PJ-Tertial Gynäkologie in Asklepios Klinik Barmbek (9/2023 bis 1/2024)

Station(en)
Gynäkologie, Geburtshilfe, Brustzentrum
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich hatte mich sehr auf mein Wunschtertial in der Gyn gefreut, aber leider war es mit Abstand mein schlechtestes Tertial... Wenn ihr Spaß daran habt, den ganzen Tag über Haken zu halten, dann seid ihr hier genau richtig.

Man wird in einem Rotationsplan auf die verschiedenen Stationen (Gyn, Geburtshilfe, Brustzentrum) aufgeteilt (nicht regelmäßig: also mal 2 Wochen hier, dann 3 Wochen dort, dann mal wieder eine Woche hier - ist an sich aber nicht weiter schlimm, so bleibt immerhin etwas Abwechslung da). Unabhängig vom Rotationsplan wird man aber immer in den OP gerufen, wenn sie einen Hakenhalter brauchen. Angenommen also, man freut sich, dass man in der Geburtshilfe mal nicht am OP-Tisch steht, kann im nächsten Moment aber dein Telefon klingeln und du wirst von den Brustchirurgen in den OP gerufen. (Wenn mehrere PJler gleichzeitig da sind, kann man sich da immerhin etwas abwechseln, ich war aber auch wochenlang die einzige PJlerin und da war das dann schon sehr schade...). Nachdem ich die PJ-Beauftragte recht schnell darauf angesprochen habe, meinte sie nur "OPs gehören nunmal zu Gynäkologie dazu, ist doch spannend" und das war's...

Geburtshilfe: Da das Haus sehr groß ist, bekommt man schon sehr viele Geburten mit, was ganz cool ist, teilweise auch kompliziertere Fälle. Auch Zwillingsgeburten sollte man in dem Tertial eigentlich gesehen haben. Um 7:30 Uhr gehts mit der Frühbesprechung los, danach nimmt man erstmal bei allen Wöchnerinnen Blut ab (ca. 10 BE/Tag). Im Anschluss kann man entweder in den Kreißsaal gehen (falls dort gerade etwas los ist), in die Kreißsaalambulanz oder auf Station helfen.
- Kreißsaal: Hier guckt man v.a. während der Geburten zu und legt Zugänge. Ggf. hilft man auch mal bei Lagerungsmanövern oder so. (Also zwar nicht so viel zu tun, aber Geburten an sich sind ja auch spannend). Man kann auch immer mit in den Sectio-OP, wo man auch steril am Tisch steht. Zunähen durfte ich leider kein einziges Mal (angeblich immer aufgrund von Zeitmangel - ich hätte mir aber wirklich sehr gewünscht, immerhin EIN EINZIGES MAL eine Naht zu machen!)
- Station: Die Visite verpasst man i.d.R. aufgrund der BEs. Hier schreibt man die Entlassbriefe der Wöchnerinnen (falls man einen PC ergattert), füllt die Mutterpässe aus und darf die Entlassgespräche führen. Oft sitzt man aber nur neben der Stationsärztin und schaut ihr über die Schulter auf den PC-Bildschirm, während sie ihre Aufgaben erledigt.
- Kreißsaalambulanz: Hier kann man auch z.T. spannende Fälle mitanschauen. Die Betonung liegt aber leider auch wieder auf "anschauen". Ich selbst durfte leider nur sehr selten mal einen Ultraschall machen ("Oh, die Frau hat gerade Wehen, lass mich das mal lieber machen", "Jetzt haben wir gerade nicht so viel Zeit, bei der nächsten darfst du dann aber wirklich", "Lass mich mal zuerst, du kannst dann nachschallen" - 3x dürft ihr raten, ob ich nachschallen oder bei der nächsten Patientin einen Ultraschall machen durfte...). Wenn man Glück hat und eine coole Ärztin begleitet, darf man aber auch mal mehr machen: Bauch-Sono, vag. Sono, MM tasten, Ballon legen. Generell hab ich auch oft beim Ballonlegen assistiert, was immerhin mal eine Abwechslung zum stumpfen Rumsitzen war. Auch wenn ich leider oft nichts machen durfte, habe ich immerhin übers Zuhören einiges an Wissen mitgenommen.

