klar im Zentrum der Behandlung, hier mögen ggf. die christlichen Werte der Klinik auch noch eine Rolle spielen. Als PJler wird man fest eingebunden, hat trotzdem viele Freiheiten und wird je nach Eigeninitiative auch herausgefordert, was ich in meinen anderen Tertialen an Unikliniken teilweise vermisst habe. Auch die Rahmenbedingungen für PJler sind unschlagbar. Am ersten Tag erhält man Telefon und Spind, ein riesen Pluspunkt ist zudem die kostenlose Verpflegung. Wir PJler gingen nach der Frühvisite oft einen Kaffee trinken und die gemeinsame Mittagspause wurde (fast) nie verpasst. Ferner werden bei Bedarf auch Appartements direkt neben dem SJS kostenlos gestellt, diesbezüglich erhält man etwa fünf Wochen vorab eine Mail.
Ohne nostalgisch werden zu wollen, kann ich behaupten, dort die glücklichste Zeit meines Studiums verbracht zu haben. All dies sind subjektive Erkenntnisse, also macht euch selbst ein Bild und habt eine gute Zeit im St. Joseph-Stift!