Gynäkologie: Hier ist man entweder im OP, auf Station oder in der Ambulanz.
- OP: Hier verbringt man die meiste Zeit, eigentlich v.a. eingequetscht unterm DaVinci und hält die ganze Zeit Haken o.Ä. (Auf den Bildschirm kann man von der Position aus leider auch quasi gar nicht gucken, also ist es echt ausschließlich dumm rumsitzen). Die anderen OPs sind dann v.a. Myomenukleationen, Ovarial-Cas (die sind immerhin ganz interessant, auch wenn man von seinem Standort aus nicht soo viel sehen kann - einmal war ich aber 1. Assistenz, das war nice) oder irgendwelche LSK. Auch hier darf man leider nicht nähen, 1x durfte ich immerhin das Klammergerät benutzen.
- Station: Auch hier macht man erstmal die BEs (ca. 5/Tag) und fälligen Braunülen. Wenn man Glück hat, erwischt man die Visite, oft habe ich sie aber auch verpasst. Danach erledigt man v.a. irgendwelche Botengänge oder schaut mal wieder über die Schulter - spannende Aufgaben, von denen man richtig was mitnimmt, gab es quasi nie.
- Ambulanz: Hier guckt man (wie ihr euch denken könnt) auch meistens zu. Bei coolen Ärztinnen durfte man hier aber auch mal selbst das Spekulum einstellen und sonografieren. Die eine Oberärztin hat einen auch selbst die Pat. anamnestizieren und sich im Anschluss von einem vorstellen lassen, das war ganz cool. Meistens war es aber so wie in der Kreißsaalambulanz, dass man nur zuguckt.

Brustzentrum: Die Zeit hier fand ich sehr entspannt, auch wenn man 3 von 5 Tagen nur im OP stand.
- Montag und Freitag laufen keine OPs, hier sitzt man dann in der Sprechstunde, darf die Brüste der Frauen auch abtasten, sonografieren und bei Stanzen assistieren. Nach Ende der Sprechstunde durfte man gehen (ca. 14 Uhr).
- Von Dienstag bis Donnerstag hält man dann im OP Haken. Meist sind es zum Glück nicht so lange Eingriffe (oft 1-2h), aber man ist trotzdem den ganzen Tag im OP eingeteilt. Die OP-Pflege war in den allermeisten Fällen aber sehr nett und es herrschte oft eine angenehme Stimmung im OP, sodass man fast davon absehen konnte, dass man gerade mal wieder die unbezahlte Drecksarbeit macht. Auch hier durfte ich in der gesamten Zeit nur 3x eine Naht machen - enttäuschend! Einmal habe ich mit der Chefärztin operiert, das war sehr cool, sie hat mich viel machen lassen und ich durfte auch mal kautern etc.!

Sonstiges:
- Das Mittagessen ist tatsächlich das beste an diesem Tertial gewesen! So eine gute Mensa habe ich noch nie gesehen; große Auswahl, gute Qualität und Geschmack, recht abwechslungsreich!
- Studientage: 1x/Monat hatte man einen Studientag fürs Selbststudium.
- Erwähnt auf jeden Fall, dass ihr an einer staatlichen Uni studiert. Hier sind viele Studenten von der Asklepios-Medical-School pflichtweise eingeteilt und die Ärzte haben aufgrunddessen die Grundeinstellung, dass man nicht an der Gyn interessiert sind und gehen erstmal davon aus, dass man von der AMS kommt. Nachdem ich erwähnt habe, dass ich aber an einer staatlichen Uni studiere, wurde mir direkt viel mehr erklärt.
- Das Team: Ich muss sagen, dass es etwas durchwachsen ist. Es gibt einige sehr nette und motivierte Ärztinnen, die einem gerne etwas zeigen und machen lassen. Dann gibt es einige "normale", wo man schon etwas mehr hinterher sein muss, aber dann gehts. Und es gibt eine handvoll furchtbare Ärztinnen, die die PJler einfach "abschieben" (z.B. zur Pflege sagen "XY hat mir gerade gesagt, dass sie unglaublich gerne nochmal üben möchte, BEs zu machen, habt ihr noch welche für sie?"). Diese Ärztinnen haben auch sehr über ihre Kolleginnen hergezogen und sich nicht daran gestört, dass man als PJler diese Lästereien mitbekommen hat.
- Unterricht: Da man sehr oft im OP steht und das auch Vorrang hat, konnte ich oft nicht am Unterricht teilnehmen. Sollte sich dann doch mal die Gelegenheit ergeben haben, fiel der Unterricht auch ab und zu aus. Fand er statt, war er ganz gut (v.a. gesellschaftliche Diskussionen (z.B. Abtreibung pro/contra), weniger "hard facts", was ich so aber ganz spannend und interessant fand).

Mein Fazit: In diesem großen Haus kann man schon eine Menge interessanter Fälle sehen und einen guten Eindruck für die Fachrichtung gewinnen. An Skills (Anamnese, Untersuchung, Sono, Nähen, Briefe schreiben etc.) konnte ich aber in 4 Monaten leider fast gar nichts mitnehmen. Und glaubt mir, ich habe echt sehr oft nachgefragt und erst nach Wochen der Ablehnung aufgegeben. Das fand ich wirlich sehr schade und frustierend!
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.73